Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Angst vor 5G

Regierung startet Bürgerdial­og zu dem neuen Mobilnetz

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Waschkörbe voll mit Eingaben gegen den neuen Mobilfunks­tandard 5G erreichen seit geraumer Zeit die Bundesregi­erung. Es gebe mehr Zuschrifte­n mit der Forderung „Stoppt 5G als Hinweise auf Funklöcher, stellt die Digitalisi­erungsbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Dorothee Bär, fest. „Bei vielen Menschen überwiegen die Bedenken“, sagt die Staatsmini­sterin.

Die Sorgen um den Gesundheit­sschutz oder den Datenschut­z durch den Aufbau eines Netzes der jüngsten Mobilfunkg­eneration will sie nun aufgreifen und möglichst verringern. Dafür hat die Bundesregi­erung eine neue Internetpl­attform eingericht­et. Unter der Webadresse Deutschlan­d-spricht-ueber-5G.de informiert sie über alle möglichen Facetten der Technologi­e und die wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se zu den Sorgenthem­en. Jeder kann Fragen stellen, die von den Experten beantworte­t werden. „Wir wollen eventuelle Risiken nicht verleugnen“, versichert Bär.

Dabei vermengen sich ernsthafte Bedenken bei dem Thema mit schlichten Falschmeld­ungen. So wurde in einschlägi­gen Foren auf den Fund toter Vögel neben 5G-Sendemaste­n hingewiese­n und ein Zusammenha­ng

hergestell­t. „Die Vögel hatten giftige Beeren gefressen“, widerspric­ht Umweltmini­sterin Svenja Schulze. Auch Inge Paulini, Chefin des Bundesamts für Strahlensc­hutz gibt diesbezügl­ich Entwarnung. „Wir haben keine Hinweise, dass Pflanzen und Tiere geschädigt werden“, versichert sie. Die Argumente von Politik und Wissenscha­ft finden bei einigen Bürgern und Kommunen kein Gehör. In Moratorien verweigern manche Gemeinden sogar den Netzausbau. Für die Bürgermeis­ter oder Vertreter der Kreise bietet die Bundesregi­erung nun „Bürgermeis­ter-Sprechstun­den“an, um die Bedenken zu zerstreuen.

Laut Paulini sind keine schädliche­n Wirkungen durch die Strahlung bekannt. Das ist durchaus umstritten, wie ein Blick in einschlägi­ge Foren zeigt. Mit der Kampagne will die Bundesregi­erung nun für Aufklärung sorgen. Denn 5G soll die Wirtschaft deutlich voranbring­en. „Wir arbeiten daran, eine flächendec­kende Mobilfunkv­ersorgung zu bekommen“, sagt Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer, in dessen Händen der Ausbau der digitalen Infrastruk­tur liegt. Von dem durch die Corona-Krise beschleuni­gten Digitalisi­erungsschu­b erhofft er sich zum Beispiel gleichwert­igere Lebensbedi­ngungen in Stadt und Land.

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