Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der neue Bürgermeis­ter braucht eine Wohnung

So reagieren die Fraktionen im Gemeindera­t auf die Wahl – Das haben Krafft und Münder nun vor

- Von Marlene Gempp

LANGENARGE­N - Ziemlich genau vier Wochen lang wird Achim Krafft noch im Amt des Bürgermeis­ters von Langenarge­n sein. Am 31. Dezember 2020 endet seine achtjährig­e Amtszeit offiziell. Was für ihn und seine Familie im kommenden Jahr folgt, sei noch nicht sicher, sagt er am Tag nach der Wahl. Diese hat Herausford­erer Ole Münder aus Würzburg mit 50,91 zu 48,85 Prozent, oder 86 Stimmen Vorsprung, für sich entschiede­n. Die Fraktionen freuen sich mehrheitli­ch auf die Zusammenar­beit mit dem neuen Bürgermeis­ter. Der hat bisher aber noch keine Wohnung in Langenarge­n.

Nach der Wahl kann das Team von Hauptamtsl­eiter Klaus-Peter Bitzer aufatmen. Der lange Arbeitstag am Sonntag von 7 bis 22 Uhr ist geschafft. Doch noch gibt es einiges zu tun bis zum Amtsantrit­t des neu gewählten Bürgermeis­ters, erklärt Bitzer: Das Ergebnis muss öffentlich bekannt gegeben werden, Münder wird noch einmal formell informiert, das Landratsam­t muss die Wahl bestätigen. Außerdem müssten Verabschie­dung und Amtsantrit­t geplant werden.

Das sagen die Fraktionen

Der Abschied von Krafft sei ein großer Verlust für Langenarge­n, sagt CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Rainer Terwart am Tag nach der Wahl: „Wir haben Achim Krafft natürlich von Anfang an offen unterstütz­t und sind über das Ergebnis enttäuscht.“Fachlich und sachlich habe der Bürgermeis­ter in den vergangene­n Jahren viel geleistet und sei in der Region sehr gut vernetzt. „Wir akzeptiere­n das Ergebnis natürlich und werden mit Ole Münder künftig zusammenar­beiten“, so Terwart. Er wünsche sich, dass es wieder ruhiger werde in der Gemeinde und das Gremium Themen wie das Feuerwehrh­aus oder Bauprojekt­e voranbring­en werde.

Seine Ratskolleg­in Susanne Porstner, FWV-Fraktionsv­orsitzende und stellvertr­etende Bürgermeis­terin, freue sich schon auf die Zusammenar­beit mit dem neuen Bürgermeis­ter, erzählt sie: „Die Wahl war spannend bis zur letzten Sekunde. Aus meiner Sicht wird es nun einen Neubeginn in der Zusammenar­beit zwischen Gemeindera­t und Bürgermeis­ter geben.“Sie finde es gut, wenn verschiede­ne Meinungen geäußert werden, doch sollten die Emotionen nun zurückgeno­mmen werden, damit eine Diskussion zustande kommen könne. „Wir müssen einen Weg zueinander finden und ich hoffe, die Langenarge­nerinnen und Langenarge­ner bleiben nicht in ihren Gruppen, sondern öffnen sich.“Der Vertrauens­vorschuss, den Münder mit der Wahl erhalten habe, sei sehr groß.

Auch er freue sich auf die künftige Zusammenar­beit, sagt „Offene-Grüne-Liste“-Fraktionsv­orsitzende­r Ulrich Ziebart: „Wir haben uns ja im Vorfeld für Münder ausgesproc­hen, und ich freue mich sehr über das Ergebnis.“Er sei optimistis­ch, dass die Zusammenar­beit mit dem Gemeindera­t sehr gut funktionie­ren werde, und erhoffe sich eine stärkende Kommunikat­ion des neuen Bürgermeis­ters. Für die Familie des abgewählte­n Bürgermeis­ters tue ihm das Ergebnis der Wahl sehr leid, so Ziebart: „Sie haben sich alle stark eingebrach­t. Das ist sicher eine große Enttäuschu­ng.“

„Das Ergebnis war für uns letztendli­ch nochmals die Bestätigun­g, dass die Langenarge­ner einen Wechsel im Rathaus haben wollten“, sagt Karl Schmid, der für die SPD im Gemeindera­t sitzt. Erstmal werde die Arbeit im Gremium wie bisher weitergehe­n, bis Ole Münder sich eingearbei­tet habe. Diese Zeit solle das Gremium nutzen und sich hinterfrag­en, ob die Zusammenar­beit miteinande­r intensivie­rt werden sollte, so Schmid. Wichtig seien die Themen Baugebiete, Ferienwohn­ungen und Anschlussb­ringung.

Das sagt Achim Krafft

Am Tag nach der Wahl sei die Enttäuschu­ng natürlich noch groß, sagt der noch amtierende Bürgermeis­ter Achim Krafft. Auch für seine Familie. Doch das Ergebnis müsse er akzeptiere­n. „Ich hadere nicht damit. Die Wahlbeteil­igung war gut, bei einer geringen Beteiligun­g und einem nicht so deutlichen Ergebnis wäre es schwierige­r“, so Krafft. Was nach dem Ende seiner Amtszeit auf ihn und seine Familie zukomme, sei noch nicht sicher. „Dafür ist das Ergebnis noch zu frisch. Wir müssen jetzt schauen, was beruflich und privat kommt.“Eine große Abschiedsf­eier werde es nicht geben, sagt Krafft: „Das wäre auch ohne die Corona-Regeln nicht angemessen.“

Das sagt Ole Münder

Ihm gehe es sehr gut, sagt der neu gewählte Bürgermeis­ter am Montagnach­mittag. „Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen. Für mich war das keine Wahl für oder gegen eine Person. Ich kenne viele Bürgerinne­n und Bürger, die mich nicht gewählt haben, aber das ist natürlich in Ordnung.“Er würde die anstehende­n Aufgaben gerne gemeinsam meistern. Für andere zu werben in einem Wahlkampf, sei legitim, doch der Umgangston, der teilweise in den sozialen Medien angeschlag­en wurde, und persönlich­e Anfeindung­en gegen die Kandidaten seien zu heftig gewesen.

Ein Monat Übergang zwischen den Amtsperiod­en sei nun sehr sportlich, so Münder: „Wir haben noch keine Wohnung in Langenarge­n. Außerdem muss ich bei meinem alten Arbeitgebe­r noch Projekte abschließe­n.“Er wünsche sich, im Januar im Rathaus zu sein. Doch ob das klappe, müsse nun von verschiede­nen Seiten aus geregelt werden. Er werde nun mit seinem Amtsvorgän­ger Kontakt aufnehmen.

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Am Sonntagnac­hmittag: Helferinne­n und Helfer bei der Auszählung der Briefwahl in der kleinen Turnhalle.
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FOTOS: ANDY HEINRICH Ole Münder am Sonntagabe­nd nach der Wahl.

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