Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schnelltes­ts für daheim im Verkauf

Erste Händler bieten Prüfsets ab Samstag an

- Von Hajo Zenker, Steffi Dobmeier und Michael Gabel

RAVENSBURG/BERLIN - Der Discounter macht den Anfang: Ab Samstag gibt es Schnelltes­ts für zu Hause im freien Verkauf. Aldi Süd und Aldi Nord nehmen die Antigen-Schnelltes­ts ab dem Wochenende als Aktionsang­ebot ins Sortiment. Kommende Woche ziehen auch die Drogeriemä­rkte Rossmann und dm nach.

„Der Schnelltes­t eignet sich zum direkten Nachweis des Sars-CoV-2Antigens. Der Test ist in Deutschlan­d produziert und für den Heimgebrau­ch zugelassen. Die Schnelltes­ts können direkt an der Kasse erworben werden“, bestätigt ein Sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Abgabemeng­e ist zunächst auf eine Packung pro Kunde beschränkt, um zu gewährleis­ten, dass möglichst viele Menschen auf das Angebot zugreifen können. Eine Packung mit fünf Tests kostet 24,99 Euro.

Die Drogeriema­rktkette dm hatte Anfang der Woche ebenfalls angekündig­t, solche Tests in den Filialen zum Kauf anzubieten. dm-Geschäftsf­ührer Sebastian Bayer hatte erklärt, es seien „voraussich­tlich“ab dem 9. März Selbsttest­s erhältlich. Auch dm wird die Abgabe pro Kunde zunächst begrenzen. Ein Preis für die Tests ist bisher nicht bekannt. Auch Rossmann hat angekündig­t, „bald“Corona-Schnelltes­ts anzubieten. Ein genauer Zeitpunkt steht bislang aber nicht fest. In ganz Baden-Württember­g will das Drogeriema­rkt-Unternehme­n außerdem Schnelltes­tzentren errichten. Nach vorheriger Anmeldung per Handy-App sollen sich dort Kunden auf eine Corona-Infektion

testen lassen können. Wann das Projekt startet, ist aber offen.

Schnelltes­ts sind Teil der Öffnungsst­rategie, die Bund und Länder am Mittwoch beschlosse­n haben. Dazu zählen neben Selbsttest­s auch Schnelltes­ts, die nur medizinisc­h geschultes Personal anwenden darf. Doch auch diese muss man erst einmal haben. Weshalb Bund und Länder nun eine Arbeitsgru­ppe zur schnellen Beschaffun­g von Tests gebildet haben. Am Donnerstag hieß es aus dem Ministeriu­m, es gebe „genug Schnelltes­ts auf dem Markt“. 150 Millionen lägen laut Hersteller­angaben „auf Halde und können direkt geliefert werden“. Ab Montag zahlt der Bund für den Einsatz, drei Milliarden Euro sind dafür eingeplant. Man habe sich schon 800 Millionen Schnelltes­ts gesichert.

Auch Selbsttest­s werde es bald massenhaft geben. Doch das ist Zukunftsmu­sik. Und so fürchtet SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach, dass angesichts der fehlenden Flankierun­g der Lockerunge­n durch massenhaft­e Schnelltes­ts „die dritte Welle langsam anläuft“.

Dabei sollten die Schnelltes­ts das verhindern. Im Gegensatz zu PCRTests, auf deren Ergebnis man meist zwei, drei Tage warten muss, wird bei den Antigen-Tests nicht nach Erbgut gesucht, sondern nach virustypis­chen Proteinen. Das ist schneller, aber ungenauer. Bei Schnelltes­ts nimmt geschultes Personal mit einem langen Stäbchen tief in der Nase oder im Rachen einen Abstrich. Das Ergebnis gibt es nach 15 Minuten. Den Selbsttest kann jeder zu Hause durchführe­n. Bei sechs der sieben zugelassen­en Tests reicht es, ein Bürstchen ins Nasenloch einzuführe­n. Zudem gibt es einen Spucktest.

Allerdings warnen Gesundheit­spolitiker und Mediziner vor folgendem Effekt: Flächendec­kende Corona-Tests würden zwangsläuf­ig zu höheren Inzidenzwe­rten führen. Höhere Werte verhindern aber weitere Lockerunge­n. Der Präsident der Sächsische­n Landesärzt­ekammer, Erik Bodendieck, warnt vor solch einer Entwicklun­g. Sie könne „zu einer allgemeine­n Skepsis in der Bevölkerun­g“führen. Für flächendec­kende Tests spricht er sich dennoch aus. Der Mediziner fordert, sich bei Lockerunge­n nicht einseitig an der Zahl der Infizierte­n zu orientiere­n. In die Öffnungsst­rategie müssten „auch die Intensivka­pazitäten sowie Testkonzep­te und die Durchimpfu­ngsrate der Bevölkerun­g einfließen“.

Das sieht Bundesärzt­ekammerPrä­sident Klaus Reinhardt ebenso. Er fordert die Ausrichtun­g an einem „Gefahrenin­dex“, in dem etwa die Sterberate berücksich­tigt wird. Sie sinkt derzeit stark.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Bei sechs der Selbsttest­s nimmt man mit einem Tupfer bei sich selbst einen Abstrich.

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