Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stuttgarter OB will rasche Sanierung der Oper
Grundsatzentscheidung für das Milliardenprojekt soll noch vor der Sommerpause fallen
STUTTGART - Noch vor der Sommerpause soll es eine Grundsatzentscheidung zur milliardenschweren Sanierung der Stuttgarter Oper geben. Das sagte Frank Nopper, Oberbürgermeister der baden-württembergischen Landeshauptstadt, am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz.
„Wir sollten das Thema nicht wie einen Kaugummi ins Unendliche ziehen“, so der CDU-Politiker. „Ich habe den Eindruck, dass das Thema Oper ausdiskutiert ist. Es ist im Wesentlichen alles geschwätzt, was geschwätzt werden muss.“Das Jahr 2021 müsse das Jahr der Entscheidung werden, so Nopper. Im Verwaltungsrat sei man sich einig, dass dabei eine Dreieinigkeit von Land, Landeshauptstadt und Staatstheater das Ziel sei. Es solle eine gemeinsame Erklärung geben, die diese Grundsatzentscheidung bestätige.
Nopper, der Ende November 2020 zum Stuttgarter OB gewählt wurde, hatte vor der Pressekonferenz erstmals an einer Verwaltungsratssitzung der Württembergischen Staatstheater unter Vorsitz von Kultusministerin Theresia Bauer (Grüne) teilgenommen. Die Ministerin sprach von einer Sitzung in freundlicher Atmosphäre, in der man gemeinsam mit den Intendanten nach vorne blicken habe können. Das Bürgerbeteiligungsverfahren hätte den Verwaltungsrat in so gut wie allen Punkten bestätigt.
Unterstützung sagte Bauer auch der vom Lockdown gebeutelten Kulturszene des Landes zu. So habe man bereits 235 000 Euro an Ausfallhonoraren für freischaffende Künstler auszahlen können. Sie zeigte sich aber auch fest davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit wieder Kulturveranstaltungen geben könne: „Dieses Jahr wird ein Jahr, in dem wir die Gelegenheit haben werden, zu feiern und die Vorhänge wieder aufzumachen.“Dafür liefen die Vorbereitungen. So habe beispielsweise das Ballett wieder mit Proben begonnen und teste die Ensemblemitglieder zweimal pro Woche auf Corona. Mit der Kombination aus Impfungen, Schnelltests und digitaler Kontaktnachverfolgung werde man die Schritte gehen können.
Land und Stadt hatten vor mehr als einem Jahr und somit noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie eine erste detaillierte Kostenschätzung zur Sanierung der Stuttgarter Oper präsentiert. Nach diesen Plänen könnte die nötige Sanierung des Hauses mehr als eine Milliarde Euro kosten. Entscheiden müssen letztlich Gemeinderat und Landtag. Denn die Kosten für die Sanierung des größten Dreispartenhauses der Welt müssten sich Stadt und Land als Träger jeweils zur Hälfte teilen.
Die Bauarbeiten sollen dann nach bisheriger Planung fünf bis sieben Jahre dauern und nicht vor 2025 beginnen, allerdings verzögert sich der Start wahrscheinlich wegen der Corona-Pandemie und der jüngsten OB-Wahl. Zentraler Streitpunkt des Projekts ist die sogenannte Kreuzbühne. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich werden. Kritiker betonen aber, für den Einbau müsse die Fassade des Opernhauses aufgerissen und verschoben werden. Dadurch gerate das historische Gesamtkonstrukt aus den Fugen.
In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt, das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode und die Gastronomie nicht mehr zeitgemäß. Nach mehreren Debattenrunden hatte sich zuletzt auch das Bürgerforum zur Sanierung der Staatsoper klar für den umstrittenen Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes ausgesprochen.