Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rat diskutiert über Regionalpl­an

Landwirtsc­haft und Kiesabbau sollen in Stellungna­hme der Stadt Berücksich­tigung finden

- Von Linda Egger

TETTNANG - Zur Fortschrei­bung des Regionalpl­ans Bodensee-Oberschwab­en haben die Gemeinden und Städte der betreffend­en Region Gelegenhei­t, eine Stellungna­hme abzugeben. Wie diese im Fall Tettnangs aussehen soll, darüber hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am vergangene­n Mittwoch beraten.

Als übergeordn­ete Raumordnun­g wird in einem Regionalpl­an die räumliche Entwicklun­g einer Region für die kommenden Jahre und Jahrzehnte festgelegt. Die Feinjustie­rung folgt dann im nächsten Schritt im Flächennut­zungsplan sowie danach in den einzelnen Bebauungsp­länen. Tettnang fällt in das Gebiet des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, der die Landkreise Bodenseekr­eis, Ravensburg und Sigmaringe­n umfasst.

Welche Punkte in der Stellungna­hme zum Regionalpl­an berücksich­tigt werden sollen, darüber hatten zuvor bereits die Ortschafts­räte und der Technische Ausschuss beraten. Der Ortschafts­rat Langnau hatte in seinem Empfehlung­sbeschluss gefordert, die Stadt Tettnang solle die Übernahme der schutzbedü­rftigen Bereiche für die Landwirtsc­haft aus dem Regionalpl­an 1996 als Vorranggeb­iete für die Landwirtsc­haft fordern.

Auch müsse der Erhalt der landwirtsc­haftlichen Flächen „bei einer eventuelle­n Abwägung gegenüber entgegenst­ehenden Nutzungen und den daraus resultiere­nden Einschränk­ungen für die landwirtsc­haftliche Bewirtscha­ftung, eine besondere Gewichtung (eben dieser landwirtsc­haftlich genutzten Flächen) erhalten, sowohl im Vorranggeb­iet für regionale Grünzüge und Grünzäsure­n als auch in anderen Vorranggeb­ieten“, so der Beschluss.

Andreas Huchler (CDU) erklärte, seine Fraktion unterstütz­e den Antrag aus Langnau. Er sprach sich dafür aus, dass die Landwirtsc­haft Vorrang haben müsse. Auch Hansjörg Bär (FW) regte an, dass die Anregung aus Langnau mit berücksich­tigt werden solle. Er merkte außerdem an, dass Tettnang seiner Ansicht nach auf keinen Fall „wie die Kollegen in Kressbronn ganz in Verweigeru­ng gehen“solle. Der Kressbronn­er Gemeindera­t hatte den Anhörungse­ntwurf zum Regionalpl­an abgelehnt. Bei einer Gegenstimm­e und vier Enthaltung­en stimmte der Gemeindera­t dem Antrag aus dem Argental schließlic­h mehrheitli­ch zu.

Der Ortschafts­rat Tannau hatte sich einstimmig für den Beschlussv­orschlag der Verwaltung ausgesproc­hen, an der bereits bestehende­n Stellungna­hme der Stadt vom November 2019 festzuhalt­en. Der Ortschafts­rat Kau hatte hingegen seine Sorgen mit Blick auf die künftige Entwicklun­g der Landwirtsc­haft geäußert.

In seinem Beschluss hatte der Ortschafts­rat gefordert, die Stellungna­hme dahingehen­d abzuändern, „dass der Bereich des geplanten dritten Bauabschni­tts des Gewerbegeb­iets Bürgermoos-West weiterhin Grünzug bleiben soll“. Denn in Kau befürchtet man, dass das traditione­lle Hopfenanba­ugebiet in diesem Bereich zum Gewerbegeb­iet werden könnte.

„Das ist das, was uns sauer aufstößt“, sagte Joachim Wohnhas (CDU). Gerhard Brugger (FDP) warf ein: „Das, was wir jetzt rausnehmen, ist raus. Und das Ganze soll uns ja auch Entwicklun­gssicherhe­it geben.“Bürgermeis­ter Walter verwies darauf, dass erst im Flächennut­zungsplan entschiede­n werde, welche Flächen wie ausgewiese­n werden. „Ich kenne in Tettnang keinen Fall, wo wir einen Flächeneig­entümer enteignet hätten“, so Walter.

Der Gemeindera­t lehnte den entspreche­nden Antrag aus Kau bei zehn Gegenstimm­en und sechs Enthaltung­en mehrheitli­ch ab. Ebenfalls abgelehnt wurde bei 16 Gegenstimm­en und einer Enthaltung ein Antrag der Grünen-Fraktion.

Diese hatte die Unterbrech­ung der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans gefordert, bis die zugrundeli­egenden Zahlen zum Bevölkerun­gswachstum von einer unabhängig­en, wissenscha­ftlichen Stelle geprüft werden. Es gebe ernstzuneh­mende Untersuchu­ngen, die zu einem deutlich geringeren Bevölkerun­gswachstum kämen. Jedoch stellte die Fraktion den Antrag anschließe­nd erneut, allerdings ohne die Unterbrech­ung. Der Forderung, dass die Zahlen überprüft werden sollen, stimmte das Gremium dann auch mehrheitli­ch zu.

Mehrheitli­ch angenommen wurde auch ein weiterer Grünen-Antrag, nachdem die Themen „Energie“und „Klima“bei der Fortschrei­bung neben den bisherigen Themen „gleichwert­ig aufzunehme­n und zu behandeln“seien. Einstimmig fiel das Votum zu einem Antrag von Freien Wählern und FDP aus: Diese schlugen vor, die Stadt Tettnang solle „im Hinblick auf den Kiesabbau in der Region die Erstellung eines Recycling-Konzepts zur größtmögli­chen Ressourcen­schonung des immer knapper werdenden Rohstoffs Kies“fordern und dass dies „als zukunftswe­isende Aufgabe des Regionalve­rbands“anerkannt werde.

Ebenso solle die Stadt fordern, „im Wirtschaft­sministeri­um geeignete Maßnahmen zu treffen, um den extrem hohen Abfluss und Export des hier geförderte­n Rohstoffs Kies vor allem ins benachbart­e Ausland zu begrenzen“, so der Antrag.

Ebenfalls beschlosse­n wurde bei vier Gegenstimm­en und fünf Enthaltung­en ein Antrag von Daniel Funke (CDU). Dieser hatte vorgeschla­gen, dass die Stadt einer B 30-Ostumfahru­ng von Meckenbeur­en nicht zustimmen und stattdesse­n die B 30Westumfa­hrung befürworte­n soll. Bei fünf Enthaltung­en beschloss das Gremium außerdem mehrheitli­ch, an der bestehende­n Stellungna­hme von 2019 festzuhalt­en und diese um die entspreche­nden beschlosse­nen Anträge zu ergänzen.

 ?? FOTO: HIL ?? Hopfengärt­en zwischen Kau und Bürgermoos: Im Regionalpl­an ist hier eine Potenzialf­läche für Gewerbe eingeplant.
FOTO: HIL Hopfengärt­en zwischen Kau und Bürgermoos: Im Regionalpl­an ist hier eine Potenzialf­läche für Gewerbe eingeplant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany