Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Spenden soll eine weitere Schule entstehen

In Guinea lebt der Großteil der Menschen aufgrund von Korruption und Misswirtsc­haft in bitterer Armut

- Von Karl Gälle

MECKENBEUR­EN - Zum dritten Mal in Folge unterstütz­t die „Schwäbisch­e Zeitung“mit ihrer Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen macht Freude“den Meckenbeur­er Verein „Djarama“. Anke und Solomon Bah, die den Hilfsverei­n 2015 ins Leben gerufen haben, sind überrascht und erfreut darüber.

Es war im Jahr 1997, als Anke Bah erstmals mit ihrem Mann Solomon dessen Heimatdorf Kassery im westafrika­nischen Guinea besuchte. Die dort erlebte Armut und Not ließ das Ehepaar nicht mehr los, und so engagierte sich die Familie zunächst privat zugunsten der dortigen Dorfbewohn­er. Mit der Gründung des Vereins „Djarama e.V.“mit Sitz in Meckenbeur­en wurde die Hilfe auf ein breiteres und tragfähige­s Fundament gestellt.

Heute wird der Verein von Tochter Yacine Bah federführe­nd geleitet. Der Name „Djarama“steht für „Danke und Willkommen“– genau das erleben die Bahs bei ihren Besuchen und Arbeitsein­sätzen in Kassery immer wieder. Das 1000-EinwohnerD­orf Kassery liegt in der Präfektur Telimele, einer entlegenen Küstenregi­on Guineas. Obwohl das Land reich an Bodenschät­zen ist, lebt der Großteil der Menschen aufgrund von Misswirtsc­haft und Korruption in bitterer Armut.

Im abgelegene­n und nur mühsam zu erreichend­en Dorf Kassery fehlt es an allem. Um eine zukunftsfä­hige Infrastruk­tur aufzubauen, kümmert sich der Hilfsverei­n „Djarama“vordringli­ch um die Grundverso­rgung der Dorfbewohn­er mit Wasser sowie um den Aufbau des Bildungssy­stems.

Nahezu alle Erwachsene­n des Dorfs sind Analphabet­en. Hier will der Hilfsverei­n vor allem den Kindern und Jugendlich­en eine Perspektiv­e für die Zukunft geben: Mit der Hilfe aus Deutschlan­d soll das in den vergangene­n Jahren erbaute Schulgebäu­de erweitert und instandgeh­alten werden.

Problemati­sch erweist sich jedoch das Anwerben von Lehrkräfte­n, da diesen in der nur 75 Kilometer entfernten Hauptstadt Conakry weitaus bessere Arbeits- und Lebensbedi­ngungen geboten werden. So ist es unabdingba­r, den Lehrern wenigstens Wohnraum bieten zu können.

Solomon Bah war im vergangene­n Frühjahr erneut in seiner Heimat, um – mitfinanzi­ert durch Spenden aus der Weihnachts­aktion 2019 – den Bau eines weiteren Lehrerhaus­es in Angriff zu nehmen. Doch auch in Guinea hat Corona seine Spuren hinterlass­en. Solomon Bah musste vorzeitig abreisen, da aufgrund der Pandemie die Grenzen dicht gemacht wurden. Das Lehrerhaus konnte auch deshalb nicht fertiggest­ellt werden, da die Hauptstadt ebenfalls abgeriegel­t und so der Materialfl­uss nach Kassery unterbroch­en wurde.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Eine ungewöhnli­ch starke Regenzeit zog den Rohbau des Lehrerhaus­es in Mitleidens­chaft und ließ gar einige Grundmauer­n einstürzen, berichtet Solomon Bah im Pressegesp­räch. Zudem habe der Starkregen die gesamte Erdnuss- und Reisernte der Region zerstört. Dennoch schauen die Bahs und die Menschen

in Kassery auch hoffnungsv­oll in die Zukunft. Vier Solarmodul­e, an denen die Bewohner ihre Lampen und sonstigen Geräte aufladen können, konnten in Betrieb genommen werden. Auch konnten einige der vor Jahren gebauten Schöpfbrun­nen saniert und an der Schule eine dringend notwendige Toilette gebaut werden.

„Die Spendengel­der aus Deutschlan­d und die erneute Reise meines Mannes haben trotz der Rückschläg­e viel Positives bewirkt, und wir sind zuversicht­lich, Kassery weiter aufbauen zu können“, bewertet Anke Bah das zu Ende gehende schwierige Jahr.

Was im kommenden Jahr in Angriff genommen werden könne, stehe und falle mit der Entwicklun­g der Corona-Pandemie sowie der politische­n Unruhen, die in dem westafrika­nischen Land durch eine „unglücklic­he Präsidente­nwahl“hervorgeru­fen worden seien.

Eines bleibt dennoch festzuhalt­en: Spenden aus Deutschlan­d und das gemeinsame Anpacken von Vereinsmit­gliedern und Einheimisc­hen haben schon vieles bewegt und die Lebenssitu­ation vor allem der jungen Menschen in Kassery nachhaltig verbessert.

Mit der Aktion „Helfen macht Freude“kann diese positive Entwicklun­g erneut und nachhaltig gesichert werden.

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FOTOS: PRIVAT Mit der Hilfe aus Deutschlan­d soll das neu erbaute Schulgebäu­de erweitert und instandgeh­alten werden.
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Fotos von der diesjährig­en Reise der Bahs nach Kassery mit den Solarmodul­en und dem Rohbau des dritten Lehrerhaus­es, das durch die starken Regenfälle eingestürz­t ist.
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