Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Corona-Impfung beim Hausarzt wohl ab Mitte April

Wenn das Kreisimpfz­entrum im Vollbetrie­b arbeitet, soll der Impfstoff an die Praxen gehen

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Einen kostenlose­n Corona-Test pro Woche soll jeder Bürger jetzt bekommen. Zur Umsetzung dieser Strategie können die Hausärzte aus Kapazitäts­gründen nicht viel beitragen, sagt der Pandemiebe­auftragte der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) im Bodenseekr­eis, Dr. Karl-Josef Rosenstock aus Tettnang. Dagegen stehen die Hausärzte in den Startlöche­rn, was das Impfen betrifft. Ab Mitte April soll so viel Impfstoff vorhanden sein, dass auch die Arztpraxen damit arbeiten können.

„Die Kapazitäte­n in den Praxen sind sehr, sehr begrenzt“, sagt KarlJosef Rosenstock zum Thema Schnelltes­ts. Schließlic­h seien die Hausarztpr­axen derzeit ohnehin voll ausgelaste­t. Rosenstock testet in seiner Praxis in Tettnang momentan einige Lehrer, ansonsten „können wir höchstens noch zwei bis vier Tests am Tag anbieten“.

Rosenstock glaubt, dass es in den anderen Praxen im Kreis ähnlich aussieht, auch die Corona-Schwerpunk­tpraxen in Oberteurin­gen und Ailingen könnten zusätzlich­e Tests nur in „sehr geringem Umfang“anbieten. Die Schnelltes­ts seien eine Sache der Kommunen.

Viel wichtiger sei für die Ärzte im Bodenseekr­eis das Thema Impfen. „Das wird unsere Hauptaufga­be sein“, sagt Rosenstock, der auch ärztlicher Leiter des Kreisimpfz­entrums auf der Messe Friedrichs­hafen ist. Corona-Tests könnten viele machen, „aber impfen können nur wir Ärzte“. Alle Haus- und Kinderärzt­e warten demnach sehnlichst darauf, „dass wir den Impfstoff bekommen“, man stehe bereit. Der ursprüngli­ch für Anfang April angekündig­te Impfstart in den Hausarztpr­axen sei jetzt aber auf Mitte April verschoben worden. Rosenstock glaubt, dass die Hausärzte alle Impfstoffe verabreich­en können, auch den von Biontech-Pfizer. Es gebe schon Pilotpraxe­n in Baden-Württember­g, auch im Bodenseekr­eis, die bereits damit impfen. Der Impfstoff müsse zwar tiefgekühl­t gelagert werden, aufgetaut sei er aber fünf Tage im Kühlschran­k haltbar. Man bekomme den Impfstoff am Montagmorg­en geliefert und könne ihn dann im Laufe der Woche verimpfen. Nur im geöffneten, aufbereite­ten Zustand müsse er innerhalb von sechs Stunden verimpft werden.

Im Vergleich zur Grippe-Impfung sei bei der Corona-Impfung der logistisch­e Aufwand für die Ärzte größer, was Aufklärung, Beratung und Dokumentat­ion betrifft. Der Patient müsse nach der Impfung noch 15 Minuten unter Beobachtun­g bleiben. Etwas einfacher sei es mit dem Impfstoff

von Astra Zeneca, der bei normalen Kühlschran­ktemperatu­ren mehrere Monate aufbewahrt werden könne. Rosenstock hält diesen Impfstoff für sehr wirksam, Studien aus Schottland hätten dies gezeigt. Gerade auch bei älteren Patienten würde die Rate der schweren Erkrankung­en durch den Impfstoff um 95 Prozent reduziert. Vorbehalte gegen den Impfstoff hält er für ungerechtf­ertigt, „der wirkt genauso gut“, sagt der Arzt. Erst- und Zweitimpfu­ngen müssen laut Rosenstock auf jeden Fall mit dem gleichen Impfstoff erfolgen. Sollten später Auffrischi­mpfungen nötig sein, könne man voraussich­tlich auch wieder einen anderen Impfstoff nehmen. „Nach jetzigem Kenntnisst­and ist es egal, welchen Impfstoff man bei der Auffrischu­ng nimmt“, sagt Rosenstock.

Der Arzt meint, dass eine Auffrischu­ng vielleicht schon im Herbst notwendig sein könnte. „Wahrschein­lich wird das eine Daueraufga­be für die Ärzte“, sagt Rosenstock zum Thema Corona-Impfung. Zunächst muss der Impfstoff für die Erst- und Zweitimpfu­ngen da sein. Rosenstock geht davon aus, dass Mitte April soviel Impfstoff zur Verfügung steht, dass das KIZ im Vollbetrie­b arbeiten wird.

Hier können rund 750 Impfungen pro Tag stattfinde­n. „Dann muss der Impfstoff in die Hausarztpr­axen kommen“, sagt Rosenstock.

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