Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gut gelacht ist halb gelockert

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Dem deutschen Humor wird internatio­nal eine gewisse Steifigkei­t nachgesagt. Der beliebtest­e Ort für deutsches Lachen sei immer noch der Keller, feixen zum Beispiel die Briten, deren englischer Humor legendär ist. Und die ihn dieser Tage angesichts eines Corona-Brexit-Johnson-Mutanten-Desasters dingender brauchen als jemals zuvor. In der jüngeren wie älteren Fernsehver­gangenheit hat es immer wieder Versuche gegeben, den deutschen Humor nachzuschä­rfen und dem Zuschauer ein neues komödianti­sches Selbstvers­tändnis zu vermitteln. Geprägt von leichtfüßi­ger Lockerheit. Ja sogar eine Sendung mit dem Namen „Locker vom Hocker“hat das ZDF zu diesem volkspädag­ogischen Zweck erfunden. Der inzwischen verblichen­e Schauspiel­er Walter Giller servierte in den Jahren 1979 bis 1987 dieses Unterhaltu­ngsformat natürlich locker auf einem Hocker sitzend.

Gegenstand der aus heutiger Sicht nur so mittellust­igen Episoden sind sketchhaft­e Szenen, in denen bräsig vor sich hin gewitzelt wird. Fast schon niedlich, niemals bissig oder böse, keinen Augenblick den stabilen

Boden der germanisch­en Nettigkeit verlassend. Zur gleichen Zeit der sich um lockere Lockerheit bemühenden Serie feierte der norddeutsc­he Witzeerzäh­ler Fips Asmussen seine größten Triumphe. Der im Jahr 2020 verstorben­e Komiker hat in Humorfrage­n für viele Deutsche noch immer das letzte Wort. Hier sei ihm das vorletzte gegönnt: „In welchem Land werden die meisten Servietten produziert? In der Serviettun­ion!“Damit wäre über deutschen Humor eigentlich alles gesagt. (nyf )

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FOTO: UNITED ARCHIVES/IMPRESS/IMAGO IMAGES Wirklich locker vom Hocker? Walter Giller im Jahr 1985 in Aktion.

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