Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Südwesten kann aufs Auto nicht verzichten
Schlechte Verkehrsanbindung ist laut Umfrage das größte Ärgernis vieler Dorfbewohner
STUTTGART - Zum eigenen Auto gibt es keine Alternative. Davon sind zwei von drei Baden-Württembergern laut einer aktuellen Umfrage der Tageszeitungen im Südwesten überzeugt. Wer täglich oder mehrmals wöchentlich sein Auto nutzt, kann sich kaum eine Alternative vorstellen, so das Ergebnis des Instituts für Demoskopie Allensbach für den BaWü-Check zur Verkehrspolitik im Land. Doch: Je jünger die Befragten, desto eher können sie sich ein Umsteigen auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vorstellen.
Insgesamt stellen die Bürger im Südwesten der Politik in Sachen Verkehr kein gutes Zeugnis aus. 64 Prozent äußerten die Meinung, dass zu wenig in Straßen und Brücken im Land investiert werde. Im Vergleich zu 2015, als das Institut dieselbe Frage gestellt hatte, ist die Zahl der Unzufriedenen sogar leicht gestiegen. Die meisten wünschen sich also mehr Investitionen in die Straßeninfrastruktur – aber ohne dabei den Ausbau des ÖPNV zu vergessen. Beides soll parallel passieren, findet eine Mehrheit der Bevölkerung.
Unter den 18- bis 29-Jährigen herrscht derweil die Meinung vor, dass mehr Geld in den ÖPNV statt in Straßen gesteckt werden sollte.
Die Bedürfnisse an die eigene Mobilität sind in der Stadt und auf dem Land sehr unterschiedlich, wie die Umfrage bestätigt. Als drängendstes Problem nennen Bewohner von Großstädten etwa die Preise im öffentlichen Nahverkehr und Staus. Letztere brennen auch den Landbewohnern unter den Nägeln – jeder Zweite bezeichnete
Staus als Problem. Als größtes Ärgernis nannten Dorfbewohner aber die schlechte Verkehrsanbindung ländlicher Regionen.
Trotz aller Probleme gehen die Bürger weder mit der grün geführten Landesregierung, noch mit deren grünem Verkehrsminister Winfried Hermann allzu hart ins Gericht. Auffällig dabei: Viele Bürger trauten sich keine Bewertung zu.
Die Befragung des Allensbach-Instituts vom November stützt sich auf mehr als 1000 Online-Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Südwest-Bevölkerung ab 18 Jahre. LEITARTIKEL, SEITE 3