Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mallorca freut sich auf Oster-Touristen

Weil die Insel eine niedrige Corona-Inzidenz hat, sind Gastronomi­e und Hotels ab sofort wieder offen

- Von Ralph Schulze

PALMA DE MALLORCA - Es ist eine Postkarten­kulisse: Im Hintergrun­d das blau schimmernd­e Mittelmeer. Am Himmel schaut die Sonne zwischen den weißen Wolken hervor. Eine leichte Brise bewegt die Blätter der Palmen an der Promenade. Wer bekommt bei solchen Szenen keine Lust, dem Lockdown in der Heimat zu entfliehen und sich am Strand von der Corona-Dauerkrise zu erholen?

„Mallorca erwartet euch schon“, lockt Francina Armengol die coronamüde­n europäisch­en Urlauber. Die Insel sei nach monatelang­em Kampf gegen das Virus wieder ein „sicheres Ziel“, versichert die 49-jährige Regierungs­chefin der Balearisch­en Inseln. Armengol suchte sich einen besonderen Ort für ihre frohe Botschaft aus: das Dach des Kongresspa­lastes in Palma de Mallorca, das einen atemberaub­enden Blick über die Meeresbuch­t bietet.

In luftiger Höhe gab Armengol den Neustart des internatio­nalen Tourismus auf Mallorca bekannt. Schon in den Osterferie­n soll das Urlaubsges­chäft wieder anrollen. Die Reisekonze­rne wie Europas größter Veranstalt­er Tui melden bereits steigende Buchungsza­hlen und wollen ihre Programme wieder hochfahren. „Wir kommen dem Wunsch unserer Urlauber nach und planen, Osterferie­n auf Mallorca zu ermögliche­n“, sagt TuiDeutsch­landchef Marek Andryszak.

Passend zum Saisonstar­t hob das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) nun die Einstufung Mallorcas als Corona-Risikogebi­et auf. Auch die anderen balearisch­en Inseln Ibiza und Menorca strich das RKI aus der Liste, ebenso wie die Region Valencia mit der Costa Blanca. Damit fällt jetzt die heimatlich­e Quarantäne- und Testpflich­t für deutsche Mallorca-Rückkehrer weg. Für die Schweizer Behörden ist Mallorca ebenfalls keine Risikozone mehr.

Im Dezember und Januar gehörte Mallorca noch zu den spanischen Corona-Hotspots. Doch Dank harter Corona-Regeln schafften es die Mallorquin­er, die Zahl der Infektione­n stark zu drücken. Heute steht die Urlaubsins­el mit einer 7-Tage-Inzidenz von 21 Fällen pro 100 000 Einwohner sehr viel besser da als Deutschlan­d und die meisten anderen europäisch­en Länder.

„Wir sind das Mittelmeer­ziel mit der niedrigste­n Ansteckung­sinzidenz“, sagt Armengol. „Und wir wollen dieses Jahr wieder zu einer führenden Reisedesti­nation werden.“Mallorca ist seit Jahren die meistbesuc­hte

Urlaubsins­el Europas. Aber im Corona-Jahr 2020 erlebte das Eiland, das vom Tourismus lebt, den schlimmste­n Besucherei­nbruch der Geschichte: Statt der üblichen zwölf Millionen Feriengäst­e kamen nur zwei Millionen in- und ausländisc­he Urlauber.

Unabhängig von der wegfallend­en Quarantäne­pflicht für deutsche und auch für Schweizer Reiserückk­ehrer wird aber die bestehende PCR-Testpflich­t für alle Mallorca-Besucher vermutlich noch länger gelten. Denn die Urlaubsins­el will einen neuen Virusrückf­all, der die erhoffte Erholung des Tourismusg­eschäfts wieder ausbremsen könnte, mit allen Mitteln vermeiden.

Der negative Corona-Test muss bei der Einreise auf dem Airport in Palma präsentier­t werden und darf nicht älter sein als 72 Stunden. Die Airlines verlangen den Testnachwe­is meist bereits beim Einschecke­n auf dem Heimatflug­hafen. Bei vielen Reiseveran­staltern kann die Corona-Analyse inzwischen gleich mitgebucht werden, einige übernehmen sogar die Testkosten. Zudem müssen alle internatio­nalen Mallorca-Reisenden im „Spain Travel Health-Portal“ein Formular zur Gesundheit­skontrolle ausfüllen, das einen QR-Code erzeugt, der bei der Einreise auf der Insel vorgelegt werden muss.

Wer über Ostern nach Mallorca kommt, wird allerdings auch dort daran erinnert werden, dass die CoronaPand­emie noch nicht überwunden ist. Es gilt weiterhin auf der Insel die totale Maskenpfli­cht. Sogar im Freien, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Die Maske muss auch in Biergärten, Cafés, Kneipen und Restaurant­s benutzt werden. Nur im Moment des Getränke- und Speisenkon­sums darf man „oben ohne“sein.

Die Gastronomi­e ist erst seit Kurzem wieder geöffnet, aber nur bis fünf Uhr nachmittag­s und mit verringert­er Personenka­pazität. Frühstück im Café oder Mittagesse­n in einem Gasthaus ist also möglich, Abendessen außerhalb der Unterkunft derzeit nicht. Nur die Hotelresta­urants haben abends für ihre Gäste auf. Immerhin: Sonnen am Strand ist auch wieder erlaubt. Aber nächtliche­s Ausgehen ist nicht drin: Es gilt eine Ausgangssp­erre von 22 Uhr bis sechs Uhr morgens.

Übrigens: Auch auf den Kanarische­n Inseln und auf dem spanischen Festland ist die Einreise für ausländisc­he Osterurlau­ber mit negativem Corona-Test erlaubt, teilte Spaniens Gesundheit­sministeri­n Carolina Darias mit. Obwohl die wöchentlic­he Corona-Inzidenz dort mit Werten zwischen 61 (Kanaren) bis 107 (Madrid) deutlich höher liegt als auf Mallorca und die meisten spanischen Regionen, darunter auch die Kanarische­n Inseln, weiterhin als Risikogebi­et gelten.

Während internatio­nale Touristen aus Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg sich also auf einen Osterurlau­b in Spanien freuen können, haben spanische Touristen das Nachsehen. Für sie verhängten die nationalen Gesundheit­sbehörden ein strenges Reiseverbo­t. Viele Spanier sind entspreche­nd sauer, denn sie dürfen sich in den Osterferie­n nur innerhalb ihrer Wohnregion bewegen.

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FOTO: IMAGO IMAGES/RAINER MIRAU Bald dürfte der Trubel wieder losgehen – auch in Port d’Alcudia, dem bezaubernd­en Hafen im Süden Mallorcas.

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