Schwäbische Zeitung (Tettnang)

SpaceX-Rakete explodiert nach Landung

Erneuter Fehlschlag bei der Landung – Milliardär sucht Mitreisend­e für Mondflug

- Von Angela Köhler und AFP

TOKIO - SpaceX muss einen erneuten Fehlschlag einstecken. Ob sich die Explosion einer Rakete nach der Landung das Vertrauen in Elon Musks privates Raumfahrtu­nternehmen erschütter­t? Yusaku Maezawa dürfte hoffen, dass das nicht der Fall ist. Denn der japanische Milliardär will ins Weltall – und sucht acht Menschen, die ihn begleiten.

Einmal rund um den Mond – aber ohne „Landausflu­g“– und wieder zurück zur Erde mit dem SpaceXRaum­schiff Starship. Wenn alles gut geht, innerhalb von exakt fünf Tagen, einer Minute und 27 Sekunden. Jeder, der Lust auf diesen Trip hat, kann sich bei Yusaku Maezawa bis zum 14. März registrier­en. Der japanische Exzentrike­r „lädt acht Mitreisend­e zu dieser Mission aus der ganzen Welt“ein. Das Verlockend­e an dieser Offerte: Alle Plätze im „Privatflug“sind bereits bezahlt. „Machen wir gemeinsam eine lustige Reise!“

Ganz gegen seine übliche Gewohnheit mit theatralis­cher Show und martialisc­hem Gehabe geht der Selfmade-Milliardär diesmal die Suche eher lässig schlicht an, buntes Hemd über weißes T-Shirt mit Mondbild auf der Brust, ein Helm im Arm und ein werbendes Grinsen im Gesicht. Soll wohl Vertrauen bilden.

Ursprüngli­ch wollte Maezawa ein Team von Pop-Ikonen mit an Bord nehmen. Es schien aber nicht viel Interesse bei diesen Stars zu geben, ein solches Risiko einzugehen. In seinem jüngsten Video erweitert der Raummäzen nun den Bewerberkr­eis doch erheblich auf quasi acht Milliarden Kandidaten. Er sei inzwischen überzeugt, dass „jeder, der etwas Kreatives tut, als Künstler bezeichnet werden kann“. Bevor jedoch jedermann nach den Sternen greifen kann, gibt es formal nur wenig Zeit und Hürden. Laut Plan wird bis 21. März eine Vorauswahl getroffen, gefolgt von einer – noch nicht näher definierte­n – „Prüfung“, einem OnlineInte­rview und bis Ende Mai schon einem Medizintes­t und einem Schlussges­präch. Scheint ganz einfach, oder? Wären da nicht noch zwei Auswahlkri­terien, die man sich allerdings genau überlegen sollte. Der Mondfahrer in spe muss bereit sein, „bis an die Grenzen zu gehen“. Das reicht aber nicht, er muss zweitens den anderen Crewmitgli­edern dabei helfen, dies ebenfalls zu tun.

Und vermutlich müssen die Mitreisend­en auch eine Portion Vertrauen in die Technik mitbringen: Jüngst ist zum dritten Mal ein unbemannte­r Prototyp der neuen Rakete des USUnterneh­mens SpaceX explodiert – nach der ersten geglückten Landung des Raketentyp­s.

„Starship SN-10 ist in einem Stück gelandet!“, freute sich SpaceX-Gründer Elon Musk denn auch am Donnerstag.

Doch kurz nach der Landung im US-Bundesstaa­t Texas ging der Antrieb der Rakete in Flammen auf und detonierte nach ein paar Minuten. „Als wäre der Test nicht aufregend genug, gab es bei der SN-10 eine schnelle, unvorherge­sehene Demontage kurz nach der Landung“, wurde auf der SpaceX-Website gewitzelt, ohne eine Erklärung für die Explosion zu liefern.

Trotz der Explosion nach der Landung wertete Musk den dritten Testlauf mit der SN-10 positiv. „Das SpaceX-Team leistet großartige Arbeit“, schrieb der visionäre Unternehme­nsgründer im Onlinedien­st Twitter.

Musk hofft, dass die neue Rakete eines Tages nicht nur den Mond umrunden, sondern auch Menschen und Fracht auf den Mars befördern wird. Mit der Rakete Falcon-9 hat sich SpaceX bereits in der Raumfahrt etabliert. Im November absolviert­e sie ihre erste bemannte Mission zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS.

Yusaku Maezawa, der als Chef der inzwischen an den Internetri­esen Yahoo verkauften Modefirma Zozo schätzungs­weise 1,6 Milliarden Euro reich wurde, ist schon seit Jahren vom Mondfieber angesteckt. Mit ausgeheckt hat das Musk, der auch die Raumtechni­k liefern will. Es wäre – knapp 50 Jahre nach der Mondlandun­g durch drei US-Astronaute­n

Yusaku Maezawa lädt zum Mondflug ein – kostenlos.

– die erste privat finanziert­e Reise zum Erdtrabant­en. Da auch hinter dem Mond vorbeigefl­ogen werden soll, würde diese zusammenge­würfelte Welt-Crew „weiterkomm­en, als es irgendeine­m Menschen jemals von der Erde aus gelang“.

Technische Voraussetz­ung für dieses kommerziel­le Abenteuer wäre, dass Space X erstens in der Lage ist, das Raumschiff ins All zu schicken. Bereits Anfang Februar war erneut ein Prototyp dieser Rakete aus dem Hause Musk – das Starship SN9 – bei der Landung am Boden explodiert und in Flammen aufgegange­n. Einen ähnlichen Rückschlag mussten die Ambitionen des Tesla-Königs bereits im Dezember erleiden. Musk behauptet dennoch unbeirrt in einer Videobotsc­haft, sein Starship werde für die Beförderun­g von Personen ab 2023 „sicher genug“sein.

Wobei „genug“vielleicht nicht allen genug ist. Yusaku Maezawa hat inzwischen von der Idee Abschied genommen, die Mondreise mit Flitterwoc­hen am Mond zu kombiniere­n. Ursprüngli­ch suchte der exzentrisc­he Milliardär auf diesem Wege eine Braut. Zwar meldeten sich knapp 30 000 Singles, aber die Richtige war wohl nicht dabei. Später stellte sich heraus, dass die „Mondromanz­e“wohl eher als Fernsehcas­ting für die private TV-Station des 45-Jährigen gedacht schien.

Die US-Raumfahrtb­ehörde plant übrigens für das Jahr 2024 tatsächlic­h eine profession­elle Mondlandun­g mit einer Frau an Bord.

„Machen wir gemeinsam eine lustige Reise!“

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FOTO: SPACEX/IMAGO IMAGES Die Landung glückte der SN-10 noch, aber danach explodiert­e die SpaceX-Rakete.

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