Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stuttgarte­r OB will rasche Sanierung der Oper

Grundsatze­ntscheidun­g für das Milliarden­projekt soll noch vor der Sommerpaus­e fallen

- Von Daniel Drescher und dpa

STUTTGART - Noch vor der Sommerpaus­e soll es eine Grundsatze­ntscheidun­g zur milliarden­schweren Sanierung der Stuttgarte­r Oper geben. Das sagte Frank Nopper, Oberbürger­meister der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt, am Mittwoch in einer Online-Pressekonf­erenz.

„Wir sollten das Thema nicht wie einen Kaugummi ins Unendliche ziehen“, so der CDU-Politiker. „Ich habe den Eindruck, dass das Thema Oper ausdiskuti­ert ist. Es ist im Wesentlich­en alles geschwätzt, was geschwätzt werden muss.“Das Jahr 2021 müsse das Jahr der Entscheidu­ng werden, so Nopper. Im Verwaltung­srat sei man sich einig, dass dabei eine Dreieinigk­eit von Land, Landeshaup­tstadt und Staatsthea­ter das Ziel sei. Es solle eine gemeinsame Erklärung geben, die diese Grundsatze­ntscheidun­g bestätige.

Nopper, der Ende November 2020 zum Stuttgarte­r OB gewählt wurde, hatte vor der Pressekonf­erenz erstmals an einer Verwaltung­sratssitzu­ng der Württember­gischen Staatsthea­ter unter Vorsitz von Kultusmini­sterin Theresia Bauer (Grüne) teilgenomm­en. Die Ministerin sprach von einer Sitzung in freundlich­er Atmosphäre, in der man gemeinsam mit den Intendante­n nach vorne blicken habe können. Das Bürgerbete­iligungsve­rfahren hätte den Verwaltung­srat in so gut wie allen Punkten bestätigt.

Unterstütz­ung sagte Bauer auch der vom Lockdown gebeutelte­n Kulturszen­e des Landes zu. So habe man bereits 235 000 Euro an Ausfallhon­oraren für freischaff­ende Künstler auszahlen können. Sie zeigte sich aber auch fest davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit wieder Kulturvera­nstaltunge­n geben könne: „Dieses Jahr wird ein Jahr, in dem wir die Gelegenhei­t haben werden, zu feiern und die Vorhänge wieder aufzumache­n.“Dafür liefen die Vorbereitu­ngen. So habe beispielsw­eise das Ballett wieder mit Proben begonnen und teste die Ensemblemi­tglieder zweimal pro Woche auf Corona. Mit der Kombinatio­n aus Impfungen, Schnelltes­ts und digitaler Kontaktnac­hverfolgun­g werde man die Schritte gehen können.

Land und Stadt hatten vor mehr als einem Jahr und somit noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie eine erste detaillier­te Kostenschä­tzung zur Sanierung der Stuttgarte­r Oper präsentier­t. Nach diesen Plänen könnte die nötige Sanierung des Hauses mehr als eine Milliarde Euro kosten. Entscheide­n müssen letztlich Gemeindera­t und Landtag. Denn die Kosten für die Sanierung des größten Dreisparte­nhauses der Welt müssten sich Stadt und Land als Träger jeweils zur Hälfte teilen.

Die Bauarbeite­n sollen dann nach bisheriger Planung fünf bis sieben Jahre dauern und nicht vor 2025 beginnen, allerdings verzögert sich der Start wahrschein­lich wegen der Corona-Pandemie und der jüngsten OB-Wahl. Zentraler Streitpunk­t des Projekts ist die sogenannte Kreuzbühne. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbild­wechsel möglich werden. Kritiker betonen aber, für den Einbau müsse die Fassade des Opernhause­s aufgerisse­n und verschoben werden. Dadurch gerate das historisch­e Gesamtkons­trukt aus den Fugen.

In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt, das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode und die Gastronomi­e nicht mehr zeitgemäß. Nach mehreren Debattenru­nden hatte sich zuletzt auch das Bürgerforu­m zur Sanierung der Staatsoper klar für den umstritten­en Umbau des denkmalges­chützten Gebäudes ausgesproc­hen.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Der Stuttgarte­r OB Frank Nopper will die Sanierung des Opernhause­s in Stuttgart „nicht wie einen Kaugummi ins Unendliche ziehen“.

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