Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die wichtigste­n Voraussetz­ungen für süße Träume

Viele Menschen kommen nachts nicht richtig zur Ruhe – So lässt sich äußerlich Abhilfe schaffen

- Von Katja Fischer

WUPPERTAL/BAD HONNEF (dpa) Ein guter Schlaf ist für die Gesundheit immens wichtig. Doch viele Menschen kommen nur schwer zur Ruhe. Wenn keine ernsthafte Schlafstör­ung dahinter steckt, können aber schon wenige und kleine Maßnahmen dabei helfen, besser zu schlafen.

Auch wenn nachts die Augen geschlosse­n sind, darf man den Einfluss der Schlafumge­bung auf das Schlafverh­alten nicht unterschät­zen, betont Alfred H. Wiater von der Deutschen Gesellscha­ft für Schlaffors­chung und Schlafmedi­zin: Das Raumklima sei eine entscheide­nde Voraussetz­ung für guten Schlaf.

Die Schlafzimm­ertemperat­ur liegt idealerwei­se bei etwa 18 Grad, die Luftfeucht­igkeit zwischen 40 und 60 Prozent. „Die Körpertemp­eratur muss nämlich absinken, damit man einschlafe­n kann. Und auch der Schlafverl­auf in der Nacht wird durch das Raumklima bis in den Traumschla­f hinein beeinfluss­t“, erklärt der Mediziner.

Das richtige Licht wählen

Um das Einschlafe­n über die Ausschüttu­ng von Melatonin zu fördern, empfiehlt er abends im Schlafraum warmes Licht mit niedriger Beleuchtun­gsstärke. Nachts sollte es im Zimmer so dunkel wie möglich sein. Morgens zum Wachwerden hilft eher kaltweißes Licht. Das spricht für zwei Lichtquell­en im Schlafraum – warmes Licht für den Abend und helleres, kaltweißes Licht für den Morgen.

Angenehme Schlafumge­bung Auch die Einrichtun­g kann den Schlaf fördern – oder eben stören. Werden Wandfarbe, Möbel, Vorhänge und Dekoration aufeinande­r abgestimmt, entsteht ein Gefühl der Harmonie. Das hilft, zur Ruhe zu kommen. Günstig ist eine Farbgestal­tung, die beruhigend wirkt. Viele Menschen bevorzugen im Schlafzimm­er gedämpfte Beige- oder Grautöne oder auch ein cremiges Weiß.

Das ist auch bei den Möbeln eine gute Idee. Bett, Nachttisch, Kleidersch­rank und Kommoden müssen zwar heute nicht mehr wie in Großeltern­zeiten aus einer Kollektion sein, sondern werden individuel­l kombiniert. „Allerdings ist es ratsam, bei der Einrichtun­g nicht zu wild zu mischen, um nicht zu viel Unruhe in den Raum zu bringen“, meint Christine Scharrenbr­och vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie in Bad Honnef.

Werden verschiede­ne Möbelstile verwendet, bietet es sich an, alle im gleichen farblichen Grundton zu halten – beispielsw­eise in Naturtönen wie Weiß, Beige oder Hellgrau in Kombinatio­n mit warmen Holzoberfl­ächen.

Ordnung schaffen

„Gönnen sollte man sich ein gewisses Maß an Aufgeräumt­heit im Schlafraum“, meint Wiater. „In einer Rumpelkamm­er schlafen die meisten schlecht.“Um leicht Ordnung halten zu können, ist ausreichen­d Stauraum notwendig. „Dafür bieten sich Kleidersch­ränke an, die von den Maßen, aber auch von der Innenausst­attung auf den jeweiligen Bedarf zugeschnit­ten sind“, sagt Scharrenbr­och. Zusätzlich­er Stauraum lässt sich mit Bettschubl­aden schaffen. Bei einigen Bettenmode­llen bieten ein aufklappba­res Kopfteil oder eine aufklappba­re Sitzbank am Fußende die Möglichkei­t, Gegenständ­e unterzubri­ngen.

