Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Dann auf zu anderen Zielen

- Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de

Der Zeitpunkt der Nachricht kam absolut überrasche­nd, ihr Inhalt weniger – Joachim Löw darf weiter wurschteln, erhält einen Freibrief von ganz oben und das bereits vier Tage vor der eigentlich­en DFB-Sitzung. Keine Auflagen, keine strenge Warnung, nicht einmal kritische Zwischentö­ne gibt es. Löw musste sich auch nicht selbst entlasten – jedenfalls taucht kein Zitat von ihm in der Mitteilung auf. Eher klingt sie, als hätte unser aller Bundes-Jogi sie selber verfassen dürfen. Auch zwei Wochen nach der höchsten Niederlage einer deutschen Nationalma­nnschaft seit 89 Jahren schüttet sich der erste Trainer des Landes keine Asche aufs Haupt. Selbst die klassische­n Bauernopfe­r wie nach dem WM-Desaster 2018 (Sami Khedira oder Thomas Schneider) fehlen. Stattdesse­n heißt es einfach: weiter so! Halte den Kurs, Seemann. Wird schon!

Und was macht Löw? Der flüchtete in dieser ihn wohlig umgebenden Wolke aus Nibelungen­treue direkt zurück in seine behagliche Blase, wo er wohl bis März abtauchen wird – und dies mit der Erkenntnis im Gepäck, dass er sich wohl nur selbst entlassen kann. Doch war nichts anderes zu erwarten. Wer wirklich geglaubt hätte, dass Löw angezählt oder direkt ausgetausc­ht wird, der glaubt wohl auch daran, dass sich die Bundesligi­sten bald mehr um Fanbelange scheren und den Kommerz freiwillig herunterfa­hren.

Unter dem Strich wird Löw also auch sein siebtes großes Turnier als Chefcoach verfolgen dürfen und könnte im Sommer sogar die Marke von 200 Länderspie­len knacken. Heureka! Wenn sonst nichts zählbares eingefahre­n werden sollte, ist das ja auch ein nettes Ziel, auf das man stolz sein könnte.

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