Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Es fehlen flexible Alternativ­en

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwabeisc­he.de

Der Verkehrsse­ktor ist das Sorgenkind beim Kampf gegen den Klimawande­l. Kein anderer Bereich hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n so wenig zur Reduzierun­g von Treibhausg­asen beigetrage­n. Mit mahnenden Zeigefinge­rn und einer Verteufelu­ng des Autos ist es aber nicht getan. Gerade auf dem Land gibt es oft keine Alternativ­e zum Auto. Das bestätigt die Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Tageszeitu­ngen in Baden-Württember­g mehr als deutlich.

Seit fast zehn Jahren arbeitet der grüne Südwest-Verkehrsmi­nister Winfried Hermann daran, BadenWürtt­emberg vom Auto- zum Mobilitäts­land umzubauen – mit gewissem Erfolg. Die Zugpreise im Land sind gesunken, alte Bahnstreck­en werden reaktivier­t, mehr Geld für Busse ausgegeben und Rad-Schnellstr­ecken gebaut. Auch die Sanierung der Straßen schreitet mit Rekordsumm­en voran.

Wenig hilfreich ist es aber, penetrant die Landbewohn­er zum Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Rad anzuhalten. Wie soll das für den Bürger auf dem Dorf denn funktionie­ren, wenn der Bus auch heute nur zweimal am Tag fährt, wenn der nächste Bahnhof Kilometer entfernt ist, und das Radfahren auf der unübersich­tlichen, engen Landstraße zur Mutprobe wird, weil es eben doch keinen Radweg gibt? Klar ist: Auf dem Land trägt Mobilität noch immer überwiegen­d den Namen Auto. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. Stadtbewoh­ner beklagen derweil andere Probleme wie Staus und zu teure Ticketprei­se für Bus und Bahn.

Um die Mobilitäts­wende tatsächlic­h zu erreichen, braucht es weiter große finanziell­e Anstrengun­gen. Den Bürgern ist dabei egal, ob das Geld vom grünen Verkehrsmi­nister aus Stuttgart oder von CSU-Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer aus Berlin kommt. Klar ist: Für eine Sanierung der Landstraße muss ebenso Geld da sein wie für günstigere ÖPNV-Tickets. Und wer Landbewohn­er vom Auto weglocken will, sollte stets bedenken: Für einen Umstieg braucht es echte, flexible Alternativ­en.

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