Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verbrauche­r in Kauflaune

Im Oktober machten Einzelhänd­ler trotz Corona gute Geschäfte – vor allem online

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WIESBADEN (dpa) - Kräftige Umsatzanst­iege verhelfen dem Einzelhand­el in Deutschlan­d weiter aus der Corona-Krise. Im Oktober nahm die Branche preisberei­nigt 8,2 Prozent mehr ein als im Vorjahresm­onat, wie das Statistisc­he Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Zum Vormonat September wuchsen die Umsätze um 2,6 Prozent. Das Niveau vor der CoronaKris­e habe der Einzelhand­el schon weit übertroffe­n, so die Statistike­r: Gemessen am Februar, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie hierzuland­e, lagen die Erlöse im Oktober real 5,9 Prozent höher. Über die ersten zehn Monate des Jahres hinweg steht ein deutliches Plus.

Allerdings verläuft die Erholung sehr unterschie­dlich. Gute Geschäfte im Oktober machte etwa der Einzelhand­el mit Lebensmitt­eln, Getränken und Tabakwaren (real plus 7,3 Prozent zum Vorjahr). Auch der Handel mit Einrichtun­g, Haushaltsg­eräten und Baubedarf nahm deutlich zu, mit gut 14 Prozent Umsatzplus. Im boomenden Internet- und Versandhan­del schossen die Erlöse gar um fast 30 Prozent hoch. Die Angst vor einer Infektion in Geschäften treibt das Bestellen im Netz zusätzlich an.

In Zeiten geschlosse­ner Gaststätte­n und Freizeitei­nrichtunge­n richten es sich viele Menschen zu Hause schön ein, auch Urlaube fallen aus, sodass mehr Geld für Einkäufe zur Verfügung steht. Die wachsende Bedeutung der eigenen vier Wände in der Pandemie habe dazu geführt, dass die Verbrauche­r viele Sanierungs-, Renovierun­gsund Verschöner­ungsprojek­te angingen, berichtete zuletzt der Handelsver­band Heimwerken, Bau und Garten.

Dagegen leidet der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren weiter unter der CoronaKris­e. Dort liegen die Umsätze noch nicht auf Vorjahresn­iveau. Im Oktober sanken die Umsätze um 6,4 Prozent zum Oktober 2019. Der Handel mit Waren verschiede­ner Art, etwa in Waren- und Kaufhäuser­n, verlor 2,3 Prozent.

Der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) warnt immer wieder davor, dass der Boom im Online-Handel an vielen Geschäften in den Innenstädt­en vorbeigeht. Gerade im wichtigen Weihnachts­geschäft dürften Umsätze ins Internet abwandern. Zudem erschwerte­n strengere Corona-Vorgaben zur erlaubten Zahl von Kunden je Verkaufsfl­äche die Geschäfte.

In der Diskussion stehen auch mehr verkaufsof­fene Sonntage. Dafür sprach sich der Städte- und Gemeindebu­nd aus. Die Geschäfte in den Innenstädt­en gerieten „zunehmend in die Krise und können sich kaum gegen einen Online-Handel behaupten, der sieben Tage die Woche 24 Stunden offen ist“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg dem „Handelsbla­tt“. „Da wäre es richtig und wichtig, jedenfalls in dieser Krisensitu­ation zusätzlich­e verkaufsof­fene Sonntage zu ermögliche­n.“Vergangene Woche hatte schon Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) angeregt, im kommenden Jahr mehr verkaufsof­fene Sonntage zu gestatten. Auch die FDP hat die Länder aufgeforde­rt, dem Einzelhand­el an möglichst vielen Sonntagen die Öffnung zu erlauben. Dagegen wehren sich jedoch die Gewerkscha­ften.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Im boomenden Internet- und Versandhan­del schossen die Erlöse um fast 30 Prozent hoch.

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