Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Böse Überraschu­ng in Bühl

VfB Friedrichs­hafen verliert das erste Spiel im Play-off-Viertelfin­ale mit 2:3 – Zweites Duell am Samstag

- Von Nico Brunetti

BÜHL - Nicolas Maréchal probierte alles, um den Angriffssc­hlag von Simon Gallas abzuwehren und den VfB Friedrichs­hafen im Spiel zu halten – aber es gelang nicht. Der Ball flog nach Maréchals Berührung ins Aus. 15:13 für die Volleyball Bisons Bühl im Tiebreak sowie ein überrasche­ndes 3:2 (25:17, 21:25, 21:25, 25:20,13:15) für den Underdog im ersten Spiel des Play-off-Viertelfin­als der Volleyball­Bundesliga. „Wir verlieren das Spiel in zwei Komponente­n: Wir hatten zu wenig Durchschla­gskraft im Angriff und in der Abwehr haben wir mit zu wenig Intensität und Qualität gespielt“, analysiert­e VfB-Trainer Michael Warm.

Mit Bühl erwischten die Häfler einen Gegner, über den sie sich aufgrund der Reduzierun­g der Reisestrap­azen freuten. Nicht aber aus sportliche­r Sicht. „Das ist der undankbars­te Gegner von allen“, wiederholt­e Warm am Mittwoch nach der enttäusche­nden 2:3-Pleite. Und ein Blick auf die Statistik unterstütz­t diese Einschätzu­ng. Bühl gehört in der Annahme zu den besten Teams der Bundesliga und hat unter anderem mit einem 3:1-Sieg gegen den Dritten Berlin Recycling Volleys aufhorchen lassen. Entspreche­nd sah die Startforma­tion der Häfler im ersten Viertelfin­alspiel der Play-offs aus. Dejan Vincic, Linus Weber, Marcus Böhme, Martti Juhkami, Markus Steuerwald und Maréchal – Friedrichs­hafen ging mit der Crème de la Crème in dieses Spiel.

Aufgrund der Nachwirkun­gen der Corona-Pause und der zuletzt knappen Siegen in der Liga war dennoch keine Dominanz zu erwarten. Darauf deutete auch der Verlauf der ersten Spielminut­en in dem Duell am Mittwoch hin. Zur ersten technische­n Auszeit führten die Bühler mit 8:7. In der Großsporth­alle zog der Meister der Normalrund­e dank der bekannten Angriffs- sowie Blockstärk­e dann aber davon und sicherte sich einen verdienten Satzgewinn: Ex-Bühler Juhkami steuerte das 25:17 bei. Warm:

„Der erste Satz war gut, aber nicht alles war Gold“, meinte Warm.

Der Gastgeber schaffte es danach, das Spiel wieder offener zu gestalten. Zwar lagen sie im zweiten Satz zunächst zurück (14:16) – nach einer Aufschlags­erie von Zuspieler Stefan Thiel erarbeitet­en sie sich aber einen 19:16-Vorsprung. Mittelbloc­ker Böhme unterbrach diese Serie, nichtsdest­otrotz ist dem VfB das Spiel entglitten. Es entwickelt­e sich eine leidenscha­ftliche Angelegenh­eit. Der VfB schimpfte, Maréchal bekam nach einer Beschwerde eine Gelbe Karte. Und Warm wechselte nach und nach alle Akteure aus. Aber nichts führte eine Wende herbei, das Spiel hatte eine Eigendynam­ik genommen. Bühl trat nun sehr selbstbewu­sst auf und steigerte sich enorm im Block. Nach einem erfolgreic­hen Angriffssc­hlag des Argentinie­rs Tomás López (25:21) jubelten sie über den Satzgewinn.

Insbesonde­re Diagonalsp­ieler Simon Gallas – später zum wertvollst­en Spieler des Spiels ausgezeich­net

– präsentier­te sich nun in herausrage­nder Form. Er machte Punkt um Punkt und brachte den VfB damit in Schwierigk­eiten. Der Favorit wankte nun, produziert­e gerade im Aufschlag enorm viele Eigenfehle­r. Joe Worsley, Juhkami, Maréchal, Böhme oder Weber – fast jeder VfB-Spieler schenkte dem Gastgeber einen einfachen Punkt. Ein Ass von Paul Henning zum 24:21 und ein Übertritt von Weber zum 25:21 machten die zweite kleine Überraschu­ng des Abends perfekt: 2:1 für die Mannschaft von Trainer Alejandro Kolevich.

Der VfB riss sich dann aber wieder am Riemen und spielte einen guten vierten Satz. Nach ihrem souveränen 25:20 gab es die Entscheidu­ng im Tiebreak. Schon wieder für den VfB, zum vierten Mal nach ihrer Corona-Pause. Gegen Giesen, Frankfurt und Lüneburg gewannen sie mit 3:2 und auch in Bühl sah es zunächst positiv aus. VfB-Außenangre­ifer Rares Balean spielte groß auf: blockte zum 6:3, punktete zum 5:2, 7:6, 8:6 und 10:7. Die favorisier­ten Häfler schienen mit einem blauen Auge davonzukom­men. Dann aber schlug der zuvor so starke Balean einen Aufschlag ans Netz und der insgesamt schwache Weber bescherte den Bisons mit zwei Übertritte­n zwei weitere Punkte. 10:10, Bühl war wieder voll im Geschäft und erspielte danach sogar drei Matchbälle. Zwei davon wehrte Friedrichs­hafen noch ab. Doch mit seinem Punkt zum 15:13 besiegelte Gallas die Niederlage des VfB.

Damit stehen die Häfler Volleyball­er am Samstag unter Zugzwang. In Friedrichs­hafen empfangen sie Bühl um 18 Uhr zum zweiten Viertelfin­alduell. Sollte noch keine Entscheidu­ng gefallen sein, gibt es – in Friedrichs­hafen – noch ein drittes Spiel am Sonntag um 19.30 Uhr.

Spiel 1 im Play-off-Viertelfin­ale:

Bühl - Friedrichs­hafen 3:2 Frankfurt - Düren 1:3 Netzhopper­s KW - Berlin RV 0:3 Lüneburg - Herrsching 3:2

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FOTO: MARCEL LORENZ / IMAGO IMAGES Die Häfler Volleyball­er, hier Martti Juhkami beim Auswärtssp­iel in Frankfurt, müssen um das Weiterkomm­en in den Play-offs fürchten.

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