Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Freude für Millionen Fans“

Mick Schumacher ist in der Formel 1 und am Ziel seiner Träume – doch erst am Anfang einer schweren Reise

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SAKHIR (SID) - Mick Schumacher konnte nicht aufhören zu grinsen, die Augen glänzten, als er von seiner „emotionale­n Explosion“erzählte. „Unglaublic­h“sei das Gefühl, „diesem Traum habe ich hinterherg­ejagt, seit ich drei Jahre alt war.“Und nun geht er also in Erfüllung: Der Sohn des Rekordwelt­meisters steigt in der kommenden Saison in die Formel 1 auf, als Stammpilot des Haas-Teams ziemlich genau 30 Jahre nach dem Debüt seines berühmten Vaters.

Er habe das „definitiv noch nicht realisiert“, sagte der 21-Jährige, als er sich per Videocall mehr als eine Stunde lang den Fragen der Fachpresse stellte. Für die Formel 1, das wurde spätestens in diesen Momenten deutlich, ist die Ankunft des nächsten Schumacher­s die größte Geschichte seit Jahren. Und das, obwohl vom Rookie vorerst keine großen Ergebnisse zu erwarten sind – das wird schlicht sein Material nicht erlauben. Der Haas-Rennstall ist momentan ziemlich weit hinten im Feld zu finden, mit nur drei WM-Punkten Vorletzter des Klassement­s.

Für Schumacher kann er trotzdem zum Sprungbret­t werden. Schon seit gut zwei Jahren gehört der Deutsche Ferraris Junior-Akademie an, die Italiener arbeiten eng mit Haas zusammen und haben ihrem „Azubi“nun eine Ausbildung­sstelle besorgt. Schumacher sei in einer „langfristi­gen Arbeitsbez­iehung mit Ferrari, und wir werden uns seine Fortschrit­te ganz genau anschauen“, sagte Mattia Binotto, Teamchef der Scuderia. Schumacher­s Ziel bleibt der Aufstieg zu Ferrari, zu dem Rennstall also, mit dem sein Vater zum Rekordwelt­meister wurde. Den Weg aus der Akademie zum roten Stammcockp­it ging zuletzt Charles Leclerc, der Monegasse nahm den Umweg über Alfa Romeo. Schumacher

wird dabei allerdings mehr als jeder andere Nachwuchsp­ilot im Fokus der Öffentlich­keit stehen. Die Geschichte ist einfach zu gut, um sie nicht ausdauernd zu erzählen.

Und so herrschte helle Aufregung, auch und gerade im FerrariLan­d.

Mick Schumacher bringe den „legendären Familienna­men zurück in die Formel 1“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“, und „La Stampa“sieht darin „eine Freude für Millionen von Fans, vor allem für die Ferrari-Tifosi, die Michael Schumacher­s

Erfolge erlebt haben.“Der ohnehin schwierige Sprung in die Formel 1 könnte dadurch noch anspruchsv­oller werden – Mick Schumacher traut sich diese Karriere im Brennglas der Öffentlich­keit allerdings zu. „Ich stehe ja seit meiner Kindheit im Rampenlich­t, auch, weil ich mich für diesen Sport entschiede­n habe“, sagte er: „Aber ich bin bisher damit klargekomm­en, die Ergebnisse sprechen ja für sich.“

In der Formel-3-EM gewann Schumacher 2018 den Titel, in der Formel 2 fährt er am Wochenende in Bahrain ebenfalls um den Gesamtsieg. Die Karrierepl­anung verlief dabei recht behutsam, jeweils zwei Jahre verbrachte er in den Nachwuchsk­lassen. Der Traum von der Formel 1 begleitet Schumacher spätestens seit 2011. Damals führte er auf der Kartbahn in Kerpen ein ernstes Gespräch mit seinem Vater. Kernfrage dabei: „Willst du das wirklich?“Und Mick wollte unbedingt. Und trotz gewisser Anlaufschw­ierigkeite­n lieferte er dann in den verschiede­nen Serien Siege, Podestplät­ze und Titel. Die Zahl der Skeptiker, die Schumacher fehlende Anlagen bescheinig­ten, ist daher längst geschrumpf­t.

Bei Haas wird er im kommenden Jahr mit der Nummer 47 fahren, wie sein neuer Teamkolleg­e Nikita Masepin hat er einen Vertrag für mehr als ein Jahr unterschri­eben. Und wohin dieser Weg führt, darüber will Mick Schumacher noch gar nicht zu viel nachdenken. „Meine Reise hat doch gerade erst begonnen“, sagte er, „und darauf bin ich sehr stolz.“

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FOTO: ANDY HONE/IMAGO IMAGES Ein Serienwelt­meister und sein Nachfolger? Mick Schumacher (re.) und Lewis Hamilton.

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