Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Linke unter den Oberschwab­en

Der 23-jährige Korbinian Sekul tritt bei der Landtagswa­hl im Wahlkreis Ravensburg/Tettnang an

- Von Philipp Richter

RAVENSBURG - Die Linke hat es in Oberschwab­en traditione­ll sehr schwer, Stimmen zu bekommen. Bisher hat es die Partei noch nicht einmal in den Landtag von Baden-Württember­g geschafft. Aber Korbinian Sekul, der Landtagska­ndidat der Linken im Wahlkreis Ravensburg/Tettnang, gibt sich trotzdem kämpferisc­h und ist davon überzeugt, dass sich Oberschwab­en und die Linke nicht ausschließ­en. Im Gegenteil, es sei sogar sehr wichtig, dass es eine linke Stimme im Landtag für die Region gibt. Dabei setzt er auch auf das Thema Ökologie.

Tatsächlic­h fiel in Ravensburg und Umgebung schon sehr früh auf, dass überall Wahlplakat­e der Linken an den Straßenlat­ernen hingen. Beim Plakatiere­n hat der Kandidat selbst mitangepac­kt, wie er erzählt. „Wir sind dazu auch in Dörfer gefahren. Unter anderem nach Schlier, Wolpertswe­nde oder Ebersbach-Musbach“, so Sekul. Es sei sehr wichtig, dass man auch auf den Dörfern präsent sei.

Der 23-Jährige weiß, wovon er spricht, wenn er vom Dorf erzählt. Denn aufgewachs­en ist er in Ebersbach-Musbach. Die Realschule besuchte er in Bad Saulgau. Danach absolviert­e er seine Ausbildung als Schreiner. Seit September macht er seinen Meister. Politisch interessie­rt war er schon immer. „Aber ich habe mir gesagt: Allein vom Meckern wird es nicht besser, man muss selber mitanpacke­n“, sagt er.

Und so trat er mit 21 Jahren in die Linke ein und kandidiert­e auch bei der Kreistagsw­ahl 2019, schaffte den Sprung ins Kreisparla­ment allerdings nicht. Er hätte sich auch vorstellen können, bei den Grünen Mitglied zu werden („Die SPD war nie eine Option für mich“). Aber der Kurs von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n habe ihm nicht gepasst – gerade was das Thema Umweltund Klimaschut­z angeht. „Da passiert zu wenig. Die Linke hat mehr konkrete Forderunge­n wie zum Beispiel ein Verbot von Inlandsflü­gen“, sagt er. Das ist aber ein Bundesthem­a.

Umwelt- und Klimaschut­z hat der überzeugte Vegetarier als sein wichtigste­s Thema ins Zentrum seines Wahlkampfe­s gesetzt. Das merkt man schnell, wenn man sich mit ihm unterhält. Aber auch auf den Wahlplakat­en und auf seinem InstagramK­anal ist dieser Fokus deutlich zu erkennen. „Sozial. Ökologisch. Schwäbisch.“steht da – sein Wahlkampfs­logan.

Wichtig sei beim Klimaschut­z, dass alle mitgenomme­n werden, dass er sozial ist, findet Sekul. Deswegen dürfe man nicht auf E-Mobilität allein setzen, sondern müsse dringend den öffentlich­en Nahverkehr massiv ausbauen, von dem alle profitiere­n können und nicht nur diejenigen, die es sich leisten können. In einem ersten Schritt sei ihm das 365-Euro-Jahrestick­et wichtig. Langfristi­g müsse der ÖPNV aber kostenlos sein. Er nennt ein Beispiel: Wer von Aulendorf nach Ravensburg mit der BOB fährt, bezahlt fünf Euro. Hin und zurück sind das zehn Euro. Das sei zu viel und nicht attraktiv.

Sozial und ökologisch sieht er auch beim Thema Bauen angebracht. Beim Baurecht könne auch das Land Stellschra­uben drehen, um das sozialer zu gestalten. Denn es sei dringend notwendig, sozialen Wohnraum zu fördern. Auch seien die Mietpreise zu hoch. Dafür bräuchte es einen Mietpreisd­eckel nach Berliner Vorbild. Sekul findet auch, es sei problemati­sch, wenn die Gemeinden immer mehr Wohngebiet­e in der Fläche ausweisen, die teuer sind und zudem Fläche versiegeln. „Wir müssten in die Höhe bauen“, so Sekul. Und das Land müsse durch seine Möglichkei­ten finanziell­e Anreize dafür schaffen.

Auch das Thema Holzbau müsse dabei eine Rolle spielen. Damit ist Korbinian Sekul beim Thema Regionalpl­an, den er, wie viele Umweltverb­ände, stark kritisiert. „Der Regionalpl­an setzt sehr auf Wachstum. Aber es bringt nichts, wenn das Wachstum nur sehr wenigen nutzt“, meint er und spielt dabei nochmals auf die Themen Wohnen und Bauen an. Gerade die Diskussion um den geplanten Kiesabbau bei Vogt zeige, dass man mehr an alternativ­e Baustoffe denken müsse, um die Ressourcen zu schonen, anstatt auf den Baurohstof­f Kies zu setzen.

Um die Ressourcen zu schonen, trete er auch für einen Ausbau der erneuerbar­en Energien ein. So gebe es viele ungenutzte Flächen für Solaranlag­en auf öffentlich­en Gebäuden, die man nutzen sollte. Außerdem unterstütz­t er auch die Windkraft. Dort, wo es möglich ist, müssten Windräder gebaut werden. Um für solche Projekte Akzeptanz zu erhalten, sei Bürgerbete­iligung sehr wichtig.

Aber was ist nun mit dem dritten Punkt in seinem Wahlkampf-Slogan – „Schwäbisch“? „Schwäbisch bin ich“, sagt er und lacht. „Ich komme hier aus der Region und bin auch im Narrenvere­in in Aulendorf aktiv. Das ist mir wichtig.“Und weil er für die Region antrete und sich für diese einsetzen wolle.

LANDTAGSWA­HLEN 2021

Weitere Berichte zur Landtagswa­hl gibt es in einem Dossier unter www.schwäbisch­e.de/ltw21-rv

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FOTO: ELKE OBSER Korbinian Sekul tritt als Kandidat für die Linke im Wahlkreis Ravensburg/ Tettnang bei der Landtagswa­hl an.

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