Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Dtm-Gründer Hans Moll – nun ein 80er
Meckenbeurer Unternehmer feiert runden Geburtstag „erstmals eher besinnlich“
MECKENBEUREN - 80 Jahre wird Hans Moll am Samstag, 6. März, alt. Der Gründer der in Meckenbeuren groß gewordenen dtm Datentechnik Moll GmbH feiert den runden Geburtstag mit Frau Hedi und den drei Söhnen – „und das erste Mal eher besinnlich“, wie er sagt. Was ihm nicht schwer zu fallen scheint, denn zu Corona hat er – wie zu vielem anderen – eine klare Sichtweise.
Mit seiner Meinung hat Hans Moll nie hinter dem Berg gehalten, zeigt Ecken und Kanten. Das hat er in frühen beruflichen Jahren ebenso gehalten wie im Ruhestand, den er 2012 angetreten hat. Von seinem beruflichen Lebenswerk loszulassen und in die nächste Lebensphase einzutreten – „das ist mir schwer gefallen“, sagt er unumwunden zum Rückzug aus der Geschäftsführung, die seither Sohn Jan innehat. Umso freudiger fällt die Bilanz des Vaters aus: „Jan und Michael haben die Firma positiv entwickelt, ich bin stolz auf beide.“
Seine eigenen Eltern hat Hans Moll nie gekannt. Als Vollwaise wuchs er in den letzten Kriegsjahren und ersten Jahren der Nachkriegszeit auf. Eine prägende Zeit in zumeist kirchlichen Heimen, in der er die Widrigkeiten nicht vergessen hat, ohne dass sie ihn brachen.
Sie stachelten ihn an – hin zu einem unbändigen Willen, aus dieser Situation herauszukommen. Auch aus der kargen wirtschaftlichen Lage. Der junge Hans baut aus allem, was er ergattert, Volksempfänger zusammen und verkauft sie an die Bauern. Wobei Moll erstmals bemerkt, welch Faible und Talent er für Technik und Elektrik besitzt...
Etliche Umwege und Brüche in der bewegten Vita sind seither persönlich wie beruflich nicht ausgeblieben. Sie aufzuarbeiten, das sei wichtig gewesen, sagt er heute. Ein Beispiel: In den 70ern geht er auf dem amerikanischen Militärstützpunkt Ramstein an Atombunkern ersten Aufträgen als Selbstständiger nach – und wird später gegen die NATO-Nachrüstung mit Pershings demonstrieren. Weil er erlebt hat, mit welcher Gleichgültigkeit die Einsätze mit atomaren Waffen geplant werden – auch auf Bundesgebiet selbst.
Den geschäftlichen Durchbruch macht Moll am Umzug nach Meckenbeuren fest. Vom Lebensmittelpunkt Kaiserslautern (dort ist der über die Abendschule ausgebildete Elektroingenieur seit 1968 im eigenen Büro tätig) kommt er über den Wohnort Tettnang in die Schussengemeinde – und ist Alt-Bürgermeister Roland Karl Weiß „heute noch dankbar“. In den Anfängen des Gewerbegebiets Ehrlosen siedelt sich die vier Jahre zuvor gegründete Datentechnik Moll GmbH 1992 in der Benzstraße an – dies zu einer Zeit, „als wir noch nicht einmal ein Berufsbild hatten“, erinnert sich Moll.
Aber Ideen und Knowhow in einem Bereich, der seither in einem Maß an Bedeutung gewinnen sollte, wie es Mitte der 90er nicht vorstellbar ist. „Können sie uns ein Ethernet bauen?“Diese Frage seitens der MTU bejaht Moll ohne Zögern und ohne dies je getan zu haben. Er schafft es und gilt damit als der „Ethernet-Spezialist in Oberschwaben“. Wichtiger noch: Mit MTU und ZF hat er entscheidende Förderer im Netzbereich an seiner Seite.
Die Meckenbeurer Firmengruppe wird zum „Hidden Champion“und beschäftigt seit der Jahrtausendwende mehr als 100 Mitarbeiter. Aus dem „Fachbetrieb für Planung und Installation von Sicherheits- und Elektroanlagen“wird ein Komplettanbieter für Rechenzentren, Office-Verkabelungen und Industrievernetzungen.
Der Tüftler Hans Moll gibt aber nicht nur Erfahrungen und Patente weiter, sondern auch Werte. „Qualität zahlt sich aus“, ist sein Credo. Ehrgeiz und Ehrlichkeit schreibt er sich auf die Fahnen – und die Nachhaltigkeit. Wobei er, der als Knirps stundenlang zur Decke der Kirche in Steinhausen starrte und als Erwachsener als erstes aus der Kirche ausgetreten ist, mit Blick auf den 80. Geburtstag
sagt: „Ich will Gott danken, dass ich gesund bin.“
Das tut er als Wein- und Kunstkenner (etwa als Mäzen von Pali-XMano, der 2019 in Meckenbeuren ausstellte), und auch für OldtimerFahrzeuge hat Moll einen besonderen Blick entwickelt. Befragt nach dem, was ihn glücklich macht, sagt er: „Familie, Freunde, Kochen und eine gute Zigarre genießen.“
Nur: Auch mit 79 gibt es noch genügend, was ihn stört. Das Jammern auf hohem Niveau in unserer Gesellschaft gehört dazu – oder nichts aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Erschüttert ist Hans Moll von all jenen, die über Corona einfach so hinweg gehen. Für ihn ist das Gegenmittel längst auf dem Markt: „Wenn jeder seine Eigenverantwortung leben würde, dann...“muss er den Satz nicht zu Ende führen.
Da dem aber nicht so ist, kündigt Moll an: „Ich lasse mich sofort impfen, egal mit welchem Stoff.“Die Grundlage, um dann mit Freunden den 80er gebührend nachzufeiern.