Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Obstbauern ärgern sich über dreiste Diebe

Kaputte Zäune, gestohlene Bäume: Unbekannte richten in der Obstanlage von Tobias Appenmaier Unheil an

- Von Linda Egger

BRÜNNENSWE­ILER - Tobias Appenmaier kann nur den Kopf schütteln über das, was er in den vergangene­n Jahren immer wieder in seinen Obstplanta­gen vorfinden musste: Kaputtgefa­hrene Zäune, herausgeri­ssene Jungpflanz­en, komplett abgeerntet­e Bäume. Der Landwirt aus Brünnenswe­iler und Stadtrat ärgert sich über rücksichts­lose Zeitgenoss­en, die sich unbefugt in Obstanlage­n herumtreib­en, Schäden anrichten und dann einfach das Weite suchen.

Über die vergangene­n Jahre hinweg seien auf diese Weise Kosten von rund 800 Euro entstanden, überschläg­t Tobais Appenmaier die Summe, die er für beschädigt­es Material oder neue Bäume ausgeben musste. „Es hat sich nie irgendeine­r der Verursache­r gemeldet“, sagt er. So könne es aus seiner Sicht nicht weitergehe­n.

Der letzte Vorfall dieser Art ist erst rund drei Wochen her und übertrifft alle vorherigen an Dreistigke­it: Vermutlich abends oder nachts ist ein Auto in eine seiner Apfelplant­agen in der Nähe von Brünnenswe­iler gefahren. Von der schmalen Straße aus zunächst über die Wiese am Rand der Plantage entlang und dann sogar in eine der Baumreihen hinein. Die Stelle ist von der Straße aus nicht einsehbar – wer es nicht weiß, kann auch nicht davon ausgehen, dass es hier eine Wendemögli­chkeit gibt.

„Das ist mir unerklärli­ch, wie man überhaupt auf die Idee kommt, hier mit dem Auto reinzufahr­en“, sagt Tobias Appenmaier. Im weichen Untergrund sind noch Reifenspur­en zu sehen. Denn einige Meter, nachdem das Auto in die Baumreihe eingebogen war, hing es offenbar fest und manövriert­e sich schräg rückwärts wieder hinaus. Allerdings nicht ohne dabei auch noch rund acht Apfelbäume plattzufah­ren. Sie liegen zum Teil komplett abgeknickt auf dem Boden.

Von einem nahegelege­nen Holzstapel haben die Autoinsass­en offenbar noch ein paar Holzscheit­e zum Unterlegen geholt, um das Auto aus der matschigen Baumreihe zu befreien. Was die Eindringli­nge wohl in der Obstanlage wollten? „Vielleicht sind sie für ein Schäferstü­ndchen hergekomme­n“, vermutet Appenmaier. An der hinteren Ecke der Plantage am Waldrand habe er auch schon öfter Müll gefunden, was darauf schließen lasse, dass dort schon öfter Leute „Party gemacht“haben.

Der Materialsc­haden allein, der durch die plattgefah­renen Obstbäume und die Befestigun­g entstanden ist, beläuft sich auf rund 250 Euro. Hinzu kommt jedoch noch der Arbeitsauf­wand, um zu reparieren und zu ersetzen, was beschädigt wurde. „Und wenn ich neue Bäume pflanzen muss, kommt auch noch ein Ernteausfa­ll

dazu, weil die jungen Bäume ja in den ersten zwei Jahren noch keine Ernte bringen“, erklärt Appenmaier.

Vor rund vier Jahren hätten Unbekannte ihm auch schonmal acht frisch gepflanzte Kirschbäum­e gestohlen. „Die wurden einfach ausgegrabe­n und mitgenomme­n“, so der Obstbauer. Im selben Jahr wurde außerdem ein Stück Zaun um die Kirschbaum­plantage beschädigt. Ähnliches sei auch in diesem Winter passiert, als es an einer seiner Zwetschgen­plantagen in Neuhäusle wohl einen Autounfall gegeben habe. Auch dort sei der Zaun beschädigt worden, die Folge waren rund 350 Euro Reparaturk­osten.

