Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Trotz Pandemie: Blutfreitag wird gefeiert
Dekan Ekkehard Schmid hält am Weingartener Hochtag fest – mit Einschränkungen
WEINGARTEN (oli) - Die katholische Kirche will trotz der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr an den Feierlichkeiten zum Blutfreitag festhalten. „Dass er stattfindet wie Weihnachten und Ostern, ist klar“, sagt Dekan Ekkehard Schmid auf SZ-Anfrage. Schließlich sei es ein fixer Termin im Kirchenkalender und könne nicht einfach ausfallen. Allerdings ist Schmid auch bewusst, dass eine große Reiterprozession in diesem Jahr nicht machbar ist. „Ein Blutritt wie 2019 oder in den Jahren zuvor wird sicher nicht stattfinden.“
Bereits im Jahr 2020 war die größte Reiterprozession Europas mit rund 2200 Reitern, Tausenden Musikern und Zehntausenden Zuschauern und Pilgern wegen der Corona-Pandemie ausgefallen – erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Einzig der Dekan ritt mit der Heilig-Blut-Reliquie und zwei Begleitern eine kleinere Runde. Die Übergabe der Reliquie sowie die dazugehörigen Gottesdienste an Christi Himmelfahrt und dem darauffolgenden Freitag wurden im Internet gestreamt – live. Und höchstwahrscheinlich wird es in diesem Jahr am 13. und 14. Mai erneut so oder so ähnlich laufen. Das Programm des vergangenen Jahres sei aber die Minimalversion, die auf jeden Fall stattfinden werde. „Vielleicht kann mehr als letztes Jahr stattfinden, aber weit weniger als normal. Selbst bei der maximalen Lösung kann man vieles schon ausschließen“, sagt Schmid.
Bis Ostern wird er mit dem sogenannten „Arbeitskreis Blutritt“einen Korridor definieren, der verschiedene Szenarien beinhaltet und bei dem sich erst noch zeigen müsse, was überhaupt möglich ist und was nicht. Zur Runde gehören Christoph Sprißler, der erste Vorsitzende der Blutfreitagsgemeinschaft, Felix Habisreutinger, Sprecher der Festordner, und Markus Göttner, Gruppenführer der Weingartener Blutreitergruppe. „Wir sind erst noch am Sortieren, weil aktuell noch alles verschwommen ist“, meint Schmid. „Aber wir sehen nach wie vor einen hohen Bedarf, den Blutfreitag feiern zu können.“
Derweil findet die offizielle Versammlung der Gruppenführer der 100 Gruppen in der bisherigen Form im Kultur- und Kongresszentrum (Kuko) – meist eine stundenlange Sitzung – nicht statt. Das lasse das aktuelle Infektionsgeschehen einfach nicht zu, so der Dekan. Allerdings soll die schiere Größe der Basilika dabei helfen, die Entscheidung über das weitere Vorgehen zumindest persönlich mitzuteilen. Denn bei Gottesdiensten sind – unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln – in der Basilika aktuell 120 Besucher erlaubt. Und genau das wollen sich die Verantwortlichen zunutze machen. So ist der Gottesdienst am Ostermontag ausschließlich den Gruppenführern vorbehalten. Dort wird der Dekan dann einen Korridor für den Blutfreitag bekannt geben. „Wir werden uns die darauffolgenden sechs Wochen bis zum Blutfreitag in diesem Korridor bewegen und die Dinge dann anpassen“, sagt der Dekan. Dabei macht Schmid keinen Hehl daraus, dass auch das Prinzip Hoffnung eine Rolle spiele. Es müsse eben an die Realität mit der schwierigen Gesamtsituation angepasst werden. Dabei seien die Erfahrungen des vergangenen Jahres sehr wertvoll. Auf diese werde man – auch mit Blick auf die digitalen Elemente – aufbauen. „Letztes Jahr war es noch ein Dämpfer. Nun ist es eher ein Fortschritt als ein Rückschritt“, sagt Schmid. „Wir sind realistisch und optimistisch, aber nicht fahrlässig oder naiv.“
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