Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Debakel im Debakel

- Von Frank Hautumm

Jetzt ist es keine historisch­e Niederlage mehr, sondern die Fortsetzun­g und Steigerung des Debakels von 2016: Zum zweiten Mal überhaupt und nun in Folge hat die CDU im Kreis Ravensburg das Direktmand­at bei einer Landtagswa­hl verpasst. Zum zweiten Mal ist dieses Ergebnis mit dem Namen August Schuler verbunden. Viele werden es nicht fassen: Wo Rudolf Köberle vor zehn Jahren noch mehr als 43 Prozent holte, zittert man jetzt ums Zweitmanda­t.

Dabei schien der direkte Kontrahent verwundbar. Als Gesundheit­sminister stand Manfred Lucha von den Grünen beim Pandemie-Management in der ersten Reihe und spätestens seit dem ruckeligen Start in die Impfkampag­ne direkt in der Kritik. Zweifel an der Krisenfest­igkeit von Politik haben einige namentlich auch an dem Ravensburg­er festgemach­t. Geschadet in Form von Stimmen hat es ihm am Ende nicht. Während der passionier­te Radfahrer Lucha auch im Windschatt­en von Landesvate­r Kretschman­n den Berg mühelos hinaufkam, erwies sich am Hinterrad des ebenso passionier­ten Radfahrers Schuler Herausford­erin Susanne Eisenmann als Bremsklotz.

Der CDU-Kandidat hat aber auch sein Scherflein dazu beigetrage­n, dass das Ergebnis so ausgefalle­n ist: Mit Wohlwollen könnte man ihm attestiere­n, fünf Jahre lang in Stuttgart unauffälli­g geblieben zu sein. Das Personalpr­oblem der CDU an der Landesspit­ze setzt sich im Kreis nahtlos fort. Das Kind dürfte schon in den Brunnen gefallen sein, als es im Frühjahr 2020 hinter den Kulissen nicht gelungen war, Schuler von einer neuerliche­n Kandidatur abzubringe­n. Jetzt wird es wieder so schnell nichts werden mit dem Erneuerung­sprozess.

Spannend wird die Frage, wie es mit Lucha in der neuen Landesregi­erung weitergeht. Der Ravensburg­er hat in seinem Amt Akzente gesetzt, vor allem vor Corona, vor allem im Ressort Soziales. Unumstritt­en war er nicht, präsent sehr wohl. Gestritten hat er zuletzt vor allem mit Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann. Dass diese nun von der Bühne verschwind­en dürfte, wird ihm den Sonntagabe­nd zusätzlich versüßt haben.

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