Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Corona-Impfung beim Hausarzt wohl ab Mitte April
Wenn das Kreisimpfzentrum im Vollbetrieb arbeitet, soll der Impfstoff an die Praxen gehen
FRIEDRICHSHAFEN - Einen kostenlosen Corona-Test pro Woche soll jeder Bürger jetzt bekommen. Zur Umsetzung dieser Strategie können die Hausärzte aus Kapazitätsgründen nicht viel beitragen, sagt der Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Bodenseekreis, Dr. Karl-Josef Rosenstock aus Tettnang. Dagegen stehen die Hausärzte in den Startlöchern, was das Impfen betrifft. Ab Mitte April soll so viel Impfstoff vorhanden sein, dass auch die Arztpraxen damit arbeiten können.
„Die Kapazitäten in den Praxen sind sehr, sehr begrenzt“, sagt KarlJosef Rosenstock zum Thema Schnelltests. Schließlich seien die Hausarztpraxen derzeit ohnehin voll ausgelastet. Rosenstock testet in seiner Praxis in Tettnang momentan einige Lehrer, ansonsten „können wir höchstens noch zwei bis vier Tests am Tag anbieten“.
Rosenstock glaubt, dass es in den anderen Praxen im Kreis ähnlich aussieht, auch die Corona-Schwerpunktpraxen in Oberteuringen und Ailingen könnten zusätzliche Tests nur in „sehr geringem Umfang“anbieten. Die Schnelltests seien eine Sache der Kommunen.
Viel wichtiger sei für die Ärzte im Bodenseekreis das Thema Impfen. „Das wird unsere Hauptaufgabe sein“, sagt Rosenstock, der auch ärztlicher Leiter des Kreisimpfzentrums auf der Messe Friedrichshafen ist. Corona-Tests könnten viele machen, „aber impfen können nur wir Ärzte“. Alle Haus- und Kinderärzte warten demnach sehnlichst darauf, „dass wir den Impfstoff bekommen“, man stehe bereit. Der ursprünglich für Anfang April angekündigte Impfstart in den Hausarztpraxen sei jetzt aber auf Mitte April verschoben worden. Rosenstock glaubt, dass die Hausärzte alle Impfstoffe verabreichen können, auch den von Biontech-Pfizer. Es gebe schon Pilotpraxen in Baden-Württemberg, auch im Bodenseekreis, die bereits damit impfen. Der Impfstoff müsse zwar tiefgekühlt gelagert werden, aufgetaut sei er aber fünf Tage im Kühlschrank haltbar. Man bekomme den Impfstoff am Montagmorgen geliefert und könne ihn dann im Laufe der Woche verimpfen. Nur im geöffneten, aufbereiteten Zustand müsse er innerhalb von sechs Stunden verimpft werden.
Im Vergleich zur Grippe-Impfung sei bei der Corona-Impfung der logistische Aufwand für die Ärzte größer, was Aufklärung, Beratung und Dokumentation betrifft. Der Patient müsse nach der Impfung noch 15 Minuten unter Beobachtung bleiben. Etwas einfacher sei es mit dem Impfstoff
von Astra Zeneca, der bei normalen Kühlschranktemperaturen mehrere Monate aufbewahrt werden könne. Rosenstock hält diesen Impfstoff für sehr wirksam, Studien aus Schottland hätten dies gezeigt. Gerade auch bei älteren Patienten würde die Rate der schweren Erkrankungen durch den Impfstoff um 95 Prozent reduziert. Vorbehalte gegen den Impfstoff hält er für ungerechtfertigt, „der wirkt genauso gut“, sagt der Arzt. Erst- und Zweitimpfungen müssen laut Rosenstock auf jeden Fall mit dem gleichen Impfstoff erfolgen. Sollten später Auffrischimpfungen nötig sein, könne man voraussichtlich auch wieder einen anderen Impfstoff nehmen. „Nach jetzigem Kenntnisstand ist es egal, welchen Impfstoff man bei der Auffrischung nimmt“, sagt Rosenstock.
Der Arzt meint, dass eine Auffrischung vielleicht schon im Herbst notwendig sein könnte. „Wahrscheinlich wird das eine Daueraufgabe für die Ärzte“, sagt Rosenstock zum Thema Corona-Impfung. Zunächst muss der Impfstoff für die Erst- und Zweitimpfungen da sein. Rosenstock geht davon aus, dass Mitte April soviel Impfstoff zur Verfügung steht, dass das KIZ im Vollbetrieb arbeiten wird.
Hier können rund 750 Impfungen pro Tag stattfinden. „Dann muss der Impfstoff in die Hausarztpraxen kommen“, sagt Rosenstock.