Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kretschmann schlägt verkürzte Ferien vor
Südwest-Kultusministerium gegen Vorstoß – Kritik auch von Lehrerverbänden
STUTTGART - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat kürzere Ferien ins Gespräch gebracht, damit Wissenslücken geschlossen werden können. „Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterrichtsstoff nachzuholen“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“. Auf die Frage, ob er an die Sommerferien denke, sagte er: „Darüber könnte man mal nachdenken.“Lehrer müssten sich einen Überblick über die im Fernunterricht entstandenen Lücken verschaffen. Zur Behebung „braucht es zusätzliche Betreuungsangebote und Sonderprogramme“.
Bienen sind nicht nur spannende kleine Tiere, sie sind auch von hohem volkswirtschaftlichen Nutzen: Der Wert der Bestäubungsarbeit von Insekten beträgt laut einer neuen Studie der Universität Hohenheim allein in Deutschland im Schnitt 3,8 Milliarden Euro pro Jahr. Weltweit bezifferten die Wissenschaftler den Wert der Insektenarbeit sogar mit einer Billion US-Dollar.
Mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) war der Vorstoß offenbar nicht abgesprochen. Dies sei „nicht der richtige Weg“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. „Wir sollten nicht ein Problem lösen, indem wir neue Probleme schaffen.“Sie verwies auf freiwillige Förderkurse, die in den Sommerferien angeboten werden sollen, „um Schülern zu ermöglichen, Stoff aufzuholen, Lerninhalte zu wiederholen und gezielt an Lernschwierigkeiten zu arbeiten“. Das Kultusministerium prüfe derzeit, ob es die Kurse bereits in den Pfingstferien geben werde.
Auf Kritik stößt Kretschmanns Vorstoß auch bei Lehrern. Der stellvertretende Landesvorsitzende des
Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Dirk Lederle, sagte: „Es zeigt, wie viel Ahnung der Ministerpräsident von der schulischen Realität hat.“Lehrkräfte und Schüler seien hart am Arbeiten, auch in der schulfreien Zeit. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte den Vorstoß als „zu kurz“gedacht. Ralf Scholl vom baden-württembergischen Philologenverband vermutet ein wahltaktisches Manöver Kretschmanns, es seien ja nur noch zehn Tage bis zur Wahl.
Kretschmann selbst sagte am Donnerstagnachmittag auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“: „Auch wenn es vielleicht nicht immer klug ist, als Ministerpräsident laut nachzudenken, ich finde, da darf es auch keine Denkverbote geben.“Es sei die Frage zu beantworten, wie man Kinder, bei denen sich in der Pandemie Lerndefizite aufgetürmt haben, dabei unterstützen könne, die Rückstände wieder aufzuholen. Er sei aber auch absolut offen für die besten und geeignetsten Vorschläge und werde in dieser Angelegenheit das Gespräch suchen mit Verbänden, Eltern, Lehrern, Schulleitungen und auch mit seiner Kultusministerin.
Bekannt wurde am Donnerstag auch, dass Baden-Württemberg und Bayern am 15. März den nächsten Öffnungsschritt bei den Schulen gehen – mit Präsenzunterricht in den weiterführenden Schulen.