Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehr Frauen nach vorne
Schön anzusehen sind sie durchaus, die orange leuchtenden Wahrzeichen und Gebäude in der ganzen Region. Doch dass diese Aktion überhaupt notwendig ist, stimmt eigentlich eher traurig. Gewalt an Frauen ist noch immer so allgegenwärtig, dass es den sogenannten Orange Day braucht, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein in der breiten Bevölkerung zu schaffen.
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Dabei sollte man eigentlich meinen, dass die Unterdrückung der Frau in diesen hochmodernen Zeiten längst der Vergangenheit angehört. Traurig, dass das nicht der Fall ist. Dass Frauen stattdessen noch immer jedes Jahr am Weltfrauentag eine gleichberechtigte Bezahlung fordern müssen, dass Sexismus noch immer in vielen Bereichen an der Tagesordnung ist und dass deswegen eben Gebäude orange angeleuchtet werden.
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Da wirkt es auch fast schon beschämend, dass es so lange gedauert hat, bis sich Oberschwabens größte Wallfahrt, der Blutfreitag, überhaupt für Frauen geöffnet hat. Nachdem die Verantwortlichen sich hier in einer jahrelangen Diskussion stets stocksteif gezeigt hatten und Frauen vehement ausgeschlossen haben, sollen Frauen künftig doch teilnehmen dürfen. Immerhin, besser spät als nie.
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Dass etwas mehr Frauenpower auch an anderer Stelle, nämlich im Tettnanger Gemeinderat, gut täte, ist ebenfalls nicht neu. Auch wenn diederzeit einzige Gemeinderätin tapfer ihre Frau steht, ein paar mehr Frauen am Ratstisch wären durchaus wünschenswert. Bedauerlich ist, dass nun entgegen der Hoffnung vieler Bürger doch keine Frau als Beigeordnete ins Rathaus einziehen wird. Denn die verbliebenen Kandidaten, aus denen der Gemeinderat kommende Woche eine erste Vorauswahl treffen wird, sind allesamt männlich.
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Und auch in Langenargen war der Wahlkampf von Männern dominiert. Dabei zeigen Gemeinden wie Meckenbeuren, dass sich auch Frauen gut im Bürgermeisteramt machen. Sie dürften sich ruhig öfter mal an solche Positionen trauen.