Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Genialer Dejan Vincic führt perfekt Regie

Zuspieler des VfB Friedrichs­hafen überragt beim 3:0 im Champions-League-Gruppenspi­el gegen Novosibirs­k

- Von Nico Brunetti

TRIENT/FRIEDRICHS­HAFEN - Die Friedrichs­hafener Volleyball­er sorgen internatio­nal weiter für Furore. Dabei haben sie am Mittwoch sogar noch einmal einen draufgeset­zt. Angetreten als Außenseite­r bezwang der aktuelle Bundesliga-Spitzenrei­ter den russischen Vertreter Lokomotiv Novosibirs­k in Trient mit 3:0 (25:20, 25:23, 25:22). Mit diesem Ergebnis haben die Häfler die Führung in der Gruppe E der Champions League gefestigt – und das in einer beeindruck­enden Art und Weise.

Insbesonde­re Zuspieler Dejan Vincic lieferte in den 81 Minuten ein grandioses Spiel ab. Der 34-Jährige führte perfekt Regie und zeigte am Mittwoch seine besondere Qualität. „Überragend. Im Zuspiel waren wir zwei Klassen stärker. Dejan hat immer eine gute Lösung gefunden“, lobte VfB-Trainer Michael Warm. Vincic spielte die Bälle mit einer herausrage­nden Präzision: Das vereinfach­te seinen Mitspieler­n die Aufgabe am Netz. Dazu fiel der Slowene auch in den anderen Bereichen des Spiels positiv auf. So führte im ersten Satz eine starke Abwehrakti­on zum 6:4 durch Mittelbloc­ker Marcus Böhme. Und im dritten Satz überrascht­e er mit einem Geistesbli­tz in der Offensive selbst seine Teamkolleg­en. Er legte den Ball mit dem Rücken zum Netz ganz frech und gefühlvoll in das Feld des Gegners. David Fiel fasste sich an den Kopf und Linus Weber staunte einfach nur.

Eine großartige Szene, die symbolisch für das Selbstvert­rauen steht. Das Friedrichs­hafener Team funktionie­rt. Vincic, Weber, Martti Juhkami,

Markus Steuerwald, Marcus Böhme und Nicolas Maréchal spielen zusammen sehr ansehnlich und ergänzen sich mit ihren Stärken. Als erster Einwechsel­spieler überzeugt Fiel – eine Hereinnahm­e von ihm führt zu keinem Leistungsa­bfall. „Wir wachsen zusammen“, so der Häfler Coach. All das war auch am Mittwoch zu sehen. Während Novosibirs­k oftmals unsortiert wirkte und immer mal wieder Abstimmung­sschwierig­keiten

hatten, lief es beim VfB sehr rund. „Das war ein ganz sauberes Volleyball. Wir haben konstant gut gespielt“, analysiert­e Warm.

Insgesamt macht es richtig Laune, dem VfB zuzusehen. Gerade mit einem Vincic in Topverfass­ung glänzen die Friedrichs­hafener mit technisch feinen Spielzügen und im Angriff dann auch mit der nötigen Entschloss­enheit. Außerdem zahlt sich auch die Arbeit des Trainertea­ms aus, das sich vor den jeweiligen Partien in der Champions League sehr intensiv mit den Gegnern auseinande­rgesetzt hat. „Wir waren sehr gut eingestell­t auf das, was kommt“, sagte Warm. Bei Novosibirs­k richtete sich der VfB auf einen starken Aufschlag ein. „Das ist ihr Herzstück“, wusste der Friedrichs­hafener Trainer. Ziel war deshalb eine gute Annahme, und seinen Spielern gelang auch die Umsetzung: Maréchal, Juhkami und Steuerwald leisteten hier sehr gute Arbeit. In den hart umkämpften Sätzen halfen den Häflern außerdem die zahlreiche­n Blocks. Mit 10:4 ging auch diese Disziplin deutlich an den VfB.

„Das war ein ganz großer Sieg und schon etwas Besonderes. Novosibirs­k ist russischer Meister und Pokalsiege­r“, betonte Warm und schickte gleich eine Warnung an die Konkurrent­en hinterher. „Das Ende der Fahnenstan­ge ist noch lange nicht erreicht.“Er dreht dabei aber auch nicht durch. In ihrem letzten Hinspiel in Gruppe E am Donnerstag um 16 Uhr sieht Warm die Friedrichs­hafener trotz der klaren Siege gegen Karlovarsk­o und Novosibirs­k als Außenseite­r. Mit dem italienisc­hen Erstligist­en Trentino Itas geht es aus seiner Sicht gegen den stärksten Gruppengeg­ner. Das Duell, das ohne Zuschauer ausgetrage­n wird, können Fans online in einem kostenpfli­chtigen Livestream unter xyzsports.tv anschauen. Egal, wie es ausgeht: Schon jetzt kann aber von einer erfolgreic­hen Champions-League-Reise gesprochen werden. „Sechs Punkte waren nicht zu erwarten“, meinte Warm. Wir haben gegen Trentino nichts zu verlieren.“

 ?? ARCHIVFOTO: NORDPHOTO/IMAGO IMAGES ?? „Er hat immer eine Lösung gefunden“, lobte VfB-Coach Michael Warm seinen Zuspieler Dejan Vincic.
ARCHIVFOTO: NORDPHOTO/IMAGO IMAGES „Er hat immer eine Lösung gefunden“, lobte VfB-Coach Michael Warm seinen Zuspieler Dejan Vincic.

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