Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hunderte von Beschwerden gegen den Regionalplan
Regionalverband für Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee kann Unmengen von Einwänden noch nicht zählen
RAVENSBURG (vin) - Mehrere Hundert Einwände sind in der zweiten Offenlegung gegen den neuen Regionalplanentwurf für die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee erhoben worden. Wie viele es genau sind, kann der Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, Wilfried Franke, noch gar nicht sagen. „Vielleicht auch tausend oder mehr. Allein in der vergangenen Woche sind noch 350 EMails bei uns eingegangen, dazu kommen Berge von Post.“
Der Regionalverband werde einige Wochen oder eher zwei Monate brauchen, um alle entsprechend zu sichten, zu gewichten und zu würdigen. „Einige sind als immer gleichlautende Formblätter eingegangen, aber wir haben auch riesige Schriftsätze von Anwaltskanzleien erhalten“, so Franke.
Viele Einsprüche kommen vonseiten der Umweltschützer, die den Planern vorwerfen, in den nächsten 15 Jahren – so lange hat der Plan Gültigkeit – den Städten und Gemeinden zu viel Flächenversiegelung zu erlauben. Hauptsächlich für neue Wohngebiete, aber auch Gewerbegebiete. Beim Rohstoffabbau gilt der
Plan sogar für 20 Jahre. Stark kritisiert wird hier besonders der geplante Kiesabbau im Altdorfer Wald. Aber laut Franke gibt es auch zahlreiche Kritiker, die den Planern genau die gegenteilige Haltung vorwerfen: zu rigide Vorgaben im Umweltschutz. Vor allem Landwirte sähen sich durch die geplante Biotopvernetzung drangsaliert. Und manche Kommunen würden dem Regionalverband vorwerfen, ihnen in ihrer weiteren Entwicklung zu wenig Spielraum zu lassen.
Neben Privatmenschen hatten auch die sogenannten Träger öffentlicher Belange bis Ende Februar Gelegenheit, ihre Anregungen und Bedenken zu äußern. „Die IHK macht sich beispielsweise Sorgen, dass im Bodenseekreis nicht ausreichend Bauflächen vorgehalten werden.“Diese Haltung sei „fundamental konträr“zur Meinung des Aktionsbündnisses von Umweltschützern, die dem Regionalverband vorwerfen, zu wirtschaftsfreundlich zu sein.
Franke macht keinen Hehl daraus, dass ihn der Widerstand vonseiten der Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, der dem Regionalverband
seit einigen Monaten ins Gesicht bläst, ärgert. „Seit sechs Jahren diskutieren wir den Regionalplan. Ich frage mich, wo waren die ,Scientists for future’ all die Jahre?“
Während er mit der sachlichen Kritik aber nach eigenem Bekunden gut leben kann, empört sich Franke über die Aktion des Ravensburger Klimacamps, das Mitte Februar auf dem Dach des Gebäudes im Hirschgraben ein Banner entfaltet hatte und dabei einen Dachschaden verursacht habe. Vermieterin ist die Stadt Ravensburg.
Noch mehr echauffiert er sich über einen Fake-Brief, der in Ravensburg und umliegenden Gemeinden in Briefkästen geworfen wurde – mit dem Regionalverband als vermeintlichem Absender. Darin wird sinngemäß behauptet, der Regionalverband habe einen Gefälligkeits-Regionalplan für die Wirtschaft entworfen, ohne Rücksicht auf die Natur.
Einige Bürger hätten den satirischen Ansatz offenbar nicht verstanden, sagt Franke. „Meine Mitarbeiter sind in Briefen, E-Mails und am Telefon wüst beschimpft und übel beleidigt worden. Das war jenseits von Gut und Böse.“