Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Weihnachtsferien nun doch nicht früher
Baden-Württemberg schert aus der Abmachung zwischen Bund und Ländern aus
STUTTGART - Der erste Ferientag in Baden-Württemberg ist nun doch der 23. Dezember. Mit diesem Beschluss der Landesregierung vom Dienstag schert der Südwesten nach Bremen und Thüringen als drittes Land aus der Bund-Länder-Vereinbarung vom vergangenen Mittwoch aus. Alle anderen Länder, auch Bayern, starten vorzeitig in die Weihnachtsferien. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte für einen Ferienstart am 18. Dezember plädiert. Dadurch sollten Familien Kontakte reduzieren und ihre Verwandten am Weihnachtsfest vor
Ansteckungen mit dem Coronavirus schützen können. Nun hat sich Kretschmann aber dem Vorschlag von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) angeschlossen.
Eisenmann hatte in der „Schwäbischen Zeitung“dafür plädiert, Schüler der ersten bis siebten Klasse auch an den beiden letzten Tagen vor den Ferien in der Schule zu unterrichten. Dadurch soll Problemen mit der Betreuung der Kinder begegnet werden. Die jüngeren Schüler müssen aber nicht zur Schule gehen. Aus Kretschmanns Haus heißt es dazu: „Die Präsenzpflicht ist an diesen beiden Tagen jedoch ausgesetzt, sodass Eltern ihre Kinder zu Hause lassen können, wenn sie die Tage vor Weihnachten für die Minimierung der Kontakte nutzen wollen.“Die Schüler ab Klasse acht haben an den beiden Tagen Online-Unterricht.
Eisenmann äußerte sich erleichtert. „Ich bin froh, dass wir uns gemeinsam auf eine pragmatische und an den Bedarfen von Eltern orientierte Lösung verständigt haben.“Dem Vernehmen nach ist Kretschmann von der Regelung aber wenig begeistert. Die Betreuung hätten schließlich die Lehrer, die an den Tagen unterrichtet hätten, übernehmen können. „Die Kultusministerin hält es nicht für sinnvoll, die Betreuung durch Lehrerinnen und Lehrer sicherzustellen“, sagte er am Dienstag. Schüler begrüßten die Regelung. „Prinzipiell sehen wir die Weihnachtsferienverlängerung nicht für sinnvoll an“, sagte eine Sprecherin des Landesschülerbeirats. Ein früherer Ferienbeginn würde Familien am Weihnachtsfest in falscher Sicherheit wiegen. Auch Michael Mittelstaedt, der oberste Elternvertreter im Südwesten, begrüßte die Entscheidung. Er sagte aber auch: „Das, was da jetzt angeboten wird, hat nichts mit Pandemie-Gründen zu tun, sondern allein mit Betreuungsproblemen.“Das sei niemandem wissenschaftlich zu erklären, am wenigsten den Kindern selbst. LEITARTIKEL