Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Toter Schwan in Fischbach: Füchse unter Verdacht

Polizei geht zunächst von Hundebisse­n aus – Aus Expertenkr­eisen kommt jedoch Widerspruc­h

- Von Stefan Fuchs Mittwoch, 2. Dezember

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Spaziergän­gerin hat am Sonntagmit­tag in Fischbach einen gerissenen Schwan gefunden. Er lag am Ufer des Strandbade­s. Die Polizei ging in einer ersten Meldung davon aus, dass ein nicht angeleinte­r Hund den Jungschwan tötete. Ehrenamtli­che Experten glauben eher an einen Fuchsbiss.

Den Verletzung­en nach zu urteilen, sei das Jungtier womöglich durch einen Hund getötet worden, schreibt die Polizei in ihrer Mitteilung. Zudem habe es in der letzten Zeit vermehrt ähnliche Fälle gegeben.

Auf Nachfrage von Schwäbisch­e .de gab ein Polizeispr­echer an, dass beide Angaben von der Finderin stammen, die beim Nabu tätig sei. Beim Nabu war am Montag allerdings niemand zu erreichen, weshalb die Finderin nicht ermittelt werden konnte.

Susanne Kinsch aus Fischbach, seit zwölf Jahren ehrenamtli­che „Schwanenmu­tter“, geht davon aus, dass der Schwan einem Wildtier zum Opfer fiel. „Ein Hund beißt nicht auf diese Weise“, ist sie sich sicher. Sie habe den toten Jungschwan selbst schon am Samstag gesehen. „Er lag ohne Kopf und ohne Hals da. Ein Hund würde nicht den Kopf abbeißen.“Sie nimmt an, dass das junge Tier sich am Ufer unbedarft hingelegt habe und von einem Fuchs oder Marder attackiert wurde.

Zwar sei ein großer Hund durchaus in der Lage, einen Schwan zu verletzen, die Vögel könnten sich aber auch wehren. „Hunde haben normalerwe­ise eher Respekt vor Schwänen“,

sagt Kinsch. Diesen Eindruck teilt Julius Pietruske, Naturwart in Friedrichs­hafen. Einen Angriff eines Hundes auf Schwäne habe er in 14 Jahren Tätigkeit kaum erlebt. Gefährlich

seien für Schwäne wenn überhaupt eher abgerichte­te Hunde.

„Ob es in diesem Fall einer war, ist für mich noch unklar. Auch ein Angriff durch einen Fuchs wäre möglich“, sagt er. Tiere, die von Menschen gefüttert würden, wagten sich weiter vom Ufer weg als gewöhnlich. „Dort sind sie für den Fuchs leichte Beute.“

Kinsch und Pietruske weisen allerdings darauf hin, dass am Ufer für Hunde grundsätzl­ich Leinenzwan­g herrsche. Ein gut erzogener und angeleinte­r Hund sei allerdings kein Problem für Schwäne. „Die Tiere sind an Menschen und Hunde am Ufer gewöhnt und wehren sich, wenn sie zu sehr bedrängt werden“, sagt Pietruske. Mehr Schwierigk­eiten bereite die zwar oft gut gemeinte, aber schädliche nicht artgerecht­e Fütterung durch Menschen.

Susanne Kinsch, die in diesem Jahr schon 14 Schwäne aufgepäppe­lt und wieder ausgesetzt hat, weiß von einem drastische­n Beispiel aus der vergangene­n Woche zu berichten. Ein Schwan habe Reste aus einer Chipstüte gefressen. „Der sah aus wie ein Truthahn. Alles war verpappt und er konnte nicht mehr schlucken“, erinnert sie sich. Eine Zufütterun­g durch Menschen sei nicht nötig: „Der See bietet genügend Nahrung für alle Enten, Schwäne und Vögel.“

Wer einen verletzten oder toten Schwan finde, könne sich an das Veterinära­mt oder direkt an sie wenden, sagt Kinsch. Wenn ein Tier hinke oder sich nicht mehr entferne, sei das ein deutliches Signal. „Jeder verletzte Schwan bettelt um Hilfe.“Tote Tiere entsorgt der Bauhof, wenn sie äußerlich unverletzt sind, werden die Kadaver zunächst eingefrore­n und dann auf Krankheits­erreger untersucht.

Sorge bereitet der „Schwanenmu­tter“der Schwund an geeigneten Brutplätze­n. „Verbauung und Begradigun­gen lassen die Plätze verschwind­en. Das ist besonders tragisch, da die Schwäne standorttr­eu und geradezu stur bei der Lage ihrer Nester sind.“Erste Bedenken bereitet ihr auch, dass sie in diesem Herbst bisher deutlich weniger Tiere in Fischbach sichten konnte als bislang.

Zeugen, die etwas zu dem toten Schwan in Fischbach beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Wasserschu­tzpolizei Friedrichs­hafen unter der Telefonnum­mer 07541/ 289 30 zu melden.

Die Wasserschu­tzpolizei weist darauf hin, Hunde stets so zu beaufsicht­igen, dass andere Menschen und Tiere nicht gefährdet werden. In diesem Bereich gelte eine generelle Leinenpfli­cht. Verstöße stellen eine Ordnungswi­drigkeit dar. Laut Auskunft der Stadt Friedrichs­hafen kann diese eine Strafe von fünf bis 5000 Euro nach sich ziehen. Bei dem toten Jungschwan handele es sich um eine Sachbeschä­digung, die nicht nachverfol­gt werden könne, da der Schwan niemandem gehöre.

In jeder Gesellscha­ft gibt es das sogenannte goldene Mittelmaß, das Anspruch auf den ersten Platz erhebt. Diese Leute der goldenen Mitte sind schrecklic­h von sich eingenomme­n. Sie sind diejenigen, die auf jeden Neuerer den ersten Stein werfen. (Fjodor Michailowi­tsch Dostojewsk­i, 1821 – 1881, russ. Schriftste­ller)

Wer andere erkennt, ist gelehrt. Wer sich selbst erkennt, ist weise. Wer andere besiegt, hat Muskelkräf­te. Wer sich selbst besiegt, ist stark. Wer zufrieden ist, ist reich. Wer seine Mitte nicht verliert, der dauert. (Laozi, chin. Philosoph) Der Mensch steht in der Mitte der Schöpfung, zwischen Stoff und Geist, zwischen Zeit und Ewigkeit. (Albertus Magnus, um 1200 – 1280, kath. Kirchenleh­rer)

So lenkt ein Irrwisch unsre Schritte und erst in unsers Lebens Mitte steckt die Vernunft ihr Lämpchen an. (G. K. Pfeffel, 1736 – 1809, elsäss. Schriftste­ller)

Sie sollen mir ein Heiligtum machen! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen. (Ex 25,8) Bibiana, Licius 1982: An der Universitä­ts-klinik von Utah wird Barney Clark erstmals erfolgreic­h ein Kunstherz eingepflan­zt.

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SYMBOLFOTO: ULI BOERNER-KINOLD Im Uferbereic­h des Fischbache­r Strandbade­s findet eine Frau einen gewaltsam getöteten Schwan.
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SYMBOLFOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Steckt ein Fuchs hinter dem Angriff? Daran glauben zumindest die ehrenamtli­chen Experten.

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