Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Debakel im Debakel
Jetzt ist es keine historische Niederlage mehr, sondern die Fortsetzung und Steigerung des Debakels von 2016: Zum zweiten Mal überhaupt und nun in Folge hat die CDU im Kreis Ravensburg das Direktmandat bei einer Landtagswahl verpasst. Zum zweiten Mal ist dieses Ergebnis mit dem Namen August Schuler verbunden. Viele werden es nicht fassen: Wo Rudolf Köberle vor zehn Jahren noch mehr als 43 Prozent holte, zittert man jetzt ums Zweitmandat.
Dabei schien der direkte Kontrahent verwundbar. Als Gesundheitsminister stand Manfred Lucha von den Grünen beim Pandemie-Management in der ersten Reihe und spätestens seit dem ruckeligen Start in die Impfkampagne direkt in der Kritik. Zweifel an der Krisenfestigkeit von Politik haben einige namentlich auch an dem Ravensburger festgemacht. Geschadet in Form von Stimmen hat es ihm am Ende nicht. Während der passionierte Radfahrer Lucha auch im Windschatten von Landesvater Kretschmann den Berg mühelos hinaufkam, erwies sich am Hinterrad des ebenso passionierten Radfahrers Schuler Herausforderin Susanne Eisenmann als Bremsklotz.
Der CDU-Kandidat hat aber auch sein Scherflein dazu beigetragen, dass das Ergebnis so ausgefallen ist: Mit Wohlwollen könnte man ihm attestieren, fünf Jahre lang in Stuttgart unauffällig geblieben zu sein. Das Personalproblem der CDU an der Landesspitze setzt sich im Kreis nahtlos fort. Das Kind dürfte schon in den Brunnen gefallen sein, als es im Frühjahr 2020 hinter den Kulissen nicht gelungen war, Schuler von einer neuerlichen Kandidatur abzubringen. Jetzt wird es wieder so schnell nichts werden mit dem Erneuerungsprozess.
Spannend wird die Frage, wie es mit Lucha in der neuen Landesregierung weitergeht. Der Ravensburger hat in seinem Amt Akzente gesetzt, vor allem vor Corona, vor allem im Ressort Soziales. Unumstritten war er nicht, präsent sehr wohl. Gestritten hat er zuletzt vor allem mit Kultusministerin Susanne Eisenmann. Dass diese nun von der Bühne verschwinden dürfte, wird ihm den Sonntagabend zusätzlich versüßt haben.