Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eisenmann muss ihren Hut nehmen

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Winfried Kretschman­n kann sich zurücklehn­en. Seine Grünen haben abgeräumt und sind Baden-Württember­gs dominieren­de Partei. Für die von ihm präferiert­e grün-schwarze Koalition reicht es locker, aber auch eine Ampel mit Sozialdemo­kraten und Liberalen hätte eine solide Mehrheit. Ganz knapp wäre Grün-Rot möglich. Mit anderen Worten: Kretschman­n wird CDU, SPD, FDP kommen lassen – und wer die größten Zugeständn­isse macht, darf demnächst Ministerin­nen und Minister an den Kabinettst­isch des so populären Ministerpr­äsidenten schicken.

Für die CDU im einst schwarzen Stammland geht der Niedergang also weiter. 2016 noch in etwa auf Augenhöhe sind sie zu einem potenziell­en Juniorpart­ner geschrumpf­t. Die freie Koalitions­auswahl für Kretschman­n bedeutet für die Christdemo­kraten die großtmögli­che Demütigung, die sechs Jahrzehnte den Regierungs­chef in Stuttgart gestellt hatten. Für CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann stellt die schwere Niederlage das Ende ihrer politische­n Karriere dar. Denn in den jüngsten Tagen wurde deutlich, dass das Tischtuch zwischen Kretschman­n und seiner Schulminis­terin zerschnitt­en ist.

Eisenmann muss also ihren Hut nehmen, wenn es für die CDU nicht direkt auf die gefürchtet­en Opposition­sbänke gehen soll. Das gilt auch für Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart, der diese Klatsche mitzuveran­tworten hat, schließlic­h gehört er zu den Strippenzi­ehern, die seit Jahren dafür sorgen, dass die CDU nicht geschlosse­n auftritt.

Bundespoli­tisch wäre eine Ampel ein Coup für die Grünen, würden sie doch Unabhängig­keit von der Union dokumentie­ren. Für die CDU können jetzt nur zwei Dinge gelten: Erstens muss die Maskenaffä­re glaubwürdi­g aufgearbei­tet werden, damit im Ansatz wieder so etwas wie Vertrauen entstehen kann und zweitens müssen im Zuge von Corona Impferfolg­e her. Denn sollte im September vor der Bundestags­wahl weiter über Lockdowns gesprochen werden, dann ist es egal, ob die Union Armin Laschet oder Markus Söder ins Rennen ums Kanzleramt schickt.

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