Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bewährung für Löw
Der Bundestrainer muss sich in 14 Tagen erklären
BERLIN (dpa/SID) - In seiner badischen Rückzugsoase warten qualvolle Tage auf Joachim Löw. Mit einer detaillierten Aufarbeitung der 0:6Schmach von Spanien soll der Bundestrainer das Restvertrauen der DFB-Spitze sichern. Verbandschef Fritz Keller mahnte den angezählten Coach, die Klatsche von Sevilla müsse „gründlich analysiert und die nötigen Folgerungen daraus gezogen werden“. Bis dahin arbeite Löw nur auf Bewährung, will die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“erfahren haben. Der 60-Jährige habe noch keinen „Freifahrtschein“zur EM im nächsten Jahr.
Zwei Wochen gebe der DFB Löw Zeit, um eine erste Schadensanalyse vorzulegen, berichtet der „Kicker“. Die Lehren sollten im größeren Kreis diskutiert werden, vermeldete die „FAZ“. Für den 4. Dezember ist die nächste Präsidiumssitzung anberaumt. Aber was dann? Ein Rauswurf des Weltmeister-Trainers von 2014 erscheint trotz des enormen öffentlichen Drucks – 94 Prozent der Fans sind laut „kicker“-Umfrage dafür – so unwahrscheinlich wie Löws Rücktritt.
Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann nahm Löw in Schutz, er sieht die Gründe für das 0:6 auch im öffentlichen Druck auf die Spieler. „Du wirst tendenziell eher nur schlecht geschrieben, Jogi wird nur schlecht geschrieben, und der „Tatort“hat mehr Einschaltquote als die Nationalmannschaft“, sagte er. Eine junge Mannschaft müsse erst mit einer solchen Situation umzugehen lernen. „Das beschäftigt die Spieler, es gelingt dann am Anfang wenig und der Gegner macht aus seinen ersten zwei Chancen zwei Tore, dann ist dein Unterbewusstsein erst mal darauf getriggert, die sogenannte selbsterfüllende Prophezeiung zu erfüllen – nämlich abzukacken“, sagte der 33-Jährige: „So wie es überall steht, dass sie sowieso abkacken. Und das ist dann passiert. Und: Dem Gegner gelang alles.“
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus dagegen kritisierte Löw: „Seine öffentlichen Statements und Erklärungen sind nicht mehr so klar, deutlich und souverän wie noch vor einigen Jahren. Und das spiegelt seine Mannschaft auf dem Feld wider.“