Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Im Tourismus verläuft die Krise bisher glimpflich
Die Zahlen für 2020 sind in Lindau besser als in den meisten anderen Regionen – Ausblick gibt Hoffnung
LINDAU - Natürlich mussten Hoteliers und andere Vermieter Einbußen hinnehmen. Insgesamt ist Lindaus Tourismus aber besser durch die Krise gekommen als der in anderen Regionen. Auch der Ausblick macht Hoffnung.
Neue Rekordmarken bei Gästezahlen oder Übernachtungen waren für Hoteliers, Ferienwohnungsvermieter oder Campingplatzbetreiber im Corona-Jahr 2020 natürlich nicht möglich. Deshalb zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamts und des Amts für Tourismus der Stadt Lindau auch fast überall ein Minus.
Umso wichtiger ist der Vergleich mit anderen Urlaubsregionen wie dem Allgäu oder dem Schwarzwald. Und da schneidet Lindau gut ab: Während in Bayern und BadenWürttemberg insgesamt nur halb so viele Gäste kamen wie im Vorjahr und im Allgäu wie im Schwarzwald mehr als vier von zehn Gästen aus dem Vorjahr fehlten, lag das Minus bei den Ankünften in Lindau nur bei 36 Prozent – auf gleicher Höhe wie am ganzen Bodensee.
Das gilt auch für die Zahl der Übernachtungen, die weniger stark gesunken ist. Das bedeutet, dass Gäste länger geblieben sind als in Vorjahren. Das Minus lag für Bayern und Baden-Württemberg bei 40 Prozent, im Schwarzwald bei 37 Prozent, im Allgäu bei 27 Prozent und in Lindau wie am Bodensee insgesamt bei 24 Prozent. LTK-Chef Carsten Holz fasst das in der Aussage zusammen, dass Lindau einigermaßen glimpflich davongekommen sei: „Wir können von Glück sagen, dass die Einbrüche nicht so stark sind wie in anderen Gegenden.“
Im Detail zeigen die Zahlen aber deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern. So ist das Minus bei den Campingplätzen am geringsten, auch die Vermieter von Ferienwohnungen schneiden noch recht gut ab. Deutlich größer sind die Einbrüche bei Hotels und Gasthäusern, am stärksten betroffen ist die Jugendherberge. Auffällig sind zudem die Gästezahlen im Juli und August, wenn Lindau schon in normalen Jahren ausgebucht ist. Im August 2020 weisen alle Anbieter noch ein Plus aus.
Was die Statistik nicht zeigt, ergänzt Holz, ist nämlich, dass im vergangenen Jahr „ganz andere Gäste“in Lindau waren als üblich. Es gab ja keine Tagungen, somit entfiel die üblicherweise große Zahl der Geschäftsreisenden. Stattdessen haben viele Familien Urlaub in Lindau gemacht. Und einige von denen kommen dieses Jahr wieder, erwartet Holz.
Zwar sei derzeit noch völlig offen, wann Hotels, Campingplätze und Ferienwohnungen
wieder Gäste aufnehmen dürfen, aber für den Sommer gebe es bereits Buchungen. Dass es an Ostern losgeht, hält Holz angesichts steigender Corona-Zahlen für wenig wahrscheinlich. „Unser Fokus ist eher auf Pfingsten gerichtet.“Wie im Vorjahr soll dann der Tourismus Fahrt aufnehmen.
Für wichtig hält Holz, dass die Politik Anzeichen gibt, unter welchen Umständen die Betriebe wieder öffnen dürfen. Dass die Unternehmer das ähnlich sehen, hat Holz in der vergangenen Woche bei einem Online-Treffen der Hoteliers erfahren. „Die Sorgen sind gewaltig“, berichtet Holz, denn derzeit gebe es keine Aussicht auf ein Ende des Lockdowns für die Reisebranche. Holz setzt dabei große Hoffnungen auf die neue sogenannte Luca-App, die in Gaststätten, aber auch bei Veranstaltungen das Nachverfolgen der Kontakte erleichtern soll, nachdem sich das Ausfüllen von Zetteln im Vorjahr nicht bewährt hat. Das war kompliziert, zudem haben viele Gäste falsche Namen eingetragen, was im Fall einer Infektion fatal war, weil die Gesundheitsämter Betroffene nicht warnen konnten. Die LTK-Mitarbeiter würden sich in all diese Dinge einarbeiten, damit sie im Fall eines Saisonstarts allen Vermietern und Gastwirten in Lindau schnell helfen können.
Das soll Lindau zu einem schnellen Start verhelfen, wenn es denn so weit ist. Das soll Lindau aber auch zu einem sicheren Start verhelfen, denn Holz kennt sehr wohl die Ängste mancher Lindauer vor Gästescharen, die das Coronavirus nach Lindau tragen könnten. Bereits im vergangenen Sommer war es sehr voll auf der Insel, wegen der Gartenschau heuer könnten noch mehr Gäste kommen. Weil das auch Verkehrsprobleme bringt, beteiligt sich die LTK an einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt, Landkreis und Polizei, in der man gemeinsam nach Lösungen sucht. Im Gespräch mit der SZ stellt Holz klar, dass die LTK schon lange beschlossen hat, keine Werbung zu machen, die zusätzliche Tagesgäste anlockt. Wichtig sei es aber, Urlauber auf Lindau aufmerksam zu machen, damit Hotels, Gasthöfe und andere Unternehmen der Tourismusbranche in Lindau die Krise überleben. Zudem sind auch Gaststätten und Einzelhandel auf Lindaubesucher angewiesen.
Grundsätzlich hofft Holz deshalb auf den Erfolg der Impfkampagne, auf das Einhalten der Schutzmaßnahmen und auf zusätzliche Testmöglichkeiten, weil die auch andernorts ein wichtiger Baustein für die Rückkehr in ein halbwegs normales Leben sind.