Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Als Tettnang noch Kreisstadt war – und es auch gerne geblieben wäre
Im November 1970 bewegt die geplante Kreisreform die Gremien – Zwar stimmen letztlich alle dafür, doch es gibt auch Kritik an dem Vorhaben
TETTNANG - Viele erinnern sich noch ganz genau daran, als Tettnang noch Kreisstadt und das Zentrum eines eigenen Landkreises war. Denn der Bodenseekreis, wie wir ihn heute kennen, existiert erst seit dem 1. Januar 1973. Damals wurden der Kreis Tettnang und Großteile des Landkreises Überlingen zusammengelegt und daraus der neue Bodenseekreis gebildet. Doch die ersten Vorbereitungen dafür begannen schon vor 50 Jahren.
Im November 1970 bewegte das Thema die Gremien – denn bis zum 4. Dezember mussten alle Kreisgemeinden eine Stellungnahme vorlegen, wie sie zu der geplanten Kreisreform stehen. Und diese Idee stieß längst nicht überall auf Begeisterung.
Der damals amtierende Landrat Kurt Diez äußerte scharfe Kritik an dem Vorhaben. „Er, der Landrat, sehe keine Gründe, den Kreis Tettnang aufzulösen“, zitierte die SZ ihn in einem Bericht vom 5. November 1970. Mit seiner Steuerkraftsumme werde der neue Kreis gegenüber dem jetzigen Kreis abfallen, weil der hinzukommende Teil des Kreises Überlingen steuerschwächer sei, erklärte Diez damals.
Für Meckenbeuren stand zunächst auch die Frage im Raum, ob man sich dem neuen Bodenseekreis anschließen oder vielleicht doch zum Kreis Ravensburg gehören wolle. Letztlich sprach sich die Schussengemeinde jedoch für den neuen Kreis aus. Neu war für Meckenbeuren im Zuge der Reformen auch die Verwaltungsgemeinschaft mit Kehlen, das bis dato eigenständig war. Es biete sich hier jedoch eine „sinnvolle Zusammenarbeit“an, die für beide Gemeinden Vorteile bringen könne, hieß es in einem Zeitungsbericht.
Und auch der Kressbronner Gemeinderat stimmte schließlich für die Kreisreform. In allen drei Gremien wurden jedoch auch Zweifel laut, welche Zweckmäßigkeit ihre Anhörung denn habe. Es wurde kritisiert, dass das Ganze ohnehin schon beschlossene Sache sei und die Stellungnahmen reine Formsache seien.