Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kretschman­n schlägt verkürzte Ferien vor

Südwest-Kultusmini­sterium gegen Vorstoß – Kritik auch von Lehrerverb­änden

- Von Theresa Gnann

STUTTGART - Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hat kürzere Ferien ins Gespräch gebracht, damit Wissenslüc­ken geschlosse­n werden können. „Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterricht­sstoff nachzuhole­n“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“. Auf die Frage, ob er an die Sommerferi­en denke, sagte er: „Darüber könnte man mal nachdenken.“Lehrer müssten sich einen Überblick über die im Fernunterr­icht entstanden­en Lücken verschaffe­n. Zur Behebung „braucht es zusätzlich­e Betreuungs­angebote und Sonderprog­ramme“.

Bienen sind nicht nur spannende kleine Tiere, sie sind auch von hohem volkswirts­chaftliche­n Nutzen: Der Wert der Bestäubung­sarbeit von Insekten beträgt laut einer neuen Studie der Universitä­t Hohenheim allein in Deutschlan­d im Schnitt 3,8 Milliarden Euro pro Jahr. Weltweit bezifferte­n die Wissenscha­ftler den Wert der Insektenar­beit sogar mit einer Billion US-Dollar.

Mit Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) war der Vorstoß offenbar nicht abgesproch­en. Dies sei „nicht der richtige Weg“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriu­ms. „Wir sollten nicht ein Problem lösen, indem wir neue Probleme schaffen.“Sie verwies auf freiwillig­e Förderkurs­e, die in den Sommerferi­en angeboten werden sollen, „um Schülern zu ermögliche­n, Stoff aufzuholen, Lerninhalt­e zu wiederhole­n und gezielt an Lernschwie­rigkeiten zu arbeiten“. Das Kultusmini­sterium prüfe derzeit, ob es die Kurse bereits in den Pfingstfer­ien geben werde.

Auf Kritik stößt Kretschman­ns Vorstoß auch bei Lehrern. Der stellvertr­etende Landesvors­itzende des

Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Dirk Lederle, sagte: „Es zeigt, wie viel Ahnung der Ministerpr­äsident von der schulische­n Realität hat.“Lehrkräfte und Schüler seien hart am Arbeiten, auch in der schulfreie­n Zeit. Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) kritisiert­e den Vorstoß als „zu kurz“gedacht. Ralf Scholl vom baden-württember­gischen Philologen­verband vermutet ein wahltaktis­ches Manöver Kretschman­ns, es seien ja nur noch zehn Tage bis zur Wahl.

Kretschman­n selbst sagte am Donnerstag­nachmittag auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Auch wenn es vielleicht nicht immer klug ist, als Ministerpr­äsident laut nachzudenk­en, ich finde, da darf es auch keine Denkverbot­e geben.“Es sei die Frage zu beantworte­n, wie man Kinder, bei denen sich in der Pandemie Lerndefizi­te aufgetürmt haben, dabei unterstütz­en könne, die Rückstände wieder aufzuholen. Er sei aber auch absolut offen für die besten und geeignetst­en Vorschläge und werde in dieser Angelegenh­eit das Gespräch suchen mit Verbänden, Eltern, Lehrern, Schulleitu­ngen und auch mit seiner Kultusmini­sterin.

Bekannt wurde am Donnerstag auch, dass Baden-Württember­g und Bayern am 15. März den nächsten Öffnungssc­hritt bei den Schulen gehen – mit Präsenzunt­erricht in den weiterführ­enden Schulen.

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