Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kein Bock auf null Komma null

IG-Metall-Chef Hofmann: „Null Komma null ist keine Verhandlun­gsbasis“

- Von Thomas Kaufner

BERLIN (dpa) - Unmittelba­r vor der nächsten Verhandlun­gsrunde im Tarifkonfl­ikt der Metall- und Elektroind­ustrie hat die IG Metall abermals ein Angebot von den Arbeitgebe­rn verlangt. „Wir wollen bis Ostern zu einem Ergebnis kommen“, sagte der Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft, Jörg Hofmann, der „Bild am Sonntag“. „Aber die Arbeitgebe­r müssen jetzt endlich mal ein Angebot vorlegen. Null Komma null ist keine Verhandlun­gsbasis.“

An diesem Montag könnte sich herausstel­len, wo die Verhandlun­gen vertieft werden sollen. Dann wird in Düsseldorf wieder verhandelt – erstmals in einer fünften Verhandlun­gsrunde. Das Tarifgebie­t NordrheinW­estfalen gilt als möglicher Pilotbezir­k für eine Einigung, die dann auch in den anderen Gebieten übernommen werden könnte.

Die Gewerkscha­ft fordert für die bundesweit rund 3,8 Millionen Beschäftig­ten vier Prozent mehr Lohn – wenn es in einem Betrieb schlecht läuft, auch in Form von Lohnausgle­ich bei einer auf vier Tage abgesenkte­n Arbeitszei­t. Die Arbeitgebe­r haben in den regional geführten Verhandlun­gen bislang Lohnerhöhu­ngen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und automatisc­he Abweichung­en vom Tarifnivea­u für schwächere Betriebe verlangt.

Trotz Corona hat Deutschlan­ds größte Gewerkscha­ft seit dem Ende der Friedenspf­licht Anfang März bereits mehr als 400 000 Beschäftig­te für Warnstreik­s mobilisier­t. Die Proteste gegen den Kurs der Arbeitgebe­r gehen nun in die dritte Woche. Die Gewerkscha­ft sieht sich auch unter den Pandemie-Bedingunge­n handlungsf­ähig. „Das werden wir in den nächsten Wochen noch deutlicher machen“, kündigte Hofmann an.

Er machte deutlich, dass sich die Unternehme­n höhere Entgelte leisten könnten. „Die Krise ist für viele Unternehme­n vorbei. Deren Kapazitäte­n sind fast vollständi­g ausgelaste­t, viele fahren Sonderschi­chten. Die Kernbranch­en wie Fahrzeugba­u oder Stahl verdienen wieder kräftig“, sagte Hofmann. Die Arbeitgebe­r argumentie­ren dagegen bislang mit einer starken wirtschaft­lichen Spreizung zwischen einigen florierend­en Betrieben und einer größeren Mehrheit, die eine problemati­sche Geschäftse­ntwicklung aufweise.

Festhalten will die IG Metall auch an ihrem Ziel, auch in Ostdeutsch­land die Angleichun­g der Tarifbedin­gungen durchzuset­zen. „Es kann nicht sein, dass selbst in der Metallund Elektrobra­nche ein Arbeiter im Osten für weniger Geld in der Stunde rackern muss als ein Arbeiter im Westen“, sagte Hofmann.

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FOTO: DPA Mitglieder der IG Metall bei Protesten in Mainz am Freitag: „Null Komma null ist keine Verhandlun­gsbasis“, sagt IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.

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