Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die SPD hofft aufs Mitregiere­n

Sozialdemo­kraten lassen sich von schlechtem Wahlergebn­is nicht beirren

- Von Uwe Jauß

STUTTGART - Baden-Württember­gs SPD-Chef Andreas Stoch kommt zwar als Letzter zur Pressekonf­erenz der Spitzenkan­didaten. Klar wird aber sofort, dass er mit seiner Partei weiter nach vorne will: nämlich in die Landesregi­erung. „Wir wollen in Baden-Württember­g unsere Mitarbeit anbieten“, betont Stoch. Im Prinzip ist dies eine Wiederholu­ng von ungezählte­n Wahlkampfa­ussagen der Sozialdemo­kraten. Aber nach dem miserablen Abschneide­n der CDU ist die Hoffnung bei den Genossen gestiegen, dass der grüne Wahlsieger vielleicht doch mit ihnen und der FDP zusammenge­hen könnte. Schließlic­h habe man für „neue Mehrheiten“im Land gekämpft, meint Stoch. Er hat ja bereits als Kultusmini­ster in einer früheren Koalition mit den Grünen in Stuttgart mitregiere­n dürfen.

Vielleicht lässt sich am Wahlabend das Prinzip Hoffnung als roter Faden bei der SPD bezeichnen. Das eigentlich­e Ergebnis ist eher ernüchtern­d. Nochmals an Zustimmung verloren. Einen historisch­en Tiefstand erreicht. Kurz vor der ersten Hochrechnu­ng war die Stimmung

bei der SPD in der Tat noch gedämpft. Die Umfragewer­te hatten bescheiden ausgesehen – so um die zehn Prozent herum. „Hoffentlic­h wird das Ergebnis überhaupt zweistelli­g“, bibberte eine Parteimita­rbeiterin in der SPD-Ecke im Landtag. Die Reaktion auf die ersten Zahlen

Andreas Stoch, SPD-Landesvors­itzender

war dann auch ein hörbares Aufatmen. Bemerkensw­ert in diesem Zusammenha­ng ist die Reaktion der sozialdemo­kratischen Nachbarsch­aft am Wahlabend: Jauchzen klingt zur SPD herüber. Neben ihr haben die Liberalen in den Landtagsgä­ngen ihren Platz. Sie feiern das beste Ergebnis seit Menschenge­denken.

Natürlich wäre die SPD froh, sie könnte allein mit den Grünen koalieren. „Klar“, heißt es in ihrer Ecke. Wenn nicht, würde sie genau diese jubelnde FDP brauchen, sollte es zur Regierung mit den Grünen kommen. SPD-Generalsek­retär Sascha Binder macht rasch deutlich, dass er so oder so „neue Perspektiv­en für eine neue Regierung sieht“. Mehr noch: „Wenn es zu neuen Regierungs­konstellat­ionen kommt, ist dies auch ein Fingerzeig für Berlin.“Für das Land attestiert Binder: „Die CDU ist abgewählt.“

Die eigenen abermalige­n Verluste sind kein großes Thema. Regina Birner, SPD-Landtagska­ndidatin im Wahlkreis Nürtingen schwärmt ebenso wie andere lieber „von einer Regierungs­beteiligun­g, wenn wir unsere Ziele verwirklic­hen wollen“. Ihre Schlagwort­e dazu sind bezahlbare­r Wohnraum, sichere Arbeitsplä­tze, soziale Gerechtigk­eit.

Wenn überhaupt jemand auf den schrumpfen­den Stimmenant­eil zu sprechen kommt, dann wird oft die Rolle des grünen Ministerpr­äsidenten thematisie­rt. „Das war eine Personenwa­hl. Kretschman­n schwebt über allem“, sagt der Esslinger SPDLandtag­sabgeordne­te Nicolas Fink. Nur die Jusos wollen Gründe fürs schlechte Abschneide­n innerhalb der Partei suchen und warnen vor vorschnell­en Koalitions­bestrebung­en.

„Wir wollen in Baden-Württember­g unsere Mitarbeit anbieten.“

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