Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehr als vier Millionen für die Neuordnung tief im Boden
Abwasserverband erneuert Leitungen und baut ein weiteres Pumpwerk in der Schussengemeinde
MECKENBEUREN - Großprojekt für den Abwasserverband Unteres Schussental (AUS) und die Gemeinde Meckenbeuren: Mit dem Haushalt 2021 ist jüngst in der Verbandsversammlung der Blick aufs Pumpwerk in Sassen gefallen. Wie das Abwasser speziell aus Richtung Lochbrücke dorthin gelangt, diese Neuordnung ist auf mehr als vier Millionen Euro veranschlagt. Kosten, die für den Bau eines weiteren Pumpwerks, für Druckleitungen und ein eventuelles Speicherwerk entstehen – und die zum allergrößten Teil die Schussengemeinde zu tragen hat.
In der AUS-Sitzung im Meckenbeurer Rathaus hatte Steffen Eckhardt vom Büro Wasser-Müller den Vertretern aus Eriskirch, Tettnang und Meckenbeuren den Planungsstand vorgestellt. Als „anspruchsvolles Bauwerk“auf drei Ebenen skizzierte er den sechs auf zwölf Meter großen Neubau, bei dem die Tiefe von zehn Metern ins Auge fällt.
Notwendig wird er, weil der alte Sammler in Lochbrücke in die Jahre gekommen ist. Derzeit ist er noch funktionsfähig, aber eben nicht sanierbar. Wo der Neubau den Standort haben wird: Dazu ließ sich seitens des AUS noch keine Aussage treffen, dazu werde noch verhandelt.
Mit zwei Druckleitungen soll das Abwasser dann den Weg vom neuen Pumpwerk (grob: im Bereich Lochbrücke/Gerbertshaus) hin zum Pumpwerk Sassen finden – als Ersatz für den veralteten Sammler, der noch im Freigefälle angebunden war. Die
Druckleitungen sollen kostengünstiger sein als der Bau von Freispiegelleitungen.
Pumpwerk und Leitungen bilden den ersten Teil der Investitionen: Neben Planungskosten von 150 000 Euro sind dafür 2021 rund 1,19 Millionen Euro an Baukosten veranschlagt – sowie 1,45 Millionen anno 2022.
Eingeplant ist zudem ein Speicherwerk, das es bislang nicht gibt. Es soll helfen, eine Überlastung der
Kläranlage Eriskirch bei Starkregen zu vermeiden. Zu Planungskosten von 100 000 Euro im Jahr 2023 sollen 1,37 Millionen Euro für den Bau 2024 treten. Noch nicht festgelegt ist, welche Größe das Speicherwerk haben soll, das – räumlich gesehen – nach dem Pumpwerk Sassen angesiedelt sein wird. 500 oder 800 Kubikmeter waren Angaben, die in der Sitzung fielen. Dass die Planung dafür erst 2023 einsetzt, hängt damit zusammen, dass ein Jahr lang Daten und Erfahrungswerte aus dem Pumpwerk gesammelt werden sollen – wie oft welche Überlaufmenge auftritt.
Herein spielt hier eine Meckenbeurer Besonderheit: das Trennsystem mit Regenwasser- und Schmutzwasserkanal, also zwei voneinander getrennten Kanalisationsnetzen. Problematisch wird es, wenn sich Fehlanschlüsse häufen – dann also, wenn in den tiefer liegenden Schmutzwasserkanal Fremd- und Regenwasser eindringt und dessen Menge steigert, sodass die Kläranlage in Eriskirch an ihre Grenzen gerät.
Mit dem Speicherbauwerk und dessen Pufferfunktion soll sich eine Kontinuität bei der Menge der
Schmutzwasserfracht gewährleisten lassen. Meckenbeurens Kämmerer Simon Vallaster bestätigt auf SZ-Anfrage, dass von der Gemeinde zudem daran gearbeitet werde, die Fehlanschlüsse zu finden, um die Menge an Fremdwasser zu reduzieren.
Es könne sein, so Vallaster, „dass die Maßnahmen allein bereits einen Effekt haben und zumindest die Dimension weiterer Pufferbecken vermindern oder diese sogar ganz entfallen können. Kurzum: Wir ,experimentieren’ nach der Umsetzung der beiden genannten Maßnahmen, wie sich das Thema entwickelt und ob wir ,nachlegen’ müssen.“
Der zeitliche Ablauf, wie er in der Sitzung skizziert wurde: Januar 2021: Ausschreibung für den Rohbau und die Druckleitungen – April 2021: Vergaben (erhofft) – Juni 2021: Baubeginn (Dauer: etwa ein Jahr) – Herbst 2021: Ausschreibung für die technische Ausstattung und Elektrotechnik – Mitte 2022: Inbetriebnahme (erhofft) – Juni 2023: Beginn der Planung für das Speicherwerk.