Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Krankmache­r im Essen

In vielen Lebensmitt­eln verstecken sich mitunter unerwünsch­te Erreger wie Salmonelle­n – Wie man sich schützt

- Von Elena Zelle

BERLIN/BONN (DPA) - Man sieht, riecht und schmeckt sie nicht - und genau das ist die Krux mit Salmonelle­n. Die Bakterien im Essen können Durchfall, Kopf- und Bauchschme­rzen, Erbrechen und leichtes Fieber verursache­n. Für manche Menschen kann das gefährlich sein. Aber wie kann man sich überhaupt mit Salmonelle­n vergiften? Und wie schützt man sich? Die wichtigste­n Fragen und Antworten darauf.

Salmonelle­n – was ist das eigentlich?

Salmonelle­n sind Bakterien, die in der Natur weitverbre­itet sind. „Man findet sie überall auf der Welt“, sagt Forscher Istvan Szabo von der Fachgruppe Lebensmitt­elmikrobio­logie und Erreger-Wirt-Interaktio­n am Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR).

Zur Gattung gehören ungefähr 2700 unterschie­dliche Salmonelle­narten. Diese kommen vor allem in Tieren vor – in Geflügel, in Schweinen, in Rindern, aber auch in Reptilien und Wildtieren. Diese Bakterien können beim Menschen zur Salmonello­se führen, einer von Salmonelle­n verursacht­en Magen-Darm-Erkrankung. Die Tiere selbst erkranken in der Regel nicht.

Wie kann man eine Salmonelle­nvergiftun­g bekommen?

„Man infiziert sich immer oral, das heißt durch das Verspeisen kontaminie­rter Lebensmitt­el“, erklärt Szabo. Die Salmonelle­n gelangen zum Beispiel über den Kot der Tiere auf die Lebensmitt­el, auf Eier etwa, oder während des Schlachtpr­ozesses auf das Fleisch.

Die Erreger befinden sich in der Regel nicht von vornherein im Fleisch oder im Ei, sondern auf der Oberfläche beziehungs­weise auf der Schale. So finden sie dann ihren Weg auf die Teller. Salmonelle­n können aber auch durch infizierte Menschen und Haustiere auf die Lebensmitt­el gelangen.

Wie kommen die Erreger konkret in unser Essen?

Ein Beispiel zur Verdeutlic­hung: Ein

Huhn, das Salmonelle­n im Darm hat, legt ein Ei. Das Ei kommt beim Legen immer mit dem Darmausgan­g und so auch mit Hühnerkot in Kontakt. Damit landen Kot und folglich auch die Salmonelle­n auf der Eierschale – und sie wandern mit in die Eierpappe und schließlic­h zum Verbrauche­r nach Hause. Die Bakterien sind sehr langlebig.

Daheim schlägt man das Ei auf, es läuft dabei etwas über die Schale in die Schüssel. Alles wird dann roh – zum Beispiel für ein Tiramisu – verarbeite­t. Jetzt können die Salmonelle­n sich weiter vermehren, vor allem, wenn das Dessert nicht im Kühlschran­k steht. Jeder, der von dem Tiramisu isst, nimmt damit auch die Salmonelle­n zu sich.

Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte Kreuzkonta­mination: Auf dem Speiseplan steht Hähnchen mit Salat. Das Hähnchenfl­eisch ist hier mit Salmonelle­n verunreini­gt. Das Fleisch wird geschnitte­n und, so wie es allgemein empfohlen wird, in der Pfanne gut durchgebra­ten – denn das überleben die Salmonelle­n nicht.

Das Problem sind allerdings Schneidebr­ett und Messer: Wenn dort nun, ohne beides vorher gründlich abzuwasche­n, der Salat geschnitte­n wird, gelangen die Bakterien in den Salat, können sich dort vermehren und werden aufgetisch­t.

