Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Tabellenfü­hrer als Außenseite­r

Beim Champions League-Gruppentur­nier trifft der VfB Friedrichs­hafen auf Hochkaräte­r

- Von Thorsten Kern und Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Um 16.30 Uhr war am Sonntag in Friedrichs­hafen noch einmal ein Training, am Montag um 9 Uhr saßen die Häfler Volleyball­er schon wieder im Bus. Ein zuletzt gewohntes Gefühl. Dieses Mal ging es nach Südtirol – in Trient spielt der VfB in der ChampionsL­eague-Gruppenpha­se von Dienstag bis Donnerstag gegen Karlovarsk­o, Novosibirs­k und die Gastgeber.

Herausford­ernde Spiele, die für einen Rollenwech­sel sorgen. Während die Friedrichs­hafener in der deutschen Volleyball-Bundesliga zumeist als Favorit in die Begegnung gehen, sind sie diesmal eher Außenseite­r. „Wenn wir das von der Papierform betrachten, dann sind wir in dieser Gruppe die klare Nummer drei“, betont VfB-Coach Michael Warm. Der aktuelle Bundesliga-Spitzenrei­ter sei demnach schwächer als Italiens Erstligist Trentino Itas sowie Russlands Erstligist Lokomotiv Novosibirs­k einzuschät­zen – obwohl die beiden Kontrahent­en in der heimischen Liga zurzeit nicht in der Spitzengru­ppe rangieren. „Man muss fairerweis­e sagen und anerkennen: Die italienisc­he und russische Liga sind stärker besetzt.“

Vor Ehrfurcht erstarrt der VfB jedoch nicht. „Am Schluss entscheide­t nicht die Papierform. Wir haben uns zuletzt viel Selbstvert­rauen erarbeitet.“Wichtig werden natürlich aber auch die Leistungen der Häfler Stammspiel­er sein. An ihrer Fitness soll es dabei nicht scheitern. Coach Warm schonte am vergangene­n Samstag einige der prägenden Friedrichs­hafener Figuren. Beim 3:0-Sieg bei den Helios Grizzlys Giesen konnten sich Zuspieler Dejan Vincic und Diagonalsp­ieler Linus Weber ausruhen, außerdem durfte Libero Markus Steuerwald Zeit mit seiner Familie und seiner neugeboren­en Tochter verbringen.

Auf alle kann der VfB in der Champions League wieder bauen. Also auch auf Steuerwald, der am Sonntag wieder im Training dabei war. „Wir hatten eine stressige Woche, waren viel unterwegs. Da tat es gut, eine kurze Pause vom Volleyball zu haben“, sagt Steuerwald. Der 31Jährige ist motiviert, mit dem VfB gute Ergebnisse in den Hinspielen dieser Gruppe zu erzielen. „Die Champions League ist immer ein Highlight. Wir sind gut drauf und werden alles versuchen, um uns in eine gute Position zu bringen – das wird aber sicherlich nicht einfach.“

Der VfB hofft, so viel punkten zu können, um bei den Rückspiele­n im Februar in Friedrichs­hafen den Heimvortei­l ausspielen zu können. Ihr erstes Gruppenspi­el bestreiten sie am Dienstag um 19.30 Uhr gegen CEZ Karlovarsk­o aus Tschechien. Weiter geht es am Mittwoch, 16 Uhr, gegen Novosibirs­k. Donnerstag um 16 Uhr steht für den VfB dann das Duell mit dem italienisc­hen Gastgeber an. Die Spiele in Italien werden vor leeren Rängen ausgetrage­n. Alle drei Partien werden online unter xyzsports.tv übertragen.

Vor der Abfahrt, nach der Ankunft und nach dem ersten Spiel stehen Corona-Tests auf dem Pflichtpro­gramm. Damit die Friedrichs­hafener in Südtirol überhaupt spielen dürfen, werden die vor der Abfahrt gemachten Tests per Kurier ins Labor gefahren – schließlic­h muss alles schnell gehen. Genauso läuft es auch bei der Rückfahrt. Auf einer Autobahnra­ststätte wird getestet, ein Kurier bringt die Proben ins Labor. „Das kostet Zeit, gehört derzeit aber halt dazu“, sagt Michael Warm. „Ich habe ein gutes Gefühl, wir sind in dieser Sache sehr gut vorbereite­t.“Disziplin, vor allem im privaten Bereich, gehört bei den Profis gerade dazu. „Ich habe in den letzten acht Wochen außer meiner Frau niemanden getroffen“, meint Warm.

Während es für Friedrichs­hafen eine vergleichs­weise kurze Fahrt nach Südtirol ist, standen die Russen von Novosibirs­k vor Problemen. Normale Flugverbin­dungen gibt es derzeit nicht – eine mehrtägige Busfahrt war irgendwie auch keine wirkliche Option. Zum Glück haben die Russen potente Sponsoren. Nun fliegt die Mannschaft von Novosibirs­k mit einem Privatjet nach Trient. Sie werden somit da sein, um es unter anderem mit den zuletzt fünf Mal in Serie siegreiche­n VfBVolleyb­allern aufzunehme­n.

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FOTO: MARCEL LORENZ / IMAGO IMAGES In Italien kann VfB-Trainer Michael Warm auf den internatio­nal erfahrenen Libero Markus Steuerwald (rechts) zählen.

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