Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Angst vor 5G
Regierung startet Bürgerdialog zu dem neuen Mobilnetz
BERLIN - Waschkörbe voll mit Eingaben gegen den neuen Mobilfunkstandard 5G erreichen seit geraumer Zeit die Bundesregierung. Es gebe mehr Zuschriften mit der Forderung „Stoppt 5G als Hinweise auf Funklöcher, stellt die Digitalisierungsbeauftragte der Bundesregierung, Dorothee Bär, fest. „Bei vielen Menschen überwiegen die Bedenken“, sagt die Staatsministerin.
Die Sorgen um den Gesundheitsschutz oder den Datenschutz durch den Aufbau eines Netzes der jüngsten Mobilfunkgeneration will sie nun aufgreifen und möglichst verringern. Dafür hat die Bundesregierung eine neue Internetplattform eingerichtet. Unter der Webadresse Deutschland-spricht-ueber-5G.de informiert sie über alle möglichen Facetten der Technologie und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Sorgenthemen. Jeder kann Fragen stellen, die von den Experten beantwortet werden. „Wir wollen eventuelle Risiken nicht verleugnen“, versichert Bär.
Dabei vermengen sich ernsthafte Bedenken bei dem Thema mit schlichten Falschmeldungen. So wurde in einschlägigen Foren auf den Fund toter Vögel neben 5G-Sendemasten hingewiesen und ein Zusammenhang
hergestellt. „Die Vögel hatten giftige Beeren gefressen“, widerspricht Umweltministerin Svenja Schulze. Auch Inge Paulini, Chefin des Bundesamts für Strahlenschutz gibt diesbezüglich Entwarnung. „Wir haben keine Hinweise, dass Pflanzen und Tiere geschädigt werden“, versichert sie. Die Argumente von Politik und Wissenschaft finden bei einigen Bürgern und Kommunen kein Gehör. In Moratorien verweigern manche Gemeinden sogar den Netzausbau. Für die Bürgermeister oder Vertreter der Kreise bietet die Bundesregierung nun „Bürgermeister-Sprechstunden“an, um die Bedenken zu zerstreuen.
Laut Paulini sind keine schädlichen Wirkungen durch die Strahlung bekannt. Das ist durchaus umstritten, wie ein Blick in einschlägige Foren zeigt. Mit der Kampagne will die Bundesregierung nun für Aufklärung sorgen. Denn 5G soll die Wirtschaft deutlich voranbringen. „Wir arbeiten daran, eine flächendeckende Mobilfunkversorgung zu bekommen“, sagt Verkehrsminister Andreas Scheuer, in dessen Händen der Ausbau der digitalen Infrastruktur liegt. Von dem durch die Corona-Krise beschleunigten Digitalisierungsschub erhofft er sich zum Beispiel gleichwertigere Lebensbedingungen in Stadt und Land.