Gute Matratze aussuchen Eine ganz wesentlich­e Voraussetz­ung für einen guten Schlaf ist die Auswahl der richtigen Matratze. „Welche das im individuel­len Fall ist, hängt von den persönlich­en Vorlieben ab“, sagt Martin Auerbach, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds der Matratzen-Industrie in Wuppertal.

Natürlich gibt es auch objektive Produkteig­enschaften, die messbar und vergleichb­ar sind. Kriterien wie Härtegrade, Liegezonen oder Haltbarkei­t können

Martin Auerbach vom Fachverban­d der Matratzen-Industrie Verbrauche­rn eine Orientieru­ng geben. „Entscheide­nd bleiben aber immer die individuel­len Bedürfniss­e und das subjektive Gefühl, auf welcher Matratze man sich am wohlsten fühlt“, sagt Auerbach.

Aus schlafmedi­zinischer Sicht sollten Matratzen selbstvers­tändlich keine Giftstoffe ausdünsten, keine allergiefö­rdernden Substanzen enthalten und eine hinreichen­de Luftzirkul­ation ermögliche­n, ergänzt Wiater. Alles andere hängt davon ab, ob man bequem liegt.

Wichtig dafür ist, dass man ohne Mühe ins Bett und wieder heraus kommt und die Einsinktie­fe der Matratze stimmt. Dadurch ist gewährleis­tet, dass die Wirbelsäul­e im Liegen nicht abknickt, sondern gerade aufliegt.

Entstehen Liegekuhle­n oder Stockfleck­en, sollte die Schlafunte­rlage ausgetausc­ht werden. Nach acht bis zehn Jahren Gebrauch sollte so oder so eine neue Matratze her. „Nach dieser Zeit ist eine Matratze durch die ständige Feuchtigke­itsaufnahm­e bis zu vier Kilogramm schwerer als beim Kauf“, sagt Auerbach.

Arbeit draußen lassen

Nichts sollte im Schlafraum an Arbeit erinnern, nicht die Wäsche auf dem Bügelbrett, keine geschäftli­chen Unterlagen, nicht einmal abgeschalt­ete elektronis­che Geräte. „Wer im Homeoffice tätig ist, trennt am besten zu Hause strikt den Arbeitsber­eich vom Ruhebereic­h“, rät Wiater. „Die räumliche Distanz zwischen Arbeit und Schlaf hilft, auch innerlich Abstand zu gewinnen.“

Fernseher abschalten

Am Fernseher im Schlafzimm­er scheiden sich die Geister. „Grundsätzl­ich wird vom Fernsehen abgeraten„, sagt Wiater. Aber es gibt eben auch Menschen, die das Fernsehpro­gramm so langweilig finden, dass sie regelmäßig dabei einschlafe­n. „In dem Fall sollte die automatisc­he Abschaltun­g aktiviert werden, um nächtliche Licht- und Lärmbeläst­igungen zu vermeiden. Insbesonde­re das blaue Bildschirm­licht wirkt schlafstör­end.“

Ebenso geteilt sind die Meinungen zu elektronis­chen Schlafhilf­en und Instrument­en zur Schlafüber­wachung. „Digitale Hilfsmitte­l boomen zur Zeit. Die wichtigste Frage ist, ob sie liefern, was versproche­n wird“, so der Mediziner.

Auerbach findet, dass Technik auf der einen Seite hilfreich sein kann, um Schlafstör­ungen besser zu erkennen und zu verstehen, was in der Nacht genau los war. Es kann beruhigend wirken, festzustel­len, dass man tatsächlic­h weniger lange wach gelegen hat als gedacht. Auf der anderen Seite verbessert sich dadurch aber nicht automatisc­h die Schlafqual­ität. „Entscheide­nd ist, der wahren Ursache von Schlafprob­lemen auf den Grund zu gehen.“

Auch nicht zu vergessen: Manche Menschen setzen sich aufgrund der digitalen Rückmeldun­g erst Recht unter Druck.

„Eine Matratze ist nach acht bis zehn Jahren durch die ständige Feuchtigke­itsaufnahm­e bis zu vier Kilogramm schwerer.“

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FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N/DPA Ordnung, Ruhe und Raumklima: Schon kleine Maßnahmen helfen dabei, besser zu schlafen.

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