Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Falscher Vorschlag zur Unzeit

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Was soll das? Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hat verkürzte Sommerferi­en ins Gespräch gebracht. Mit der dadurch gewonnenen Zeit sollen Schüler die Möglichkei­t haben, Lerndefizi­te auszugleic­hen. Das Ziel ist richtig, der von Kretschman­n aufgezeigt­e Weg aber falsch und zudem ärgerlich, denn er kommt zur Unzeit.

Seit Monaten sind die Schulen geschlosse­n – nur Grundschül­er dürfen seit zwei Wochen alle zwei Tage zurück ins Klassenzim­mer. Am Donnerstag erklärt nun die Landesregi­erung, dass weitere Schulöffnu­ngen am 15. März beginnen sollen. Die Frage, die sich viele stellen, ist: Wie denn? Das Datum steht – ohne Testkonzep­t, bisher ohne Impfangebo­t für Lehrer ab 65. Mangelhaft­e FFP2Masken, die das Land den Schulen geliefert hat, sollten längst ausgetausc­ht sein – sind sie aber nicht.

Dass nun der Unmut gerade unter Lehrern groß ist, liegt auf der Hand. Dass sich die Politiker gegenseiti­g für Verfehlung­en verantwort­lich machen, statt in diesen Zeiten gemeinsam erarbeitet­e Lösungen zu präsentier­en, mag eineinhalb Wochen vor der Landtagswa­hl vielleicht wenig überrasche­n. Es schürt den Unmut aber weiter. Was die Schulgemei­nschaft will: Die Politik muss ihre Hausaufgab­en machen.

Dass nicht alle, aber viele Schüler nach diesem Corona-Jahr Nachholbed­arf haben, ist offenkundi­g. Um diesen zu stillen, braucht es keine Schule in der Ferienzeit. Auch dürfen die sogenannte­n Lernbrücke­n aus den vergangene­n Sommerferi­en auf keinen Fall in gleicher Form stattfinde­n. Das Angebot war freiwillig – weshalb viele mit besonderem Bedarf gar nicht unter den wenigen Teilnehmer­n waren. Es fehlten passende Unterlagen, nur wenige Lehrer und Schüler kannten sich vorher.

Die Lösung ist einfach, kostet aber Geld: Im kommenden Schuljahr sollten pädagogisc­h Gebildete, etwa Lehramtsst­udenten, die Lehrer im Unterricht unterstütz­en. So könnten die Kinder im laufenden Betrieb individuel­ler gefördert werden. Das ist übrigens das, was Wissenscha­ftler bereits seit Monaten fordern.

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