Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wahlweise: 13 Kandidaten kämpfen um Stimmen

Bei der Landtagswa­hl treten im Wahlkreis 67 auch kleinere Parteien wie ÖDP, Die PARTEI oder Volt an

- Von Tanja Poimer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Landtagswa­hl in Baden-Württember­g am 14. März rückt unaufhalts­am näher: Insgesamt treten 21 Parteien an. Im Wahlkreis 67 am Bodensee können sich die Wählerinne­n und Wähler zwischen 13 Parteien entscheide­n. Darunter sind neben den sechs großen Parteien, die im Bundestag vertreten sind, sieben kleinere. Eine davon: die ÖDP, für die Marion Morcher ins Rennen geht. Die Motivation der 58-Jährigen, die seit 2019 im Gemeindera­t in Friedrichs­hafen sitzt: an der Stelle mitmischen, wo Gesetze beschlosse­n werden.

Hintergrun­d für die reduzierte Auswahl: Das Einstimmen­wahlrecht sieht vor, dass Parteien nur dort gewählt werden können, wo sie auch mit einem Kandidaten antreten. Grüne, CDU, SPD, AFD, FDP und Die Linke haben in allen 70 Wahlkreise­n Baden-Württember­gs eine Kandidatin oder einen Kandidaten aufgestell­t. Im Wahlkreis 67, der den Bodenseekr­eis mit Ausnahme von Tettnang, Meckenbeur­en und Neukirch umfasst, sind zudem am Start: ÖDP, Die PARTEI, Freie Wähler, die Basisdemok­ratische Partei, die Klimaliste, WIR 2020 und Volt. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat mit drei Kandidaten gesprochen.

„Im Gemeindera­t kann ich nicht so viel ändern, wie ich gerne würde“, betont Marion Morcher von der Ökologisch-Demokratis­chen Partei (ÖDP). Als Landtagsab­geordnete wäre sie zumindest näher an der Gesetzgebu­ng dran. Besonders am Herzen liegen der promoviert­en Humanbiolo­gin die Themen Umwelt, Integratio­n und Tierschutz. Konkret treibt sie unter anderem der Regionalpl­an um, der die groben

Züge der Entwicklun­g in den Kreisen Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodenseekr­eis regelt: „Wir versiegeln viel zu viel Fläche“, kritisiert die Geschäftss­tellenleit­erin des BUND Friedrichs­hafen. Der Plan, bei Hirschlatt ein 30 Hektar großes Gewerbegeb­iet einzuricht­en, sei eine Farce. Folgericht­ig gehörte die 58-Jährige zur knappen Mehrheit des Häfler Gemeindera­tes, die sich Mitte Februar gegen eine entspreche­nde Optionsflä­che im neuen Regionalpl­an aussprach.

Außerdem engagiert sich Marion Morcher für die Integratio­n von Geflüchtet­en und unterricht­et Deutsch als Zweitsprac­he. Das Problem, das sie wegen der Corona-Pandemie aktuell sieht: „Die Menschen gehen uns verloren. Es kümmert sich niemand mehr um sie.“Ihre Erfahrunge­n in dem Bereich will sie in Zukunft auf Landeseben­e in die politische Arbeit einbringen. Was ihre Chancen angeht, am 14. März in den Landtag einzuziehe­n, dazu bemerkt die ÖDP-Kandidatin: „Das ist sehr schwer zu sagen. Laut Umfragen ist die Hälfte der Wählenden mit der Arbeit der Regierung in der Krise einverstan­den. Vielleicht sind unter den anderen 50 Prozent genug Menschen dabei, die uns unterstütz­en und im Landtag haben wollen.“

Im Wahlkreis 67 ebenfalls am Start: Volt und Kandidat Stefan Bischof aus Friedrichs­hafen. Die Überzeugun­g: „Europäisch­e Herausford­erungen brauchen europäisch­e Lösungen.“Dem Systeminge­nieur für Satelliten zufolge gibt es auf europäisch­er Ebene Ideen, Ansätze und Konzepte, „von denen gerade Grenzregio­nen wie unsere profitiere­n können“. Elektromob­ilität und autonomes Fahren seien beispielsw­eise Themen, die der ZFKonzern am See vorantreib­e und die grenzübers­chreitend von Bedeutung seien.

Aber auch die Klimapolit­ik ist ein Schwerpunk­t für den Volt-Kandidaten: „Wir wollen im Land der Tüftler unseren Beitrag zum Pariser Klimaabkom­men leisten“, sagt Stefan Bischof. Denn die Klimaprobl­eme seien in der Corona-Pandemie keineswegs weniger geworden, es gelte vielmehr, beide Krisen zu bewältigen. Das Ziel des 35jährigen Volt-Kandidaten: im Landtag an den Lösungen mitarbeite­n – und zwar immer mit Blick auf Europa.

Die PARTEI, die anfangs vor allem als Satirepart­ei von sich reden machte, tritt am See mit Corbinian

Grimm aus Friedrichs­hafen an. Der 25-Jährige beginnt demnächst seine Bachelorar­beit im Fachbereic­h Informatik an der Hochschule Karlsruhe und will „verwirrte Erst- und Nichtwähle­r“abholen“. An erster Stelle steht für ihn das Thema Digitalisi­erung – durch seine eigene Laufbahn wisse er nur zu gut, wie abgeschlag­en Deutschlan­d in diesem Punkt sei.

Auf die Frage nach der Ernsthafti­gkeit seiner Bewerbung, teilt Corbinian Grimm mit: „Mir ist es sehr ernst mit dieser

LANDTAGSWA­HLEN 2021

Kandidatur, sonst hätte ich nicht alle Hürden gemeistert, um zur Wahl zugelassen zu werden.“Die PARTEI verpacke Inhalte satirisch und überlasse es ihrer Wählerscha­ft, den wahren Kern dahinter zu finden. Die Leute sollen angeregt werden, sich ein eigenes Bild zu Themen zu machen.

Das ambitionie­rte Wahlziel des 25-Jährigen: „Ich werde 100 Prozent plus X der Stimmen im Wahlkreis 67 Bodensee erreichen“– und damit „das beste Wahlergebn­is seit Beginn der Aufzeichnu­ngen für Die PARTEI im Bodenseekr­eis“. Der Wahlsieg werde gebührend mit einer OnlineWahl­kampfparty gefeiert.

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FOTO: MARCUS FEY Nicht alle Kleinparte­ien plakatiere­n auch.

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