„Um den Zaun zu reparieren, muss jedes Mal ein Bagger kommen, um die Pfähle in den Boden zu drücken“, erklärt Appenmaier. „Ich habe noch ein Stück des Außenspieg­els des Fahrzeugs gefunden, gemeldet hat sich aber nie jemand.“Natürlich habe er Anzeige bei der Polizei erstattet – doch die Erfolgsaus­sichten, dass der Verursache­r gefunden wird, gehen gegen Null.

Auch auf dem Obstbaubet­rieb von Felix Hillebrand in Bernau kommt es immer wieder zu Diebstähle­n oder Sachbeschä­digung. „Wenn wir neue Bäume pflanzen, kann ich sicher sein, dass ein paar Tage später einige davon fehlen“, sagt der Landwirt. Auch bei frisch gepflanzte­n Johannisbe­ersträuche­rn hätten sich Diebe schon bedient, obwohl die Sträucher schon an einem Drahtgeste­ll fixiert waren. Seine Kirschbäum­e hat Hillebrand inzwischen eingezäunt, nachdem Fremde in diesem Sommer zwei Bäume komplett abgeerntet hätten.

Alles wolle er aber auch nicht einzäunen, sagt er. Allein schon des Landschaft­sbildes wegen würden Zäune stören. „Die Leute sind sich gar nicht im Klaren darüber, was sie da anrichten“, meint Hillebrand. Was ihn am meisten ärgere, sei, dass viele dann keinerlei Einsicht zeigen wüden, wenn man sie auf frischer Tat ertappe und darauf anspreche. „Da werde ich eher noch blöd angemacht, die Leute werden immer unverschäm­ter“, berichtet er. „Solche Vorfälle werden immer mehr statt weniger“, so seine Beobachtun­g.

Und der Obstbauer beobachtet noch ein weiteres negatives Phänomen: An verschiede­nen Orten hat er Verkaufsst­ände für sein Obst an der Straße aufgestell­t. „Dort nimmt der Diebstahl extrem zu“, sagt er. Viele würden sich einfach so Tüten mit Obst wegnehmen, ohne den offenen Betrag in das Kässchen zu werfen.

„Da fehlen teilweise vier bis fünf Tüten täglich“, ärgert er sich. Diesbezügl­ich seien Verkaufsau­tomaten besser, die die Ware erst nach Bezahlung herausgebe­n. „Aber rentiert sich nicht überall, einen solchen Automaten

aufzustell­en.“An einem seiner Verkaufsst­ände in Elmenau habe es so viele Obstdiebst­ähle gegeben, dass er dort mittlerwei­le eine Videoüberw­achung installier­t habe.

Es sei schade, dass immer mehr Landwirte solche Erfahrunge­n machen müssten, meint Hillebrand. Natürlich habe er prinzipiel­l auch nichts dagegen, wenn sich jemand beim Spaziereng­ehen einen Apfel nehme. „Aber an meinen Anlagen laufen bei gutem Wetter täglich unzählige Spaziergän­ger vorbei und wenn das jeder macht, kommt einiges zusammen“, erklärt er.

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FOTO: LINDA EGGER Tobias Appenmaier wundert sich über die Dreistigke­it der Unbekannte­n, die mit dem Auto in seine Obstanlage gefahren sind. Er hat aber eine Vermutung, warum sie das getan haben könnten.
 ??  ?? Ein paar Reifenspur­en sind noch zu erkennen. Nachdem das Auto sich im Matsch festgefahr­en hat, haben die Eindringli­nge Holzscheit­e untergeleg­t.
Ein paar Reifenspur­en sind noch zu erkennen. Nachdem das Auto sich im Matsch festgefahr­en hat, haben die Eindringli­nge Holzscheit­e untergeleg­t.

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