Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sporthalle: Schulen wünschen sich viertes Modul
Verwaltung favorisiert vorerst nur Dreifeldhalle neben Carl-Gührer-Halle – Weitere Optionen werden geprüft
TETTNANG - Tettnang braucht eine neue Sporthalle – darüber herrscht schon länger Einigkeit. Nur wo soll sie hin? Und kann die Stadt sich die ursprünglich geplante Vierfeldhalle angesichts der Corona-Einbußen überhaupt noch leisten? In der Aula des Montfort-Gymnasiums sind am Montagabend Vertreter der Stadtverwaltung, des Planungsausschusses sowie die Nutzervertreter aus Schulen und Vereinen zusammengekommen, um über mögliche Optionen zu sprechen und ihre Standpunkte klarzumachen.
Dabei ist die Standortfrage nach wie vor offen, eine Entscheidung soll im Gemeinderat am 16. Dezember fallen. Ursprünglich hatte der Gemeinderat beschlossen, eine Kombination aus einer Dreifeld- und einer Einfeldhalle zu bauen. Doch nachdem sich der eigentlich beschlossene Standort aufgrund von Artenschutzbestimmungen zerschlagen hat, muss nun ein Neuer her. Und auch das Ausmaß der neuen Sporthalle steht wieder in Frage. Denn bereits vor einigen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass die Verwaltung inzwischen angesichts der Finanzlage erstmal eher nur eine Dreifeldhalle bevorzugen würde.
Zwar sei Tettnang in diesem Jahr noch einmal „mit einem hellblauen Auge“aus der Corona-Krise davongekommen, was die städtischen Finanzen betrifft, sagte Kämmerin Claudia Schubert am Montag. Doch momentan sehe es so aus, dass die Stadt im kommenden Jahr keine Zuschüsse vom Staat bekommen werde. Und die Einbußen, die die Stadt in diesem Jahr trotz Finanzspritze durch fehlende Steuereinnahmen gemacht habe, werfen Tettnang nun weit zurück.
„Uns fehlen für die Jahre 2021 und 2022 insgesamt zehn Millionen Euro aus dem laufenden Haushalt“, erklärte Schubert. „Drei Hallenteile sind auch schon schwierig, aber einen vierten können wir uns eigentlich nicht leisten“, so ihre Einschätzung. „Es geht nicht darum, irgendetwas hinauszuschieben. Ich glaube, wir haben alle das gleiche Ziel“, stellte Bürgermeister Bruno Walter klar. Auch mit drei Hallenteilen könne der Bedarf zumindest vorübergehend gedeckt werden, stellte Iris Baader vom Fachbereich Familie, Bildung und Betreuung fest. „Wir sehen einen vierten Teil nach wie vor als notwendig an – nur jetzt gerade nicht“, so Baader.
Realschulleiter Jürgen Stohr brachte an, dass er sich wünsche, dass man auch im Falle einer Dreifeldhalle bereits jetzt den Bau eines vierten Hallenteils möglichst verbindlich und zeitlich konkretisiert festlege. Dem stimmte auch Christine Hild, stellvertretende Schulleiterin des Montfort-Gymnasiums, zu. Bezüglich der möglichen Standorte sind aktuell noch die bisherige Stadthalle sowie ein Standort neben der
Carl-Gührer Halle auf dem sogenannten Roten Platz im Rennen.
Grünen-Stadtrat Kajo Aicher plädierte dafür, auch eine mögliche Container-Lösung näher zu prüfen. Es gebe Container, die auch mehrere Jahrzente halten würden und vielleicht eine Option wären, „wenn wir dadurch ein paar Millionen sparen können“, regte er an. Aufgeworfen wurde außerdem auch die Idee, den Roten Platz auf die Fläche hinter der Carl-Gührer-Halle, zu verlegen, angrenzend an ein Fußballtrainingsfeld. Der Vorsitzende des TSV Tettnang, Harald Franzen, betonte, dass ein Modul für die Vereine sehr wichtig sei. Vor allem die Senioren seien eher tagsüber aktiv als nur am Abend. Angesichts des demografischen Wandels würden solche Angebote künftig zunehmend an Bedeutung gewinnen, fügte er an.
Die Vertreter der Schulen sprachen sich für den Standort neben der Carl-Gührer-Halle aus. Jürgen Stohr und Wolfram Schellhaase, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Manzenberg, betonten jedoch die Wichtigkeit des Roten Platzes für die Schüler und baten darum, dass dieser nicht ersatzlos wegfallen dürfe. Man sei hierfür aktuell noch auf der Suche nach einem Alternativ-Standort, meinte Stadtbaumeister Achim Straub.
Auch die Verwaltung würde den unteren Standort bevorzugen, so Walter. Der Standort der Stadthalle sei „strategisch wichtig“für die weitere Entwicklung des Schulcampus und käme eventuell in der Zukunft für den Bau einer Grundschule in Frage.
„Ich fände es schon wichtig, den vierten Hallenteil jetzt schon mitzubauen, denn so günstig bekommen wir den nie wieder“, warf CDUStadtrat
Daniel Funke ein. Für ihn sei der Standort an der Stadthalle aus finanzieller Sicht Favorit, da die Baukosten dort niedriger seien als neben der Carl-Gührer-Halle. Karl Welte (FW) plädierte hingegen dafür, zu prüfen, ob man die Stadthalle nicht doch noch als dreiteilige Sporthalle kernsanieren könne. Was Bürgermeister Walter jedoch ablehnte: „Das ist für mich obsolet, wir kennen den baulichen Zustand der Stadthalle.“
Geprüft werde derzeit aber noch die Option, am Standort der Stadthalle eine etwas tiefer gesetzte Dreifeld-Sporthalle zu bauen mit einer entsprechenden Statik, dass irgendwann eine Grundschule obendrauf gebaut werden könnte.
Die endgültige Standortentscheidung soll am 16. Dezember dann der Gemeinderat fällen.