Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Streit nach Masken-Affäre

Union und SPD ringen um schärfere Transparen­z-Regeln

- Von Ellen Hasenkamp

BERLIN - Der Ton zwischen den Koalitions­partnern Union und SPD war zuletzt rauer geworden. Nun hat er sich im Zuge der Masken-Affäre noch einmal verschärft. Dennoch wollen die Parteien zusammen an einer Verschärfu­ng von Transparen­zregeln und Korruption­sbekämpfun­g arbei- ten. Im Detail ge- hen die Pläne al- lerdings auseinande­r.

Spitzenpol­itiker der Union verwahrten sich am Wochenende gegen die Anwürfe aus der SPD. CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak beklagte, die SPD missbrauch­e seit Monaten die Pandemie zum Wahlkampf. Nun mache sie „in einer ziemlich dreisten Art Tausende CDU-Mitglieder verächtlic­h“. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hatte der Union ein strukturel­les Problem unterstell­t: „In Teilen von CDU und CSU ist das Prinzip, dass eine Hand die andere wäscht, immer wieder zum Vorschein gekommen.“

In den vergangene­n Tagen verließen drei Abgeordnet­e die Unionsfrak­tion; Hintergrun­d waren entweder Provisione­n für die Vermittlun­g von Schutzmask­en oder der Verdacht bezahlter Einflussna­hme zugunsten der autoritär regierten Kaukasusre­publik Aserbaidsc­han. Die Betroffene­n wiesen die Anschuldig­ungen zurück. Bis Freitagabe­nd hatten auf Aufforderu­ng der Unionsfrak­tionsspitz­e alle Abgeordnet­en erklärt, „aus dem Kauf oder Verkauf von Medizinpro­dukten

keine finanziell­en Vorteile“erzielt zu haben. Die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Silvia Breher lobte das „schnelle und rigorose“Vorgehen der Fraktionss­pitze. Sie bezeichnet­e es im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“zugleich als „traurig, dass eine solche eigentlich selbstvers­tändliche Erklärung notwendig geworden ist“. Nun müssten konkrete Konsequenz­en gezogen werden: Es dürfe nicht angehen, dass sich „Abgeordnet­e ihr Mandat vergolden lassen“. Zugleich müsse darauf geachtet werden, dass bei den veröffentl­ichungspfl­ichtigen Daten zum Beispiel Landwirte unter den Abgeordnet­en wegen ihrer hohen Umsätze bei zugleich hohen Betriebsko­sten nicht ungerechtf­ertigt in ein schlechtes Licht gerückt würden.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt forderte die SPD zur raschen Einigung auf schärfere Transparen­zregeln auf. „Wir sind bereit, sehr schnell im Bundestag die neuen Transparen­zregeln mit der SPD zu vereinbare­n“, sagte er. Der geschäftsf­ührende Vorstand der Unionsfrak­tion hatte zuvor einen entspreche­nden Zehn-Punkte-Plan beschlosse­n. SPDGeneral­sekretär Lars Klingbeil forderte allerdings, Einkünfte, die Abgeordnet­e neben ihrem Mandat erzielen, sollten auf Euro und Cent genau offengeleg­t werden, nicht erst ab 100 000 Euro, wie die Union vorschlage. In dieser Woche wollen Union und SPD weiter beraten.

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FOTOS:DPA/AFP Norbert Walter-Borjans (SPD, links) und Paul Ziemiak (CDU).
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