Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ärger über lange Schließzeiten am Übergang Kehlen
Deutsche Bahn entschuldigt sich für technische Störung, die nichts mit dem Umbau zu tun habe und abgestellt sei
KEHLEN - Der Bahnübergang in Kehlen kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nicht nur, dass er weiter gesperrt ist: Zudem haben sich besorgniserregende Berichte gehäuft. So seien dreimal in vier Wochen die Schranken für Fußgänger lange Zeit geschlossen geblieben, ohne dass ein Zug fuhr. Was zu gefährlichen Situationen führte – die Sorgen gerade um die Kinder sind daher groß. Auf SZAnfrage spricht die Deutsche Bahn von einer technischen Störung, die nun behoben sei.
Das Vorkommnis als solches sei nicht neu, heißt es von manchen Kehlenern. Aufgrund der Häufigkeit der Störungen wurde es jüngst in der Facebookgruppe „Ortsteil Kehlen“thematisiert.
Wie es sich auswirkt, wenn die Schranken sich nicht öffnen, das hat Anita Schmid am Donnerstag, 4. März, selbst erlebt. Kurz nach 12 Uhr hatte sie den Enkel im Kindergarten abgeholt und kam gegen 12.15 Uhr zum Bahnübergang. Vor der geschlossenen Schranke sollte sich alsbald eine kleinere Menge ansammeln, wobei eine Frau bekundete, schon zehn Minuten zu warten, erinnert sich Anita Schmid.
Nach weiteren Minuten bei „rot“und geschlossener Schranke und ohne Zugverkehr seien viele Erwachsene eben doch übers Gleis gegangen gefolgt von einem Schulkind mit Roller, wie Anita Schmid erzählt.
Sie selbst hatte sich mit ihrem Mann, der den größeren Enkel von der Schule abgeholt hatte und auf der anderen Seite der Gleise stand, mittels Handzeichen verständigt. Opa und Enkel setzten sich ins Auto und fuhren auf der Südumfahrung außen herum, um die beiden abzuholen. „Um 12.45 Uhr sind wir ins Auto gestiegen“, sagt Anita Schmid.
Ähnliches erlebt hat Anja Badent beim Spaziergang vor etwa drei Wochen. „Die BOB kam, hielt und stand dann in Kehlen“, erzählt sie. Was bei geschlossener Schranke lange Zeit so war – auch noch, nachdem aus der Gegenrichtung ein Zug gekommen war. Zu den Kommentaren in der Wartezeit gehörte ein Erfahrungsbericht, dass die Schranken in vier Wochen das dritte Mal ohne Anlass lange geschlossen blieben. Weder sei eine Durchsage noch eine Anzeige auf dem digitalen Laufband erfolgt, erinnert sich Anja Badent – wie auch daran, dass Kinder „ausgebremst“werden mussten, die dem schlechten Vorbild von Erwachsenen folgen und den Übergang passieren wollten.
Nach 30 bis 40 Minuten, so ihre Schätzung, sei die Geißbockbahn wieder losgefahren, und die Schranken öffneten sich.
Wie prekär die Situation für Kinder – mit einer langen Zeit des Wartens, womöglich vor oder nach der Schule – sein mag, das greift die Administratorin in ihrem Beitrag im „Ortsteil Kehlen“auf: „Da bleibt nur an die Gemeinschaft zu appellieren: Die Kinder in solch einem Moment nicht einfach stehen zu lassen. Natürlich
sollte man sie auch nicht über die Gleise führen. In solchen Fällen ruft die Bahn auf, die 110 zu wählen. Kinder haben i.d.R. auch die Telefonnummern der Eltern dabei. Da dürfte schnell eine Hilfe da sein.“
Auf die wiederholte, die zweite Anfrage der SZ hin teilt eine Bahnsprecherin mit: „Es gab eine technische Störung am Bahnübergang in Kehlen. Diese führte zu verlängerten Schließzeiten beim Bahnübergang. Wir entschuldigen uns dafür.
Der Bahnübergang in Kehlen wurde schnellstmöglich repariert. Aktuell funktioniert der Bahnübergang
wieder störungsfrei, und die Schließzeiten der Schranken entsprechen den geltenden Richtlinien.
Verneint wurde eine damit einhergehende Anfrage: „Die aufgetretene Störung hat weder mit den Arbeiten zur Elektrifizierung auf der Südbahn noch mit den durchgeführten Umbaumaßnahmen am Bahnübergang Kehlen zu tun.“
Die DB weist auf ihre Infos zum richtigen Verhalten an Bahnanlagen hin, die sich finden unter: https://www.deutschebahn.com/ de/sicher_drueber-1182090