Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Noch hofft der EV Ravensburg
Spielbetrieb in den Eishockey-Nachwuchsligen ist „nur“ausgesetzt – EVR wäre bereit
RAVENSBURG - Abgesehen vom Trainings- und Spielbetrieb der Ravensburg Towerstars herrscht in der CHG-Arena in diesen Tagen oft trostlose Leere. Die Jugendspieler des EV Ravensburg sind zur Untätigkeit verdammt – sie hoffen aber immer noch darauf, dass es in dieser Saison doch noch einmal weitergeht. Der Verein hofft ebenfalls noch auf ein paar Wochen – wenigstens fürs Training und zur Nachwuchsgewinnung. Eine Entscheidung der Stadt Ravensburg hat zuletzt kurz für Aufregung gesorgt.
In der CHG-Arena hat die Stadt Ravensburg ein Corona-Testzentrum für Lehrer und Erzieherinnen eingerichtet. Dafür wird auch die provisorische Umkleidekabine rechts vom Haupteingang genutzt. Diese Kabine hatte der EVR nach dem ersten Lockdown provisorisch hergerichtet, um die Hygienebedingungen zu erfüllen. Nun hatten Eltern und Nachwuchsspieler des EVR Sorge, selbst bei einer möglichen Lockerung der Corona-Maßnahmen nicht ins Training zurückkehren zu können. „Ich war auch erschrocken, als ich in der Zeitung über das Testzentrum gelesen habe“, gibt der EVR-Vorsitzende Winfried Leiprecht zu. Weder der Verein noch die Ravensburg Towerstars um Geschäftsführer Rainer Schan wussten von den Plänen. „Die Stadt hat sich über die Art der Kommunikation aber entschuldigt“, sagt Leiprecht.
Sorgen müsse sich der EVR nicht machen. „Sollten wir in einen Trainingsbetrieb zurückkehren dürfen, dann wird es uns auch ermöglicht, die provisorische Kabine wieder zu nutzen“, sagt Leiprecht. „Das hat uns die Stadt zugesichert.“Der EVRVorsitzende kann die Pläne der Stadt, das Testzentrum in der CHG-Arena einzurichten, aber auch nachvollziehen. „Hier gibt es die Möglichkeit, den Ausgang komplett vom Eingang zu trennen, das macht dann schon Sinn.“Wichtig war Leiprecht dennoch, dass es bei einem Wiederbeginn der Eishockeymannschaften keine Komplikationen gibt. „Wir haben schon Ideen und könnten einen vollen Trainingsbetrieb schaffen.“
Doch wann das genau ist, und ob es überhaupt dazu kommt, kann momentan noch keiner sagen. Auch Leiprecht und seine Vorstandskollegen nicht. „Wir hangeln uns von vier Wochen zu vier Wochen, stellen uns auf eine Rückkehr in den Spielbetrieb ein und warten dann wieder.“Sollte es ein Signal der Landesregierung und der Stadt Ravensburg als Eigentümerin der CHG-Arena geben, wäre der EVR „einen Tag später trainingsbereit“, meint Leiprecht. „Nach einer Woche wären wir spielbereit.“Diese Woche müsste man den Nachwuchsspielern geben, weil sie teilweise seit vier Monaten nicht mehr auf dem Eis waren.
Übrigens nicht alle – auch das sorgt für Kritik. In Ravensburg dürfen nur die vier Spieler des Landeskaders Baden-Württemberg trainieren – für sie gibt es eine Ausnahme in der Corona-Verordnung. Der EVR hat jedoch gut 30 weitere Auswahlspieler, die etwa in verschiedenen Kadern des Deutschen EishockeyBundes
EVR-Vorsitzender Winfried Leiprecht
stehen. Die dürfen nicht trainieren. „Wir spielen in einer städtischen Halle und müssen die Entscheidungen akzeptieren“, sagt Leiprecht. An manch anderen Standorten dagegen sollen ganze Jugendmannschaften auf dem Eis stehen. „Sollten anderswo andere Maßstäbe angesetzt werden, wäre das eine Riesensauerei“, meint Leiprecht.
Inzwischen sind Lockerungen für manche Sportarten in Aussicht gestellt – vorerst aber nur für Sport im Freien. Weil die CHG-Arena für Profisport und mehr als 3500 Zuschauer ausgelegt ist, hoffen Leiprecht und Co., nicht „mit einer Gymnastikhalle für zehn Personen“gleichgesetzt zu werden. Selbst, wenn Eishockey als Kontaktsportart noch nicht erlaubt werden sollte, könnte sich Leiprecht etwa die Freigabe für bestimmte Übungsformen vorstellen. Im Jugendbereich etwa gibt es zahlreiche Pass- und Schussübungen, bei denen sich die Sportler „überhaupt nicht nahekommen“. Laut des aktuellen Stufenplans der Regierung wird es im März aber sicher nichts mit Training auf dem Eis.
So bleibt den EVR-Mitgliedern nichts anderes übrig, als zu hoffen – und den Towerstars noch mehr die
Daumen zu drücken als sowieso schon. Denn: Solange die Towerstars in der DEL2 spielen, bleibt auch das Eis in der CHG-Arena. Das könnte der EVR für Trainingseinheiten nutzen – während an anderen Standorten die Eisflächen aus Kostengründen zum Teil schon lange abgetaut wurden. „Uns fehlt ein Jahr, solch eine große Lücke in der Nachwuchsgewinnung bekommt man nicht so leicht geschlossen“, sagt Leiprecht. Bei den Fünf- und Sechsjährigen und der sogenannten Laufschule soll im Frühjahr noch ein bisschen gearbeitet werden. „Der Trainingsbetrieb ist uns viel wichtiger als der Spielbetrieb“, meint Leiprecht.
Wobei sich beim EV Ravensburg auch keiner beschweren würde, wenn etwa die U17 und die U20 ihre Saison fortsetzen könnten. Da lief es in dieser Spielzeit nämlich ausgesprochen gut. „Die U17 wollen wir wieder in den DEB-Bereich bekommen“, sagt Leiprecht über die Bayernliga-Mannschaft. Bei der U20, die überraschend auf Platz eins in der Deutschen Nachwuchsliga III steht, „würden wir uns einem Aufstieg auch nicht verwehren“. Dafür braucht es aber erst einmal wieder die Erlaubnis, trainieren zu dürfen.
„Uns fehlt ein Jahr, solch eine Lücke in der Nachwuchsgewinnung bekommt man nicht so leicht geschlossen.“