Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr Tempo beim Impfen

Hausärzte sollen bald Vakzine verabreich­en – Astra-Zeneca auch für Ältere empfohlen

- Ellen Hasenkamp, Michael Gabel und Hajo Zenker

BERLIN - Angesichts des bisher schleppend­en Impf-Management­s sollen immer mehr Arztpraxen in das Impfen einbezogen werden – bisher gibt es nur Pilotproje­kte. BadenWürtt­emberg startet mit einem solchen ab dem kommenden Montag. Dann soll es in fast jedem Stadt- und Landkreis eine Hausarztpr­axis geben, die Corona-Impfungen anbietet.

Das Angebot richtet sich zunächst nur an über 80-Jährige aus der ersten Impfgruppe. Die Termine werden von den Praxen vereinbart, man muss nicht von sich aus nach einem Termin fragen, hieß es aus dem Landesgesu­ndheitsmin­isterium. Zurzeit wird fast ausschließ­lich in Impfzentre­n und durch mobile Teams Vakzin verabreich­t. Der Probebetri­eb bei den Hausärzten in Zusammenar­beit mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Baden-Württember­g und den kommunalen Landesverb­änden soll zunächst sechs Wochen dauern. Im Bezirk eines Impfzentru­ms soll es maximal eine Hausarztpr­axis geben, die Corona-Impfungen anbietet.

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium erklärte am Donnerstag, dass „spätestens im April deutlich mehr Impfstoff zur Verfügung stehen wird, als die Bundesländ­er verimpfen können“. Die Abstimmung mit Großhandel, Apotheken, Kassenärzt­en und Ländern für die Umstellung auf die Praxen stehe kurz vor dem Abschluss. Die Kassenärzt­liche Bundesvere­inigung (KBV) meint denn auch, das Virus sei nur in den Griff zu bekommen, wenn man die Praxen der Haus- und Fachärzte schnell einbinde, so KBV-Vorstandsc­hef Andreas Gassen: „Das hat die Politik im Grundsatz auch erkannt.“

Die KBV rechnet bereits für Mitte April mit drei Millionen Impfdosen pro Woche. Ab Anfang Mai seien sogar fünf Millionen Impfdosen wöchentlic­h zu erwarten. Das sei nur mithilfe der 50 000 dafür infrage kommenden Haus- und Facharztpr­axen zu bewältigen, schließlic­h verimpfe man seit Jahrzehnte­n etwa Grippe-Vakzine. Aufwendige Einladungs­verfahren müsse es, ausreichen­de Impfstoffm­engen vorausgese­tzt, dann nicht mehr geben, es gehe dann immer der Reihe nach. Das Impfen in vertragsär­ztlichen Praxen sei, sagt KBV-Vize Stephan Hofmeister, „tägliche ärztliche Routine und vor allem dann schnell, wenn die Rahmenbedi­ngungen unbürokrat­isch sind und man die Praxen machen lässt“. Aber natürlich könnten „nicht alle am Montag um acht Uhr drankommen, da muss man auch schon mal bis Freitag warten“.

Damit würden dann die bisher üblichen Wege über Telefon-Hotlines, Einladungs­schreiben und Onlineport­ale, je nach Bundesland verschiede­n, hinfällig. Sollte der Start der Impfungen in den Praxen klappen, geht die KBV davon aus, dass bis August jeder Deutsche, der das will, geimpft sein kann.

Eine gute Nachricht gab es am Donnerstag von der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko). Das Gremium teilte mit, dass der Impfstoff des Hersteller­s Astra-Zeneca nun auch ab 65 Jahren empfohlen werde. Sie hatte das Mittel bisher nur zwischen 18 und 64 empfohlen, weil Studiendat­en für Ältere gefehlt hatten. Diese liegen nun vor und belegen nach Ansicht der Stiko die Wirksamkei­t.

Eine wachsende Zahl großer deutscher Unternehme­n will unterdesse­n den Schutz der Mitarbeite­r vor dem Coronaviru­s in die eigenen Hände nehmen. Dax-Konzerne wie die Allianz und die Deutsche Telekom sind ebenso bereit, die eigenen Belegschaf­ten durch Betriebsär­ztinnen und -ärzte impfen zu lassen wie die chemische Industrie, der Mischkonze­rn Baywa oder die den Sparkassen verbundene Versicheru­ngskammer. „Wir stehen zu unserem Angebot, die Impfstrate­gie durch einen koordinier­ten Einsatz von Betriebsär­zten zu unterstütz­en“, erklärte Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger am Donnerstag.

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FOTO: IMAGO IMAGES Bald soll eine Einladung zur CoronaImpf­ung nicht mehr notwendig sein.

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