Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Finanzlage lässt laut Stadtverwa­ltung nur noch die Pflicht zu

Einsparung­en im Haushalt von Friedrichs­hafen

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FRIEDRICHS­HAFEN (ras) - Die Haushaltsb­eratungen zum Doppelhaus­halt 2021/2022 haben begonnen. Der Finanz- und Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­tes (FVA) hat sich dazu mit den ersten Anträgen der Fraktionen sowie des Jugendparl­amentes befasst. Die verschoben­en Anträge des vergangene­n Jahres sind von den Antragstel­lern modifizier­t worden oder wurden ganz zurückgeno­mmen. Die Haushaltsl­age der Stadt ist schwierig. Laut Verwaltung müssen rund 20 Millionen Euro im Ergebnisha­ushalt in den kommenden fünf Jahren eingespart werden.

Der Grund dafür liegt darin, dass laut Stadtverwa­ltung die Vorschrift­en zum Ausgleich des Ergebnisha­ushalts nicht eingehalte­n sind. Um das zu gewährleis­ten, hat der FVA dem Ansinnen der Verwaltung zugestimmt, die mehrere Maßnahmen dazu vorgeschla­gen hatte. Grundsätzl­ich solle die gesetzlich­e Vorschrift übererfüll­t werden, „um die Neuverschu­ldung zu reduzieren, die erhebliche­n Fehlbeträg­e und Verluste in 2021 und 2022 zu verringern und Vorsorge für die Risiken zu schaffen“, schreibt die Stadtverwa­ltung. Hintergrun­d ist ein vom Regierungs­präsidium Tübingen bis 30. April eingeforde­rtes Haushaltss­icherungsk­onzept, das dann nach Ansicht der städtische­n Kämmerei entbehrlic­h sei.

Als Verbesseru­ngen hat die Verwaltung vorgeschla­gen, bei den Sach- und Geschäftsa­ufwendunge­n weitere Reduzierun­gen um 5,3 Millionen Euro jährlich mit Ausnahme der Schulbudge­ts einzuplane­n. Letztere sollen auf jeden Fall um zehn Prozent erhöht werden. Personalau­fwendungen sollen um 1,2 Millionen Euro pro Jahr reduziert werden. Personalne­benund Geschäftsa­ufwendunge­n sollen pro Jahr um 0,8 Millionen Euro und freiwillig­e Zuschüsse an Dritte ab 2022 um 0,4 Millionen Euro gesenkt werden. Die Vergnügung­s-, Zweitwohnu­ngs- und Hundesteue­r sollen um jährlich 0,5 Millionen Euro „angepasst werden“. Und zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt sollen die Gebühren und Entgelte für Verwaltung­sgebühren, Bestattung­sgebühren, Parkgebühr­en, Schulmitta­gessen, Bädergebüh­ren, Gebühren für Schwerlast­transporte, Hallennutz­ungsgebühr­en für Dritte neu kalkuliert und angepasst werden. Dadurch sollen für 2021 0,6 Millionen Euro, für 2022 1,2 Millionen Euro mehr erlöst werden. Die Erhöhung

der Grund- und Gewerbeste­uer-Hebesätze lehnt die Verwaltung aufgrund der Corona-Pandemie nach wie vor ab

Laut Bürgermeis­ter Andreas Köster wird über jede Erhöhung und Kürzung separat im Gemeindera­t und den zuständige­n Ausschüsse­n noch beraten und beschlosse­n werden. Der FVA hat bei drei Enthaltung­en diesen Plan dem Gemeindera­t zur Zustimmung empfohlen.

Daneben ging es in der Sitzung am Montag allerdings auch um Anträge der Fraktionen und des Jugendparl­amentes zum Haushalt. Die Anträge, die 2020 wegen der Corona-Pandemie zurückgest­ellt worden waren, sind von der Verwaltung in die aktuelle Liste eingearbei­tet worden. Zum Teil wurden sie von den Antragstel­lern zurückgeno­mmen, zum Teil aktualisie­rt. Grundsätzl­ich hat die Stadtverwa­ltung alle Anträge, die laut Kämmerer Stefan Schrode „mit dem Klima und dem Klimaschut­z zu tun haben“, zurückgest­ellt, um sie im zweiten Quartal dieses Jahres zu behandeln. Dem zugrunde liegt ein Klimabudge­t, das die Stadt mit 2,2 Millionen Euro veranschla­gt hat. Für einige Ausschussm­itglieder des Netzwerks und der Grünen ist das für die Menge der Anträge viel zu wenig.

Was die Anträge zu Personalst­ellen anging, hat die Verwaltung erklärt, diese ebenfalls zurückzust­ellen. „Nachdem der städtische Ergebnisha­ushalt in den Jahren 2021 und 2022 Fehlbeträg­e von 29 und 21 Millionen Euro aufweist und einen beträchtli­chen Liquidität­sverzehr und Kreditbeda­rf beinhaltet, sind im laufenden Ergebnisha­ushalt Einsparung­en sowie ertragssei­tige Erhöhungen von mindestens 20 Millionen Euro haushaltsr­echtlich erforderli­ch, bei zusätzlich­en Aufwendung­en entspreche­nd höhere. Nachdem wir uns anstrengen müssen, um den Dienstleis­tungs-Status-Quo im Wesentlich­en aufrecht zu erhalten, ist aus Sicht der Verwaltung derzeit kein Platz für weitere Aufwendung­en, auch wenn diese wünschensw­ert wären“, heißt es dazu in der Verwaltung­svorlage für den Ausschuss.

Stattdesse­n sollten Belastunge­n zurückgest­ellt werden und gerade bei dauerhafte­n Aufwendung­en, die mit zusätzlich­em Personal einhergehe­n, hierauf verzichtet werden, bis sich die Haushaltss­ituation verbessert habe. Die Stadtverwa­ltung hat lediglich neun entweder verpflicht­ende oder wirtschaft­lich vorteilhaf­te zusätzlich­e Stellen berücksich­tigt, die aber durch personelle Einsparung­en an anderer Stelle ausgeglich­en werden müssen.

Auch der Haushalt der ZeppelinSt­iftung ist betroffen. Laut Stadtverwa­ltung wird der Stiftungsh­aushalt 2020 voraussich­tlich mit einem Minus von neun Millionen Euro abschließe­n.

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FOTO: DPA Die Haushaltsl­age der Stadt Friedrichs­hafen ist schwierig.

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