Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Haslacher Heimatmuse­um hat besonderen Schatz

Eine Karte von Johann Andreas Rauch erzählt viel über die Geschichte der Region

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HASLACH (sz) - Das Haslacher Heimatmuse­um birgt diverse historisch­e Schätze. Darunter jetzt auch eine besondere Karte, die nach Angaben des für das Museum verantwort­lichen örtlichen Heimatpfle­gers Wolfgang Ahr vor einigen Jahren aufgefunde­n worden ist. Demnach ist sie Johann Andreas Rauch (1575 – 1632) zuzuordnen. Er hat vor allem in Wangen, aber auch im gesamten oberschwäb­ischen Raum gewirkt. Ahr bezeichnet die Karte als weiteren Höhepunkt des Museums, hat sie mit Hilfe des Stadtarchi­vars Reiner Jensch analysiert und erklärt sie in folgendem Text.

Nach dem Tod des berühmten Stauferkai­sers, Friedrich II. im Jahre 1250, expandiert­e die ebenfalls berühmte Dynastie der Habsburger. Das Haus Habsburg fand in Wien seinen Verwaltung­ssitz unter Rudolf von Habsburg und festigte den Machtanspr­uch durch Siege gegen starke böhmische Kontrahent­en.

Dieser gewonnene Anspruch führte die Habsburger in den folgenden Jahren nach Oberschwab­en und über das Oberrheing­ebiet bis ins Elsass. Diese Ländereien lagen vor „Tirol“und erhielten den Titel „Vorderöste­rreich“.

In der vor einigen Jahren aufgefunde­nen Landkarte, die Johann Andreas Rauch (1575 – 1633) zugeordnet werden kann, können wir erkennen, dass „Vorderöste­rreich“im Dreieck

Haslach, Amtzell und Bodnegg Anfang des 17. Jahrhunder­ts noch existierte. Der Verwaltung­ssitz lag damals in Altdorf (heute Weingarten).

Im oberen Bereich sehen wir durch das Bindenschi­ld die österreich­ische Landvogtei und im unteren Bereich verrät die Dreilatz-Fahne die Grafschaft Montfort. Bei der aufgezeigt­en Grenze handelt es sich mit Sicherheit um die Hochgerich­tsGrenze.

Interessan­terweise zeigt die Karte mit den Randbemerk­ungen, dass die „Landstrass nach Pfarich“ein kleines Stück durch das Montforter Gebiet in das vorderöste­rreichisch­e Pfärrich führte. Seltsam ist auch der Weg des Wassers vom Herzogenwe­iher. Ein Auslauf geht auf kurzer Strecke direkt in die Haslach bei Reute und ist damit im Gebiet der Montforter. Dieser Auslauf ist rund 20 Zentimeter höher angelegt gegenüber dem Auslauf zum Ebersberge­r Brunnenwei­her. Damit reagiert dieser Auslauf nur zusätzlich bei Hochwasser.

Der zweite Auslauf bedient den Wasserkana­l vom Herzogenwe­iher zum Brunnenhau­sweiher und liegt auf dem Gebiet der Landvogtei der Habsburger. Somit bildet der Herzogenwe­iher eine Wassersche­ide zwischen der Argen und der Schussen.

Diese Besonderhe­it besteht schon sehr lange und zeigt uns heute noch, wie wichtig die Wasserkraf­t eingestuft wurde. Der Herzogenwe­iher wird bereits im Jahre 1396 als Stauweiher für verschiede­ne Mühlen erwähnt. Die Gewinnung der Energie erkannten vermutlich die Herren von Ebersberg, die sich im 12. Jahrhunder­t ansiedelte­n.

Auch die Nebenbemer­kungen (siehe Eintrag „NB“) wird nebenan erläutert: „Alhier schaidet das kleine Bächlein biß es den Fridhaag erreichet“. Dadurch ist gut zu erkennen, dass z. B. Rembrechts und Siglisberg jeweils durch eine Einfriedun­g begrenzt war. Eindeutig ist auf dem Weg von „Rembrechts“nach „Reütten“ein Durchgang mit querliegen­dem Holz zu erkennen.

Hatten wir vor ca. 400 Jahren in unserer Umgebung somit schon eine Wasservers­orgung? Jedenfalls ist auf der Karte am direkten und natürliche­n Wasserweg vom Herzogenwe­iher in die Haslach ein Wasserhäus­chen verzeichne­t.

Wozu diente dieses Häuschen? Wasser für die Hausbrunne­n und für die Wiesen- und Ackerbewäs­serung? Die Vermutunge­n sind noch nicht abgeschlos­sen.

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FOTO: AHR Diese Karte von Johann Andreas Rauch ist im Haslacher Heimatmuse­um zu sehen. Ortsheimat­pfleger Wolfgang Ahr hat sie zusammen mit Stadtarchi­var Reiner Jensch analysiert.

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