Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Häufige Händedesin­fektion schadet nicht

Experten empfehlen zusätzlich regelmäßig­es Eincremen

- Von Bernhard Sprengel

HAMBURG (dpa) - Der verstärkte Einsatz von Desinfekti­onsmitteln seit Beginn der Corona-Pandemie ist nach Ansicht eines Hygieniker­s unbedenkli­ch.

Nur in sehr seltenen Fällen könne es bei Bakterien eine Desinfekti­onsmittel-Toleranz geben, sagt der Leiter der Hygiene im Universitä­tsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Johannes Knobloch. Das bedeutet, dass die Bakterien nicht so schnell absterben. „Bei Viren kennen wir das bisher nicht“, sagt Knobloch und betont außerdem: „Desinfekti­onsmittel verursache­n keine Antibiotik­aresistenz­en.“

Händedesin­fektionsmi­ttel basieren auf Alkohol. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass es dadurch in irgendeine­r Weise eine Resistenzo­der Toleranzbi­ldung bei Bakterien oder Viren gibt“, sagt Knobloch.

Außerdem seien die dermatolog­isch getesteten Mittel extrem gut verträglic­h. Die rund 15 000 Mitarbeite­r des UKE zum Beispiel nutzten sie täglich, Pflegekräf­te im Schnitt 30 bis 40 mal pro Schicht. „Da gibt es ganz selten mal Unverträgl­ichkeiten.“Meist handele es sich dann um Allergien gegen Duftstoffe und rückfetten­de Substanzen.

Operateure desinfizie­ren sich laut Knobloch vor ihrer Arbeit drei Minuten lang die Hände. „Da weicht man die Haut richtig mit Alkohol auf.“Eine schädliche Wirkung sei nicht bekannt. „Chirurgen erreichen häufig ein sehr gesegnetes, langes Lebensalte­r. Und ich weiß nicht, wie viele hundert Liter Alkohol die über ihre Hände gekippt haben“, sagt Knobloch.

Der Hygieniker rät dazu, Angebote zur Desinfekti­on überall zu nutzen. „Das schützt einen selber und im Zweifelsfa­ll auch andere.“Wahrschein­lich sei das Einreiben mit Alkohol auch hautverträ­glicher als häufiges Händewasch­en mit Seife.

Die Deutsche Dermatolog­ische Gesellscha­ft (DDG) rät ebenfalls dazu, Hände zu desinfizie­ren, statt sie oft mit Seife zu waschen. Sonst werde die Hautbarrie­re beeinträch­tigt und das Risiko für Handekzeme steige. Wenn Hände nicht sichtbar verschmutz­t seien, sei eine Händedesin­fektion mit Alkohol dem Händewasch­en mit Seife vorzuziehe­n. Ideal wäre, wenn man seine Hände nach jedem Desinfizie­ren oder Waschen mit einer Pflege eincremt.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Spender mit Desinfekti­onsmittel stehen vor vielen Eingängen, unter anderem von Behörden und Geschäften. Sie sollten rege genutzt werden, empfiehlt der Hygieniker Johannes Knobloch.

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