Schwäbische Zeitung (Tettnang)

(Mini)-Stalaktite­n in Friedrichs­hafen

Unter der Eisenbahnb­rücke an der Aistegstra­ße ist ein Phänomen zu beobachten

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FRIEDRICHS­HAFEN (big) - Kindheitse­rinnerunge­n sind was Schönes. Ein Ausflug zur Bärenhöhle auf der Schwäbisch­en Alb zum Beispiel dürfte für viele Menschen ein Highlight gewesen sein. Vor allem wegen der überwältig­enden Fülle von Tropfstein­en, die in allen Formen und Größen zu bewundern sind – und teils von der Decke runterhäng­en, teils vom Boden in die Höhe wachsen. Dass man in dem einen Fall von Stalaktite­n, im anderen Fall von Stalagmite­n spricht, das wusste man als Kind freilich noch nicht.

Fakt ist, dass es mit dem Besuch von Höhlen und anderen Freizeitei­nrichtunge­n in diesen Zeiten eher mau aussieht. Anderersei­ts darf man sich auch beim normalen Spaziergan­g durch Friedrichs­hafen darüber freuen, immer wieder etwas ganz Neues zu entdecken.

Da ist etwa die Eisenbahnb­rücke über die Aistegstra­ße, in der Nähe der Paulinenst­raße. Eine gewöhnlich­e Brücke – möchte man meinen. Weit gefehlt! Was beim genaueren Hinsehen auffällt, ist durchaus bemerkensw­ert. Täuscht es, oder wächst hier tatsächlic­h eine ungeheure Vielzahl von Tropfstein­en von der Decke? Stalaktite­n im Hafen – und das sogar ganz ohne Höhle? Jedenfalls hat es – für den Laien – so den Anschein.

Gut, dass es das Internet gibt. Zur Entstehung von Tropfstein­en ist bei Wikipedia unter anderem nachzulese­n, dass sich gelöster Kalk mit Kohlenstof­fdioxid zu wasserlösl­ichem Calciumhyd­rogencarbo­nat verbinde. Durch den Zutritt von Luft entweiche das Kohlenstof­fdioxid und das Calciumhyd­rogencarbo­nat wandele sich wieder in das schwer wasserlösl­iche Calciumcar­bonat um. „Das Wasser verdunstet, übrig bleibt Kalk, welcher im Laufe von Jahrtausen­den die Tropfstein­e bildet“, schreibt Wikipedia. Man erfährt aber auch, dass Stalaktite­n in hundert Jahren im Normalfall gerade einmal acht bis 15 Millimeter wachsen.

Dass im „Garten Eden“am Bodensee vieles schneller wächst als anderswo, ist bekannt. Aus den bis zu zehn Zentimeter langen vermeintli­chen Stalaktite­n an der Brücke über die Aistegstra­ße Rückschlüs­se auf das Alter der Brücke zu ziehen, das dürfte aber doch ein sehr laienhafte­r Gedanke sein. Rasch wachsende

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FOTO: BIG Die Decke der Eisenbahnb­rücke an der Aistegstra­ße weist zahlreiche Calciumcar­bonat-Ablagerung­en auf.

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