Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bau einer Hackschnitzelanlage: Weißensberg klagt gegen Stadt Lindau
Anwohner befürchten massive Lärmzunahme durch Transporte und sammeln über 200 Unterschriften gegen das Vorhaben
WEISSENSBERG - Nun macht die Gemeinde Weißensberg Ernst und setzt in die Tat um, was sich in den vergangenen beiden Ratssitzungen bereits abgezeichnet hat. „Wir haben über einen Fachanwalt beim Verwaltungsgericht Augsburg Klage gegen die Stadt Lindau eingereicht“, teilte Bürgermeister Hans Kern auf SZ-Anfrage mit.
Die Klage richte sich gegen die Genehmigung des geplanten Lagerund Verarbeitungsplatzes für Nutzholz im Motzacher Wald, wodurch mit hohen Lärmimmissionen durch die an- und abfahrenden Lastwagen auf Weißensberger Gemeindegebiet zu rechnen sei. Die Klage sei rechtzeitig vor Ablauf der Einspruchsfrist am 17. November eingereicht worden, die genaue Begründung werde nachgereicht.
Zu den Erfolgsaussichten wolle er sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern, meinte Kern. Durch ihre Anwesenheit in der jüngsten Gemeinderatssitzung wollten etliche Bürger aus Weißensberg ihren Protest gegen die geplante Anlage nochmals unterstreichen.
Zuvor war bei der Gemeindeverwaltung eine Liste mit über 200 Unterschriften eingegangen, die von Anliegern der Waldstraße, Lindenstraße und Kirchstraße stammen. Vor allem wären sie künftig von den an- und abfahrenden Laster betroffen, die vom Motzacher Standort über die Gemeindeverbindungsstraße beziehungsweise die Ortsstraßen zur Bundesstraße 12 und von dort weiter nach Rehlings, Lindau und Rothkreuz fahren würden.
Ein Transport über Lindauer Gemarkung ist offenbar nicht möglich – dafür ist die Straße in Richtung Motzach zu kurvig und zu eng. Bürgermeister Kern hatte die Thematik Hackschnitzelanlage am Ende der Ratssitzung unter dem Tagesordnungspunkt
Bekanntgaben nochmals erläutert. Wörtlich sagte er: „Die Stadt Lindau hat ihr Problem auf dem Rücken von Weißensberger Bürgern gelöst.“Nun gehe es darum, dass der eingeschaltete Anwalt einen „Ansatzpunkt“findet, an dem er die Klage festmachen kann.
Auf die im Rat aufgekommene Frage, ob man die Lastwagenfahrten nicht durch eine Tonnage-Begrenzung verhindern oder verbieten könne, erwiderte Kern, dass es sich um eine Gemeindeverbindungsstraße handele. Diese sei zwar schon jetzt für den Durchgangsverkehr mit 7,5 Tonnen begrenzt. Allerdings gelte dies wohl nicht für Anlieger, sprich die dort geplante Holzverarbeitungsanlage.
Wie berichtet, wurde der Lagerund Verarbeitungsplatz für Nutzholz Mitte September vom Lindauer Bau- und Umweltausschuss einstimmig genehmigt. Demnach will die Waldbesitzervereinigung Westallgäu
auf einem Grundstück am Rande des Motzacher Waldes – südlich der B 31 und auf Reutiner Gemarkung
gelegen – Nutzholz lagern und vor Ort zu Hackschnitzeln verarbeiten. Diese sollen als Heizmaterial genutzt und verkauft werden. Der Abtransport würde durch Lastwagen erledigt.