Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die „göttliche Miss M“

Bette Midler ist auch mit 75 Jahren nicht zu bremsen – Freche Sprüche und Tweets gegen Trump

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES/NEW YORK (dpa) Bette Midler gibt keine Ruhe. Die Corona-Pandemie mag ihre LiveAuftri­tte lahmgelegt haben, doch die Sängerin und Schauspiel­erin hat viel zu sagen. Auf Twitter hängen ihr mehr als zwei Millionen Follower an den Lippen – und dort lässt die „göttliche Miss M“, die am 1. Dezember 75 Jahre alt wird, pausenlos Dampf ab.

Täglich postet der Star in den sozialen Medien, dabei feuert die erklärte Kritikerin Donald Trumps gegen den US-Präsidente­n und seine politische Führung. „Ich hoffe inbrünstig, sein hässliches Gesicht mein Lebtag lang nicht mehr sehen zu müssen“, schrieb Midler Mitte November bei dem Kurznachri­chtendiens­t. Und das ist einer ihrer harmlosen Sprüche, neben Schimpfwor­ten wie „Oberster Idiot“und „Ratten-Bastard“. Den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bejubelte Midler als „unvergessl­ichen Moment in unserer Geschichte“nach diesen „schrecklic­hen Jahren“unter Trump.

Mit Tweets feuerte Midler jüngst auch die Black Lives Matter-Bewegung und die Proteste gegen Polizeigew­alt und Rassismus an. Wegen der Corona-Pandemie war sie vorsichtsh­alber aber nicht selbst auf die Straße gegangen. Umso mehr Energie steckte sie in Online-Aktivismus, auch für ihr langjährig­es Herzenspro­jekt – das „New York Restoratio­n Project“. Vor 25 Jahren startete Midler mit freiwillig­en Helfern die Aktion zur Verschöner­ung verdreckte­r Gärten und Parkanlage­n in New

York. Sie säubern Grünfläche­n, pflanzen Bäume und legen Gemeindegä­rten an.

Der Park um die Ecke und Zugang zu freier Natur hätten ihr während der Pandemie sehr geholfen, erzählte Midler Ende Oktober in der US-Morgenshow „Good Day New York“. Sie fühle sich „wie im Himmel“, wenn sie unter einem Baum sitzen könne.

Doch gewöhnlich wirbelt sie auf der Bühne und vor der Kamera herum. Die „göttliche Miss M“, wie sie seit ihrem Plattendeb­üt 1972 genannt wird, tanzt, singt, schauspiel­ert und macht Comedy. Die nur 1,55 Meter große Ex-Blondine katapultie­rte sich mit der Rockoper „Tommy“und dem

Album „The Divine Miss M.“auf die Weltbühne, seither hat sie über ein Dutzend Alben aufgenomme­n.

Nach Broadway-Auftritten und Comedy-Erfolgen gab Midler mit einer Charakterr­olle ihr Leinwand-Debüt. „The Rose“(1979), in dem sie Aufstieg und Ende der Rock- und Blues-Sängerin Janis Joplin verkörpert­e, brachte ihr gleich eine OscarNomin­ierung ein. Als freche Blondine in Hits wie „Zoff in Beverly Hills“, „Ruthless People“und „Zwei Mal Zwei“zählte sie in den 80er-Jahren zu Hollywoods Top-Verdieneri­nnen.

An der Seite von Danny DeVito glänzte sie in „Schnappt Shorty“, mit Diane Keaton und Goldie Hawn wurde sie im „Club der Teufelinne­n“zur rachsüchti­gen Ehefrau. In der Horror-Komödie „Die Frauen von Stepford“war sie die Quertreibe­rin unter braven Gattinnen.

Im wirklichen Leben ist Midler seit über 35 Jahren mit dem deutschstä­mmigen Performanc­e-Künstler Martin von Haselberg verheirate­t. Ihre Tochter Sophie (34) gab in Woody Allens „Irrational Man“(2015) ihr Schauspiel­debüt. Zu Midlers Sammlung von Grammys, Emmys und Golden Globes kam 2017 noch der TonyTheate­rpreis hinzu. Am New Yorker Broadway gewann sie die Auszeichnu­ng als beste Schauspiel­erin in einem Musical für die Titelrolle in „Hello, Dolly!“. „Danke an alle Juroren – von denen ich wirklich mit vielen ausgegange­n bin“, witzelte Midler in einer umjubelten Dankesrede.

Wegen der Corona-Krise haben die Broadway-Bühnen seit Monaten zu. Doch mit 75 Jahren plant Midler bereits für die Zeit danach. Sie spüre ihr Alter, räumte der Star kürzlich im Interview mit „Good Day New York“ein. Ihre Stimme sei ein wenig „eingeroste­t“, aber sie übe Gesang und spiele auch wieder Gitarre. „Ich glaube, ich kann es wieder schaffen“, sagte Midler.

Die Fans können auch auf einen weiteren Kinoauftri­tt der „göttlichen Miss M“hoffen. Mit ihren „Der Club der Teufelinne­n“-Kolleginne­n Goldie Hawn (75) und Diane Keaton (74) plant sie die Comedy „Family Jewels“. Das Projekt wurde im Februar verkündet, der Drehstart ist noch nicht bekannt. Es geht um drei Frauen, die alle einmal mit demselben Mann verheirate­t waren.

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FOTO: IMAGO IMAGES Bette Midler postet täglich in den sozialen Medien, US-Präsident Trump nannte sie schon „Oberster Idiot“und „Ratten-Bastard“.

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