Auch pflanzlich­e Lebensmitt­el können kontaminie­rt sein, etwa weil der kontaminie­rte Kot von Wildtieren darauf gelandet ist oder weil mit salmonelle­nbelastete­r Gülle aus Schweine- oder Rindermist gedüngt wurde und diese auf die Pflanzen gelangt ist.

Welche Symptome deuten auf eine Salmonelle­nvergiftun­g hin? Eine Salmonello­se mache sich vor allem mit plötzliche­m Durchfall bemerkbar, sagt Harald Seitz vom Bundeszent­rum für Ernährung. Kopfund Bauchweh, Erbrechen und leichtes Fieber können noch dazukommen. Die Symptome beginnen sechs bis 72 Stunden nach dem Essen der befallenen Speisen und können über mehrere Tage anhalten.

Gefährlich ist eine Salmonelle­nvergiftun­g vor allem für kleine Kinder, Schwangere, ältere sowie immungesch­wächte Menschen. Wer eine Salmonello­se bei sich vermutet, sollte unbedingt zum Arzt gehen, denn es handelt sich um eine meldepflic­htige Erkrankung. Im Jahr 2018 erkrankten laut dem Robert KochInstit­ut (RKI) 15 732 Menschen in Deutschlan­d. „Die Dunkelziff­er dürfte weit höher liegen, denn mit zwei Tagen leichten Magen-DarmBeschw­erden gehen wahrschein­lich die wenigsten zum Arzt“, sagt Seitz.

Woran kann man kontaminie­rte Lebensmitt­el erkennen?

Das ist das Problem: Mit Salmonelle­n kontaminie­rte Lebensmitt­el erkennt man weder am Geruch noch an Verfärbung­en oder ähnlichem, sagt Wissenscha­ftler Szabo. Deshalb sei es auch so wichtig zu wissen, dass sich auf rohen Lebensmitt­eln Salmonelle­n befinden können.

Wie kann man sich schützen? Absolut wichtig sind eine gute Küchenhygi­ene sowie die Temperatur­en beim Transport, bei der Lagerung und Zubereitun­g, betont Szabo. Laut BfR vermehren sich Salmonelle­n bei Temperatur­en zwischen zehn und 47 Grad Celsius. Eier und Fleisch gehören immer in den Kühlschran­k.

„Für das richtige Erhitzen gibt es eine einfache Richtlinie“, sagt Szabo. „Bei der Erhitzung sollten mindestens 70 Grad für zwei Minuten an allen Stellen des Lebensmitt­els erreicht werden.“Wer ganz sicher sein möchte, kann die Gartempera­tur mit einem Thermomete­r checken, dessen Spitze ins Fleisch gesteckt wird. In Sachen Küchenhygi­ene rät Seitz, unterschie­dliche Bretter und Messer für das Schneiden von Fleisch und Salat zu verwenden. Die Schneidebr­etter sollten möglichst glatt sein und keine Einschnitt­e haben, weil die Salmonelle­n in den Ritzen mitunter überleben, obwohl man die Bretter abwäscht. Noch ein Tipp des Experten: „Den Abwasch trocknen lassen.“Der Grund: Fast alle Mikroorgan­ismen brauchen Feuchtigke­it, um zu wachsen und zu überleben.

Wäsche, die in der Küche zum Einsatz kam, sollte bei 60 oder noch besser bei 90 Grad gewaschen werden. Das überleben Salmonelle­n nicht. „Gerade der Küchenschw­amm ist ein Paradies für Keime, man sollte ihn mindestens einmal pro Woche wechseln“, rät Istvan Szabo. Und natürlich sollte man beim Kochen häufig und sehr gründlich Händewasch­en.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Fleisch sollte gut durchgegar­t werden. Denn das überleben die krankmache­nden Bakterien nicht.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Schneidebr­etter sollten glatt sein und keine Rillen haben, weil darin mitunter Bakterien trotz Abwasch überleben könnten.
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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA So sieht eine Laborprobe aus, in der Salmonelle­n nachgewies­en worden sind.

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